Gewinnwarnung von Börse abgestraft
Lonza-Boss Baehny räumt Fehler ein

Corona hat dem Pharmazulieferer Lonza während zwei Jahren ein erhebliches Extrageschäft beschert. Jetzt muss sich der Konzern in einem zähen Umfeld neu ausrichten. Da kommt das CEO-Karrussell ungelegen.
Publiziert: 17.10.2023 um 16:56 Uhr
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Aktualisiert: 17.10.2023 um 16:59 Uhr
Lonza musste für 2024 ein «Übergangsjahr» ankündigen.
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Für den Basler Pharmazulieferer war die Corona-Pandemie ein einträgliches Zusatzgeschäft. Noch im letzten Geschäftsjahr setzte Lonza unter anderem dank des Impfstoff-Auftrags von Moderna 6,22 Milliarden Franken um. Der Moderna-Auftrag steuerte rund eine halbe Milliarde Franken bei, wie Lonza-Finanzchef Philippe Deecke am heutigen Investorentag erklärte.

Doch die Pandemie ist vorbei und Moderna hat den Impfstoff-Produktionsauftrag bei Lonza in Visp VS storniert. Als Wiedergutmachung für das frühe Vertragsende will Lonza nun eine Entschädigung von rund 200 Millionen Franken heraushandeln.

Gewinnwarnung erwischt Anleger auf falschem Fuss

Trotzdem ist der Moderna-Absprung für das Unternehmen ein Problem. Lonza musste heute die Ergebnisprognose für 2024 innerhalb von drei Monaten bereits zum zweiten Mal nach unten korrigieren. Verwaltungsratspräsident Albert Baehny, nach dem Rausschmiss von CEO Pierre-Alain Ruffieux auch CEO ad interim, vergraulte die Anlegerinnen und Anleger mit einer Gewinnwarnung für 2023 und deutlich reduzierten Wachstumszielen für die zwei Folgejahre.

Die Börse strafte dies gleich ab: Am Nachmittag büssten die Aktien teilweise mehr als 16 Prozent ein und lagen bei 356 Franken. Zum Höhepunkt des «Corona-Booms» hatten die Papiere noch 785 Franken gekostet – also mehr als doppelt so viel.

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Verschreckt wurden die Anleger vom «Übergangsjahr» 2024, das Lonza in Aussicht stellte. Diverse Sondereffekte führen demnach dazu, dass die Betriebsgewinnmarge im «hohen 20 Prozent-Bereich» liegen wird und nicht, wie für die Folgejahre versprochen, im Bereich von 32 bis 34 Prozent.

CEO-Verschleiss und schwache Aussichten

Eine Rolle gespielt haben dürfte auch der CEO-Verschleiss im Unternehmen. Der langjährige Chef Richard Ridinger ging Anfang 2019, Marc Funk nur neun Monate später, Ruffieux schied vor vier Wochen aus. Baehny übte «Selbstkritik mit Vorbehalt» und erklärte: «In der Vergangenheit haben wir zweimal einen Fehler gemacht. Wir hatten gedacht, ein guter COO könnte auch ein guter CEO werden.»

Gleichzeitig hat sich das Umfeld nach dem «Corona-Boom», als die Gelder fast unbeschränkt in die Pharmaforschung flossen, erheblich eingetrübt. Vor allem die steigenden Zinsen bremsen viele forschende Unternehmen. Biotech-Startups kommen nicht mehr so leicht an Geld, um neue Projekte zu finanzieren. Die potenziellen Grosskunden müssen sich daher einschränken.

Und den Konsumenten sitzt das Portemonnaie nicht mehr so locker. Das spürt Lonza etwa bei den Kapseln für Nahrungsergänzungsmittel.

Auch ohne Moderna wachsen

Lonza setzt als weltweit führender Vertragshersteller und -entwickler für die Pharmabranche (CDMO) aber weiterhin auf Wachstum. Dafür investierte die Firma in den letzten Jahren Milliarden in den Ausbau der Kapazitäten. In den Jahren 2024 bis 2028 peilt Lonza nun ein Umsatzwachstum von 11 bis 13 Prozent in Lokalwährungen an. Das sind nur leicht weniger als die 15 Prozent plus in 2022. Denn CDMOs werden nach Darstellung des Lonza-Managements immer wichtiger für eine erfolgreiche Entwicklung von Medikamenten. (SDA/rae)

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