Kampf gegen Foodwaste
Gemüse gibts im Detailhandel ab sofort mit kleinen Schönheitsfehlern

Schweizer Gemüseproduzenten wollen im Kampf gegen Foodwaste ein Zeichen setzen. Ab Juni gelten neue Qualitätsnormen. Künftig sind damit in Läden Produkte mit kleinen Schönheitsmakeln erhältlich. Gleichzeitig nimmt Coop ungenormte Süsskartoffeln ins Sortiment.
Publiziert: 01.06.2023 um 10:27 Uhr
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Aktualisiert: 01.06.2023 um 15:11 Uhr


Erstmals seit 2014 sind die Qualitätsnormen bei 65 Produkten umfassend überarbeitet worden. Neu steigt die Toleranz gegenüber leichten Schönheitsfehlern bei Gemüsen, wie der Verband Schweizer Gemüseproduzenten (VSGP) am Donnerstag mitteilte. Das heisst, es könnte in den Regalen wohl bald lustig geformte Rüebli oder Tomaten mit kleinen Dellen geben. Mit der Anpassung der Qualitätsnormen soll Schweizer Gemüse insgesamt nachhaltiger werden.

Der Verband des Schweizerischen Früchte-, Gemüse- und Kartoffelhandels (Swisscofel) zeigte sich in der Medienmitteilung überzeugt, dass die Konsumierenden die neuen Normen begrüssen und akzeptieren werden. Mit der Anpassung der Qualitätsnormen reagiert die Branche nach eigenen Angaben auf verschiedene Entwicklungen der letzten Jahre. Sie leiste damit einen wichtigen Beitrag zur Umsetzung des Aktionsplans gegen die Lebensmittelverschwendung. Dieser hat das Ziel, die Lebensmittelverluste bis 2030 gegenüber 2017 zu halbieren.

Bei Coop neu Süsskartoffeln von Ünique

Auch Coop setzt sich mit der Marke Ünique gegen Foodwaste ein und verkauft neu auch Süsskartoffeln, die nicht die übliche Form haben. «Die Süsskartoffeln weisen aufgrund der Wetterverhältnisse im letzten Jahr ein Kaliber auf, das nicht der Norm entspricht. Indem wir diese Süsskartoffeln unter Ünique ins Sortiment aufnehmen, werden sie nicht in der Biogasanlage verarbeitet», sagt eine Sprecherin gegenüber Blick. Rund 20 Tonnen Süsskartoffeln rettet Coop mit der Aktion.

Ab sofort wird im Detailhandel auch Gemüse mit kleinen Makeln verkauft.
Foto: KEYSTONE
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Insgesamt rettet der Detailhändler mit Ünique jährlich über 1750 Tonnen Früchte sowie Gemüse. Kartoffeln, Peperoni und die Gemüsemischung von Ünique sind grundsätzlich das ganze Jahr erhältlich. Aktuell gibt es neben den Süsskartoffeln auch Rüebli im Sortiment.

Laut einem Uno-Bericht sind Foodloss und Foodwaste die drittgrösste Quelle von Treibhausgasemissionen. In der Schweiz ist die Umweltbelastung durch vermeidbare Lebensmittelabfälle laut dem Landwirtschaftlichen Informationsdienst (LID) etwa halb so gross wie die des gesamten motorisierten Individualverkehrs.

Keine Abnehmer

Vermeidbare Abfälle entstehen meistens, weil die Ernte nicht den strengen Handelsvorschriften entspricht und keine Abnehmer findet oder auch aufgrund von saisonaler Überproduktion. Neben Coop engagieren sich auch weitere Detailhändler wie die Migros gegen Lebensmittelverschwendung. Beispielsweise mit «Too good to go»: Übrig gebliebene Lebensmittel können via App günstig gekauft und somit gerettet werden.

Laut dem LID begrüssen Gemüseproduzentinnen und -produzenten die neuen Qualitätsnormen. Ihnen sei aber bewusst, dass sie nicht faule oder verfressene Produkte verkauften könnten.

Die Stiftung für Konsumentenschutz zeigte sich ebenfalls zufrieden mit der neuen Regelung. Die weniger strengen Qualitätsnormen für Schweizer Gemüse seien sehr gut, teilte sie auf Twitter mit. Allerdings müsse im Laden informiert und der Effekt gemessen werden. Zudem müssten weitere Schritte gegen Lebensmittelverschwendung unternommen werden.

(SDA/kae)

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