Biedermanns Streit im Stiftungsrat
Die Wahrheit hinter der Ethos-Schlammschlacht

Das Chaos um die Anlagestiftung Ethos nimmt kein Ende. Jetzt kommen neue Details ans Licht. Ethos-Präsident Dominique Biedermann kommt dabei noch schlechter weg als bisher.
Publiziert: 21.12.2017 um 18:14 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 14:28 Uhr
Oh, oh, Biedermann: Es kommen immer neue Details rund um die Ethos-Schlammschlacht ans Licht.
Foto: Keystone

Das Chaos um die Anlagestiftung Ethos zieht weitere Kreise. Die Stiftung kritisiert Konzerne für ihre Unternehmensführung, hat aber ausgerechnet selbst dabei gesündigt, den eigenen Laden gut zu managen.

Nachdem BLICK letzte Woche mehrmals über die Missstände in der ehemaligen Vorzeige-Institution berichtet hatte, kommen jetzt neue unschöne Details ans Licht.

Ein Grund, warum Juristin Monika Roth aus dem Verwaltungsrat zurücktrat: der schnöde Mammon. Sie hatte Ethos im Verkaufsstreit um den Bauzulieferer Sika vertreten. Doch Ethos-Gründer und -Präsident Dominique Biedermann (59) wollte die Rechnung für ihre Dienste nicht voll begleichen! Das schreibt das Wirtschaftsmagazin «Bilanz».

Wegen 10'000 Franken

39'445 Franken betrug die Rechnung von Roth – bescheiden, wenn man die gesamten Anwaltskosten von 20 Millionen für den ganzen Fall anschaut. Trotzdem wollte Biedermann die Rechnung um 10'000 Franken kürzen. 

Lohnstreit mit Biedermann: die Anwältin Monika Roth.
Foto: MARCEL BIERI

An der Verwaltungsratssitzung vom 5. Dezember in Freiburg, an der es zum grossen Knall kam und neben Roth auch Stiftungsratsmitglied Françoise Bruderer zurücktrat, begründete Biedermann, warum er weniger blechen wollte.

Allerdings geschah dies auf eine Art, die sogar für den Stiftungsrats-Vize Hanspeter Uster nicht akzeptabel war: Speziell sei, «dass die Unterlagen erst am Sitzungstag verteilt wurden, nicht am Vormittag oder zu Beginn der Sitzung, sondern erst beim betreffenden Traktandum», schrieb der ehemalige Zuger Regierungsrat Uster darauf per Mail an Biedermann.

Und weiter: «Ich war und bin seit 35 Jahren in verschiedenen Räten tätig, eine solche Massregelung eines Ratsmitglieds durch einen Präsidenten habe ich noch nie erlebt.»

Packte Anfang Dezember die Fitze für Dominique Biedermann aus: Hanspeter Uster, Vizepräsident des Ethos-Stiftungsrats.
Foto: LUKAS LEHMANN

«Elementare Grundsätze»

Es war nicht das einzige Mal, dass es zwischen Uster und Biedermann knallte: Es stand schon lange fest, dass man für Biedermann und seine Frau Yola, die in der Ethos-Geschäftsleitung sitzt, eine Nachfolgeplanung einleite, so die «Bilanz».

Doch an der Eklat-Sitzung vom 5. Dezember wollte Dominique Biedermann durchsetzen, die Planung der Nachfolge für Yola an seinen Zögling Vincent Kaufmann (37) zu delegieren. Dieser ist Biedermanns Nachfolger als Ethos-CEO und damit gleichzeitig Yolas Chef. Was für ein Teig!

Da war noch alles gut: die Biedermanns an den Swiss Awards 2014. Dominique war in der Kategorie Wirtschaft nominiert.
Foto: Fabienne Bühler

Uster widersprach Biedermann in einem Mail scharf. Eine solche Delegation verstosse gegen das Obligationenrecht: «Mich überrascht, dass du trotzdem eine Delegation als möglich erachtest; eine solche ist verboten.» Allein die Vizepräsidenten von Verwaltungs- und Stiftungsrat hätten über die Nachfolgeplanung zu entscheiden, Biedermann selbst habe in den Ausstand zu treten.

Es folgte eine Massregelung erster Güte, die einen Experten für Good Governance (dt. gute Betriebsführung) wie Biedermann wohl geschmerzt haben: «Es geht hier nicht um Spezialfragen, sondern um elementare Grundsätze der Governance.»

Uster bezieht im Namen von Ethos gegenüber BLICK Stellung: «Der Stiftungsrat und der Verwaltungsrat von Ethos und die beiden Vize bekräftigen weiterhin ihr vollstes Vertrauen und ihre Unterstützung für den Präsidenten Dominique Biedermann.» 

Seine Rolle als einziger unabhängiger Stiftungsrat bei Ethos bestehe auch darin, intern auf kritische Punkte hinzuweisen, sagt Uster in Bezug auf die kritischen E-Mails, deren Inhalt nun jedermann kennt. «Dass Mails von uns an die Öffentlichkeit gelangen, ist ein schwerwiegender Verstoss gegen das Geschäftsgeheimnis.» Zwischen den Zeilen heisst das: Monika Roth und Françoise Bruderer müssen sich wohl auf juristische Schritte gefasst machen. Biedermann hatte das letzten Donnerstag im BLICK auch schon angedroht. (kst)

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