«Luxusbahn hat Abläufe nicht im Griff»
Familie auf Sitzplatz-Odyssee im Goldenpass-Express – trotz Reservation!

Ein Vater will mit seinen Kindern einen Ausflug mit dem Goldenpass-Express machen. Doch dann läuft alles schief. Ihr Ziel Montreux VD erreichen sie nicht.
Publiziert: 22.01.2024 um 00:05 Uhr
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Aktualisiert: 22.01.2024 um 09:50 Uhr
Blick-Leser Markus R.* wollte mit seiner Familie mit dem Goldenpass Express von Spiez nach Montreux fahren. (Symbolbild)
Foto: Jo Bersier
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Milena KälinRedaktorin Wirtschaft

Den Ausflug mit seinen Kindern kurz vor Jahresende hat sich Blick-Leser Markus R.* (42) entspannter vorgestellt. Am Weihnachtsmorgen buchte er für sich und seine Kinder drei Plätze in der Prestige-Klasse des Goldenpass-Express (GPX). «Ich wollte der Familie eine Freude machen. Mein Sohn ist ein riesiger Zugfan.» Die Buchung war aber schon eine Farce – und der Ausflug nimmt ein unschönes Ende.

Eigentlich wollte die Familie am 30. Dezember im GPX von Spiez BE nach Montreux VD fahren. Reserviert hat Markus R.* drei Plätze in der Prestige-Klasse auf seinem Smartphone. Doch auf dem Mobile funktionierte die Sitzplatzreservierung des Luxuszugs nicht. Die Plätze wurden automatisch zugeteilt. Sein neunjähriger Sohn müsste mutterseelenallein in einem anderen Wagen sitzen. «Daraufhin habe ich die Bestellung wieder storniert», so R. Nach einigem hin und her bekommt er dann die 177 Franken für die geplante Zugfahrt wieder zurück.

Spontane zweite Buchung

Am Morgen des 30. Dezember wagt R. spontan einen zweiten Anlauf: Er reserviert diesmal auf dem PC – für die 1. Klasse. Für sich hat er sich eine Tageskarte gekauft, die beiden Kinder haben eine Juniorkarte. Bezahlen musste er beim GPX nur die Sitzplatzreservation, 20 Franken pro Person. Aber die Website macht Probleme: R. probiert es insgesamt dreimal. Eine Bestätigung per Mail erhält er nie. Auf der Kreditkarte werden ihm aber 80 Franken abgebucht. Zum Glück hat er sich die Sitzplatznummer notiert. Doch mit dem Glück ist es ab jetzt vorbei.

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«Ich werde nicht mehr mit dem Goldenpass Express fahren.»
Markus R.*
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In Spiez steigt die Familie, noch voller Vorfreude, in den Zug. Auf den reservierten Plätze sitzt aber bereits jemand: Nein, sie hätten nicht reserviert. Da R. aber keine Reservation vorweisen kann, möchten sie die Plätze auch nicht freigeben. Denn der Zug ist rappelvoll.

R. diskutiert rund 30 Minuten mit der Zugkondukteurin. Ohne Mailbestätigung weigert sie sich, etwas zu unternehmen. Der verzweifelte Vater ruft daraufhin beim Kundendienst an. Man bestätigt ihm die Reservation: Es habe einen Fehler gegeben, deshalb habe er keine Mail bekommen. Aber die Plätze seien für ihn und seine beiden Kinder reserviert.

Trotz Bestätigung des Kundendiensts weigert sich die Zugkondukteurin, die Plätze für ihn freizumachen. «Ich habe sie gefragt, wo wir dann im vollen Zug hinsollen. Da hat sie gemeint, wir könnten ja auch aussteigen», erzählt der Familienvater. Das macht die Familie dann auch beim Halt in Boltigen BE.

Von dort geht es dann gestresst zurück nach Spiez. Denn die 15-jährige Tochter musste am Abend noch einen Flug in Genf erwischen – das eigentliche Ziel des Ausflugs. Immerhin schafft sie es rechtzeitig auf den Flieger.

«Sitzplatzvorauswahl nicht ideal»

GPX zeigt sich bei der Nachfrage von Blick überrascht. Sie wollen nichts vom zweiten Buchungsversuch von R. wissen. «Die überwiegende Mehrheit der Buchungen wird fehlerfrei abgewickelt», teilt ein Sprecher auf Anfrage von Blick mit.

Zum missglückten ersten Buchungsversuch von R. per Handy heisst es: «Wir sind uns bewusst, dass die Sitzplatzvorauswahl nicht ideal ist, und haben bereits Massnahmen ergriffen, um dies zu ändern.» Auf der Website würden die Kunden hingewiesen, dass sie die Auswahl der Plätze ändern können. Auf dem Smartphone müsse man dafür aber horizontal scrollen, da der Plan zu gross sein könne.

Für R. ist jedoch klar: «Ich werde nicht mehr mit dem Goldenpass Express fahren. Die haben ihre Abläufe nicht im Griff.» Das Risiko, dass er und seine Familie dann doch stehen muss, ist ihm zu gross. Der unschöne Buchungsärger konnte seinem Sohn die Begeisterung für Züge zum Glück nicht nehmen.

*Name der Redaktion bekannt

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