CS-Umbau mit Saudi-Beteiligung sorgt weltweit für Schlagzeilen
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Lob, Spott und Hähme:CS-Umbau mit Saudi-Beteiligung sorgt weltweit für Schlagzeilen

Petro-Milliarden sollen aus der Krise helfen
Scheichs schielen auf CS-Dividenden

Die Credit Suisse braucht Geld, um ihren Neustart zu finanzieren. Bei der Wahl der Geldgeber ist die Bank nicht zimperlich – sie holt die Scheichs aus Saudi-Arabien mit ins Boot.
Publiziert: 27.10.2022 um 23:50 Uhr
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Aktualisiert: 28.10.2022 um 08:25 Uhr
Christian Kolbe

Die neue Credit Suisse: «Felsenfest wie die Schweizer Berge», so soll das zweitgrösste Finanzinstitut des Landes künftig in der globalen Bankenlandschaft stehen. Stolz schwingt in der Stimme von Axel Lehmann (63) mit, als der CS-Präsident den Medien am Donnerstag den Radikalumbau der Bank erklärt. Allerdings sind jene Felsen immer mehr auf Wüstensand gebaut.

«Es ist unklar, wie die CS künftig Geld verdienen wird»
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Blick-Redaktor Christian Kolbe:«Es ist unklar, wie die CS künftig Geld verdienen wird»

Um ihren Rettungsplan zu finanzieren, braucht die CS viel frisches Kapital. Dieses soll zu einem substanziellen Teil aus Saudi-Arabien stammen. Denn für die angekündigte Kapitalerhöhung von vier Milliarden Franken sollen allein 1,5 Milliarden von der Saudi National Bank kommen – ein Finanzinstitut unter der Kontrolle des saudischen Königshauses, das künftig fast zehn Prozent der Aktien der Credit Suisse halten könnte.

Ein Fünftel gehört bald den Scheichs

Damit wird der saudische Einfluss bei der CS weiter ansteigen. Unter den fünf grössten Anteilseignern befindet sich bereits heute ein Konsortium aus Saudi-Arabien: Die Olayan Group hält knapp fünf Prozent der Anteile an der CS. Das Finanzierungsvehikel Olayan hat seinen Hauptsitz zwar in Vaduz (FL), wurde aber in Saudi-Arabien gegründet und wird de facto auch von dort aus gelenkt. Zusammen mit dem Staatsfonds aus Katar gehört arabischen Aktionären bald ein Fünftel der Schweizer Grossbank. Die Credit Suisse ist auf dem besten Weg, zur Credit Scheich zu werden!

CS-Präsident Axel Lehmann: «Felsenfest wie die Schweizer Berge» soll die neue Credit Suisse sein.
Foto: Getty Images
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Kaum ein Unternehmen wird gerne mit dem saudischen Kronprinzen und Premierminister Mohammed bin Salman (37) in Verbindung gebracht. Er und sein Vater, König Salman ibn Abd al-Aziz (86), werden von Amnesty International regelmässig wegen Verletzungen der Menschenrechte kritisiert. Ihre Petrodollars hingegen sind bei vielen Firmen hochwillkommen. Gerade auch bei der Credit Suisse.

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Mord an Journalist

Die Liste der Vorwürfe gegen den saudischen Staat ist lang: Haft ohne Anklage und Gerichtsverfahren, Folter, Unterdrückung der Meinungs- und Religionsfreiheit sowie willkürliche Hinrichtungen sind nur einige davon. 2018 verschwand der regierungskritische Journalist Jamal Khashoggi (†59) im saudi-arabischen Generalkonsulat in Istanbul. Ein Mord, der den Kronprinzen in ein sehr schlechtes Licht rückte.

Das Image ist das eine, die Pläne der Saudis etwas ganz anderes: Die Saudi National Bank schreibt in einem Statement, dass sie den Einstieg bei der CS als strategische Partnerschaft sehe – mit dem Ziel, ihre Kompetenzen im Bankgeschäft auszubauen. Um dieses Wissen dann den eigenen Kunden anzubieten. Die CS holt sich die Konkurrenz ins eigene Haus. Ausgerechnet in einer Region, wo es sehr viele Superreiche gibt.

Auf die Frage von Blick, warum sich die CS unbedingt auf Saudi-Geld abstützen muss, gibt Präsident Lehmann eine vage Antwort: «Wir haben eine breite Investorenbasis. Dazu kommt jetzt die Unterstützung der Saudi National Bank. Damit verbreitern wir unsere Aktionärsbasis weiter.»

Aufspaltung der Investmentbank

Nicht nur der Einstieg der Scheichs, auch der Rettungsplan hat zu viel Stirnrunzeln geführt. Dabei sparten die CS-Chefs bei der neuen Strategie nicht mit grossen Worten. «Das ist ein historischer Moment für die Credit Suisse», lässt sich CS-CEO Ulrich Körner (60) zitieren. «Wir restrukturieren die Investmentbank radikal, um eine Bank zu erschaffen, die simpler, stabiler und fokussierter auf die Bedürfnisse unserer Kunden ist.» Im Kern der umgebauten CS stehe die starke Schweizer Bank, so Körner weiter.

Kern des Rettungsplans ist die Dreiteilung der Investmentbank. Die alte Marke CS First Boston wird wiederbelebt und teilweise an Investoren verkauft. Kritische Teile wandern in eine Abwicklungseinheit, die noch über Jahre Verluste schreiben wird. Und ein Teil des Geschäfts muss sich künftig in den Dienst der Vermögensverwaltung stellen.

Mitarbeiter müssen gehen, Dividende bleibt

Allerdings müssen auch die CS-Angestellten in der Schweiz ihren Beitrag zum aufgestockten Sparprogramm von 2,5 Milliarden Franken leisten. Hierzulande werden 2000 Stellen abgebaut, jeder achte Arbeitsplatz verschwindet. Das macht dem Bankpersonalverband Sorgen. «Wir nehmen Herrn Körner hier beim Wort. Wenn das wirklich der Kern der Neuausrichtung ist, dann muss man den Standort Schweiz stärken, und es kann nicht sein, dass auch hier in der Schweiz so massiv Stellen abgebaut werden müssen», erklärt Michael von Felten (62), Präsident des Bankenpersonalverbands, auf Blick TV. Insgesamt streicht die CS bis 2025 weltweit 9000 Stellen.

Vage bleibt die Bank, wo künftige Erträge herkommen sollen, um die beinahe endlose Serie der Verlustquartale zu stoppen. Das dürfte die Aktionäre spätestens am 23. November interessieren, wenn sie an einer ausserordentlichen Generalversammlung die Kapitalerhöhung durchwinken müssen.

Ein weiterer Aspekt dürfte den Saudis den Einstieg bei der zweitgrössten Schweizer Bank zusätzlich versüssen: Die Credit Suisse zahlt auch in der grössten Krise zuverlässig eine Dividende. Das war im letzten Jahr trotz Milliardenverlust so, das dürfte sich auch in diesem Jahr nicht ändern.

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