Milliarden weg, drohende Klage
Jetzt steht der Kryptoüberflieger Binance unter Druck

Das Erdbeben in der Kryptobranche ist noch lange nicht überstanden: Nach den Pleiten von FTX und Luna steht mit Binance die grösste Kryptobörse massiv unter Druck. Gründer Changpeng Zhao kämpft um das Vertrauen der Anleger. Ob es was bringt?
Publiziert: 14.12.2022 um 17:38 Uhr
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Changpeng Zhao, Gründer von Binance, sah sich zuletzt mit Milliardenabflüssen konfrontiert.
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Martin SchmidtRedaktor Wirtschaft

Mit Changpeng Zhao (45) steht der nächste Überflieger der Kryptobranche unfreiwillig im Scheinwerferlicht. Der chinesisch-kanadische Geschäftsmann ist Gründer von Binance, der grössten Kryptobörse der Welt. Nach der Pleite des Konkurrenten FTX herrscht auch unter seinen Anlegern grosse Verunsicherung. Innerhalb eines Monats zogen sie Milliardeneinlagen von Binance ab.

Der Druck auf Zhao ist gewaltig. Im Gegensatz zu den Banken ist die Kryptobranche kaum reguliert und das wird ihr nun zum Verhängnis. Zhao versucht alles, damit er die Anlegerinnen und Anleger beruhigen und von der Stabilität von Binance überzeugen kann.

Binance ist «too big too fail»

Binance ist die mit Abstand grösste Kryptobörse der Welt. Gerät sie in Schieflage, wäre die Sprengkraft gross genug, die gesamte Branche in den Abgrund zu reissen. Bereits die Pleite von FTX als viertgrösstem Player hat die Kurse der Kryptowährungen auf Talfahrt geschickt. Zhao wollte das verhindern und FTX retten. Nach einem Blick in die Bücher ruderte er jedoch in letzter Sekunde zurück.

FTX war eine Black Box, in der Milliarden von Kundengeldern scheinbar spurlos verschwunden sind. Diese Angst geht nun auch auf Plattformen wie Binance um. Zhao hat deshalb wie viele andere Branchenvertreter seine Reserven ausgewiesen, den «Proof-of-Reserves». Diese sollen sich auf 60 Milliarden Dollar belaufen.

Am Dienstag erneut über 1 Milliarde abgeflossen

Doch die Finanzwelt konnte er damit nicht gänzlich beruhigen. Das Problem: Die Verbindlichkeiten von Binance sind darin nicht ersichtlich. Dass Zhao vorübergehend die Auszahlung der Kryptowährung USDC ausgesetzt hat, befeuerte die Spekulationen über mangelnde Rücklagen zusätzlich. Anleger fühlten sich an den unschönen FTX-Fall erinnert. FTX-Chef Sam Bankman-Fried (30) hatte ebenfalls lange beteuert, dass seine Börse keine Probleme habe, stellte dann aber plötzlich die Auszahlungen ein.

Am Dienstag sind erneut 1,14 Milliarden Dollar von der Plattform abgeflossen. Doch das sei deutlich weniger als in den Tagen, an denen FTX oder das Kryptowährungsystem Terra Luna Konkurs gegangen sind. «Die Dinge scheinen sich stabilisiert zu haben», schreibt Zhao auf Twitter.

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In den letzten 24 Stunden sind gar wieder mehr neue Kundengelder zu- als abgeflossen. Binance scheint wieder an Vertrauen zurückgewonnen zu haben. Anhänger von Binance sind überzeugt, dass hier ein orchestrierter, aber erfolgloser Angriff auf die Plattform stattgefunden hat.

Binance droht Anklage wegen Geldwäsche

Überstanden ist die Krise damit jedoch nicht. Denn Binance droht in den USA Ungemach. Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet hat, prüft die US-Staatsanwaltschaft eine Klage gegen die Kryptobörse. Es geht um mögliche Geldwäsche. Eines der Delikte, das auch Sam Bankman-Fried im Fall FTX vorgeworfen wird.

Diese neue Entwicklung setzt Zhaos hauseigene Kryptowährung, den Binance Coin, unter Druck. Während andere Coins wie der Bitcoin zuletzt wieder an Wert gewonnen haben, verliert der Binance Coin auch am Mittwoch weiterhin an Boden und steht derzeit bei knapp unter 270 Dollar. Im November 2021 lag er noch bei 650 Dollar. Der Druck auf Binance bleibt weiterhin gross.

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