Fast keine E-Autos aus China
BYD legt in der Schweiz einen Fehlstart hin

Der chinesische E-Auto-Riese BYD ist in grossen Teilen von Europa nur ein Zwerg. Auch hierzulande geht es nicht vorwärts. Das soll sich in Zukunft ändern.
Publiziert: 27.08.2024 um 11:24 Uhr
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Holger Alich
Handelszeitung

Sie gelten als die grosse Bedrohung für die deutsche Autoindustrie: chinesische Hersteller wie BYD, Nio oder MG. Ihre E-Autos gelten als technisch top, die Qualität stimmt – und sie sind dazu meist günstiger als die Autos von VW, BMW und Co. Aus Sorge, mit billigen Importautos überflutet zu werden, verhängte die EU-Kommission jüngst Strafzölle für aus China eingeführte E-Autos von rund 27 Prozent.

Doch bisher ist der Sturm aus China eher ein laues Lüftchen. Vor allem für den chinesischen Marktführer BYD läuft es so gar nicht. Weltweit ist BYD nach Tesla die Nummer zwei bei den E-Autos. Doch im wichtigsten Markt Europas, Deutschland, verzeichnete BYD im vergangenen Jahr gerade einmal 4139 Neuzulassungen. Das entspricht einem Marktanteil von 0,1 Prozent. In diesem Jahr sieht es noch düsterer aus: Nach sieben Monaten haben die Zulassungsstellen in Deutschland nur 1432 BYD-Modelle registriert.

Artikel aus der «Handelszeitung»

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In Gesamteuropa läuft es etwas besser: Laut einem Bloomberg-Bericht hält BYD in Europa einen Marktanteil von 8,7 Prozent an den Verkaufszahlen von E-Autos. Doch insgesamt gingen hier die Absatzzahlen chinesischer Marken zurück.

BYD stellte im Februar sein Modell Seal auf dem Genfer Autosalon vor. Bis heute ist der Wagen aber in der Schweiz nicht zu haben.
Foto: Keystone

In der Schweiz verschiebt sich der Verkaufsstart der BYD-Autos gar auf unbestimmte Zeit. Am Autosalon in Genf verkündete BYD, die Emil-Frey-Gruppe als Vertriebspartner für den Schweizer Markt auserkoren zu haben. Den Verkaufsstart stellte der chinesische Autokonzern für das «zweite Quartal» dieses Jahres in Aussicht.

Ziele sind unerreichbar, Schweizer Start verschoben

Das zweite Quartal ging aber Ende Juni zu Ende, ohne dass es hierzulande BYD-Autos zu kaufen gäbe. Ein neues Startdatum nennt die Emil-Frey-Gruppe auf Anfrage nicht. «Auf Basis der veränderten Rahmenbedingungen im europäischen Kontext haben wir uns in Absprache mit BYD Europe und im Sinne einer nachhaltigen Geschäftsentwicklung entschieden, die Zusammenarbeit mit BYD stufenweise zu entwickeln», heisst es nur. 

Laut dem deutschen «Manager Magazin» ist BYD-Gründer und CEO Wang Chuanfu mit dem Start in Europa überhaupt nicht zufrieden. Daher hat er seine Nummer zwei, Stella Li, zur neuen Europa-Chefin erkoren. Diese soll laut dem Bericht nun auch den Vertrieb neu aufstellen.

BYD will Europa-Vertrieb neu organisieren

In Europa hat BYD den schwedischen Autoimporteur Hedin mit dem Vertrieb betraut. Laut dem «Manager Magazin» plant BYD als Folge der schlechten Verkaufszahlen nun, die Zusammenarbeit zu beenden und den Vertrieb ab Oktober selbst in die Hand zu nehmen. Dazu solle eine eigene Vertriebsgesellschaft gegründet werden, die dann mit mehr Händlern ins Geschäft kommen soll. Hedin liess eine Anfrage dazu unbeantwortet, BYD ebenfalls.

Betrifft das auch die Schweiz? Ein Sprecher von Emil Frey verweist nur auf die Antwort auf eine Anfrage der «Handelszeitung» von Ende Juli. In dieser heisst es wie oben erwähnt, die Zusammenarbeit solle «stufenweise» entwickelt werden. Das lässt den Schluss zu, dass die Chinesen die Kooperation mit ihrem Schweizer Vertriebspartner bisher nicht aufgekündigt haben.

Da in der Schweiz noch gar keine BYD-Autos zu kaufen sind, gibt es auch keinen Grund, mit der Arbeit von Emil Frey nicht zufrieden zu sein. Gut möglich, dass Europa-Chefin Li erst die Probleme in Deutschland fixen will, bevor sie den Verkaufsstart in anderen Ländern angeht. 

Weniger als 1 Prozent Marktanteil

Laut Auto Schweiz spielen chinesische Autos im Schweizer Markt bislang keine Rolle. Ihr Marktanteil liegt insgesamt bei weniger als 1 Prozent. Hauptgrund dafür ist, dass hierzulande bisher kaum chinesische Hersteller ihre Fahrzeuge verkaufen.

Zuletzt hat MG – die Marke gehört seit 2007 dem chinesischen Saic-Konzern – seine Marketingbemühungen hochgefahren, aber die Zahl der bislang in der Schweiz verkauften Autos von MG liegt laut Auto-Schweiz bei einer niedrigen dreistelligen Zahl. In der Schweiz ist Astara der Importeur von MG. 

Doch niemand sollte daran zweifeln, dass es die Chinesen ernst meinen. So hat BYD zum Beispiel Anfang Juli bekannt gegeben, für 1 Milliarde Dollar ein Autowerk in der Türkei bauen zu wollen. Zudem ist ein Werk in Ungarn geplant. Allein das geplante Werk in der Türkei soll eine Kapazität von 150'000 Autos pro Jahr haben.

Dank einer Fertigung in Europa – die Türkei ist über ein Zollabkommen mit der EU verbunden – können Hersteller wie BYD die von der EU verhängten Schutzzölle umgehen. Der Angriff der Chinesen auf den Automarkt Europas ist also bestenfalls vertagt. 

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