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100 Millionen Defizit – Kinderspitäler schlagen Alarm
Behandlung von Kindern dauert länger, aber wird gleich abgerechnet

Die Schweizer Kinderspitäler schreien nach Hilfe: Behandlungen von Kindern werden meist gleich abgerechnet wie jene von Erwachsenen, dauern aber oft länger. Das führt zu Millionendefiziten.
Publiziert: 18.09.2024 um 10:06 Uhr

Kurz zusammengefasst

  • Schweizer Kinderspitäler fahren jährlich Millionendefizite ein
  • Behandlungen von Kindern erfordern mehr Zeit und Personal
  • Pro Notfallbehandlung eines Kindes machen die Spitäler 100 Franken Verlust
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Die Schweizer Kinderspitäler wählen den Notruf. Sie fahren jährlich Millionendefizite ein, weil die Behandlung von Kindern deutlich mehr Zeit und Personal in Anspruch nimmt als bei Erwachsenen. Vergütet wird aber alles mit dem gleichen Tarif. Die Konsequenz: Die sechs grössten Kinderkliniken der Schweiz fuhren 2023 ein Minus von 110 Millionen Franken ein, wie der «Tages-Anzeiger» berichtet.

Ein Beispiel: Während MRT-Untersuchungen bei Erwachsenen Routine sind, müssen Ärzte Kinder erst vorbereiten und beruhigen. In gewissen Fällen sogar sedieren. Das braucht einen zusätzlichen Narkosearzt. Doch bezahlt wird die Leistung wie bei einer Behandlung eines Erwachsenen.

Probleme könnten sich gar verschärfen

Ähnlich sieht die Bilanz bei Notfalluntersuchungen aus. Kinder kommen deutlich häufiger in den Notfall als Erwachsene. Pro Notfallbehandlung machen die Kliniken 100 Franken Verlust, erklärt Marco Fischer, Vorsitzender der Geschäftsleitung des Universitätskinderspitals beider Basel, gegenüber der Zeitung. «Kinder kann man nicht eng getaktet durchschleusen», betont er.

Die Untersuchungen bei Kindern nehmen oft mehr Zeit und Personal in Anspruch.
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Das Problem könnte sich ab 2026 noch verschärfen: Dann tritt mit Tardoc ein neues Vergütungssystem für ambulante Behandlungen in Kraft. Das Tarifwerk kennt keinen Ausgleich für zeitintensivere Kinderbehandlungen. Notfälle werden noch schlechter vergütet als bisher. «Wir befürchten, dass wir mit der geforderten Kostenneutralität auf unseren Defiziten sitzenbleiben», so Fischer.

Bundesrat reagiert noch nicht

Dabei werden über 90 Prozent der kleinen Patienten ambulant behandelt, um belastende Spitalaufenthalte zu vermeiden. «Nach 20 oder 30 Minuten arbeiten wir einfach gratis», erklärt Fischer.

Vom Parlament gestellte Forderungen gegenüber dem Bundesrat blieben bisher aus. Die Kinderkliniken hoffen nun, dass die Probleme vor Inkrafttreten der neuen Tarife noch behoben werden – durch Zuschläge und den Wegfall starrer Zeitlimits. Sonst drohen weiter happige Verluste bei der Behandlung der Kleinsten. Laut «Tages-Anzeiger» lieferten die Kinderspitäler dem Bundesamt für Gesundheit bereits umfassende Daten, die die Unterfinanzierung im ambulanten Bereich belegen.

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Blick benutzt künstliche Intelligenz als Helferin bei der Redaktionsarbeit, etwa beim Aufspüren verschiedener Quellen oder beim Erstellen von Zusammenfassungen von Texten. Blick befolgt beim Einsatz von KI strenge Regeln. So hat immer der Mensch das letzte Wort. Mehr Infos gibts hier.

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