Das Geschäft mit den Neujahrsvorsätzen
Dreimal mehr Kundschaft im Fitnessstudio

Die Neujahrsvorsätze sind so schnell gefasst, wie man sie auch wieder über Bord wirft. Doch für viele Unternehmen sind die Vorsätze – mögen sie noch so inkonsequent gedacht sein – ein entscheidender Wirtschaftsfaktor.
Publiziert: 09.01.2024 um 01:00 Uhr
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Aktualisiert: 09.01.2024 um 17:57 Uhr
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Sarah FrattaroliStv. Wirtschaftschefin

Die Stammkundschaft im Fitnessstudio ärgert sich: Aktuell gibts an den Geräten Warteschlangen, die Garderoben sind überfüllt, die Gruppenfitnesskurse sind in Windeseile ausgebucht. Die Neujahrsvorsätze machen sich bemerkbar. «Wir haben im Januar locker zwei- bis dreimal so viele Leute als sonst», bestätigt Mory Kondé (44), Geschäftsleiter des Activ Fitness in Zürich-Oerlikon.

Für die Branche sind die guten Vorsätze ein entscheidender Wirtschaftsfaktor. Jeder sechste Erwachsene in der Schweiz hat ein Fitnessabo. Das entspricht 1,16 Millionen Menschen. Dass viele von ihnen nun neue Motivation schöpfen, um ihre Mitgliedschaft zu verlängern, ist für die Branche überlebenswichtig. Und auch volkswirtschaftlich von Bedeutung. Immerhin beschäftigt die Branche laut Angaben des Branchenverbands Swiss Active knapp 27'000 Angestellte. Sie sind dieser Tage besonders gefordert, um die Neulinge an den Geräten einzuführen und den Papierkram der vielen neuen Mitgliedschaften zu erledigen.

Run auf Leggings, Sport-BHs und Co.

Die zu Coop gehörende Fitnessstudiokette Update Fitness nutzt die erhöhte Neujahrsmotivation zur Kundenakquise: Wer das Jahresabo im Januar abschliesst, trainiert den ersten Monat gratis. Bezahlt wird erst ab Februar – wenn viele die guten Vorsätze längst über Bord geworfen haben, doch die kostenpflichtige Mitgliedschaft bleibt.

«Wir haben im Januar locker zwei- bis dreimal so viele Leute als sonst», bestätigt Mory Kondé, Geschäftsleiter des Activ Fitness in Zürich-Oerlikon.
Foto: Rebecca Spring
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Auch Sportartikelhändler registrieren die guten Vorsätze zum Jahresbeginn. «Fitness- und Yoga-Bekleidung, aber auch der Bereich Running erfreuen sich einer grösseren Nachfrage», schreibt dazu etwa die Migros-Tochter SportX. «Fitnessgrossgeräte und Artikel wie Hanteln, Yogamatten und Massagepistolen für das Homefitness werden vermehrt verkauft.»

Der grösste Schweizer Onlinehändler Digitec Galaxus – ebenfalls ein Migros-Tochterunternehmen – verzeichnete in der ersten Januarwoche ein Plus von 12 Prozent bei den Sportkleidern.

Neujahrsvorsätze im Kühlschrank

Neben dem Sport erfreuen sich der «Veganuary» sowie der «Dry January» zunehmender Beliebtheit: Die Leute nehmen es sich zum Vorsatz, zum Jahresbeginn einen Monat lang vegan zu essen oder ohne Alkohol auszukommen. Das macht sich in den Umsätzen der Supermärkte bemerkbar.

Alkoholfreies Bier, vegane Burger-Pattys oder Hafermilch sind derzeit besonders gefragt, bestätigen die Detailhändler reihum.

Viele von ihnen springen längst proaktiv auf den Zug auf, bieten im Januar zusätzliche vegane oder alkoholfreie Produkte an. Der Discounter Lidl etwa nimmt im Januar vorübergehend 40 zusätzliche vegane und vegetarische Produkte ins Sortiment auf, wie es auf Anfrage heisst.

Die meisten davon verschwinden nach wenigen Wochen wieder aus den Regalen, die Leute steigen von der veganen Wurst-Alternative wieder auf den Lyoner um. Zumindest die breite Masse. Manche halten an ihren Vorsätzen fest, bauen auch in den Folgemonaten öfter vegetarische, vegane und alkoholfreie Alternativen in den Menüplan ein.

Oder sie bleiben dem Sport treu, hofft Reto Conrad (57), Präsident von Swiss Active. Umfragen des Verbands zeigen, dass die Trainingshäufigkeit generell zunimmt. «Dies lässt darauf schliessen, dass die Neusportler ihre Vorsätze nicht so schnell über Bord werfen, sondern beim Training dran bleiben.»

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