Schweizer zahlen weniger fürs Heizen
Aber Strom bleibt ein teures Gut

Energiekrise? Ist nicht eingetreten im vergangenen Winter. Und doch bleiben die Preise für Energie hoch. Vor allem die Strompreise machen vielen zu schaffen.
Publiziert: 29.06.2023 um 16:42 Uhr

Viele Schweizer Haushalte müssen mittlerweile wieder weniger für Gas bezahlen. Der Rohstoff zum Heizen kostet aber auch heute noch deutlich mehr als vor dem Ukraine-Krieg. Bereits zum nächsten Monat winken aber weitere Preissenkungen durch die Gasversorger.

«Nach einem sehr turbulenten Jahr 2022 mit hohen und stark schwankenden Preisen hat sich die Lage auf den Energiemärkten etwas beruhigt», sagt Michael Walser von Energie 360 Grad, der früheren Erdgas Zürich, auf Anfrage der Nachrichtenagentur AWP. «Dank des milden Winters und des deutlich geringeren Gasverbrauchs sind die Beschaffungspreise für Gas gesunken.»

Bei Energie 360 Grad war der Preis für das Standardprodukt zuvor seit Oktober 2021 immer weiter angestiegen. Bis September 2021 lag er bei lediglich 7,0 Rappen die Kilowattstunde und im Februar 2022 - vor dem Beginn des Ukraine-Krieges - bei 11,7 Rappen.

Strom bleibt in der Schweiz teuer.
Foto: Keystone
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Jura und Solothurn besonders teuer

Ein Jahr später, im Oktober 2022, mussten dann ganze 18,2 Rappen die Kilowattstunde auf den Tisch gelegt werden. Danach gingen die Kosten wieder schrittweise zurück. Seit Mai 2023 zahlt der gleiche Kunde 14,6 Rappen.

Eine Veränderung der Marktpreise wirke sich zeitverzögert auf die Gaspreise aus, sagt dazu Walser. Ob der Zürcher Gaslieferant die Preise demnächst nochmals senkt, könne er momentan zwar noch nicht sagen. «Die Tendenz geht aber dahin.» Während Energie 360 Grad mit der Stadt Zürich und 40 weiteren Gemeinden ein recht grosses Gebiet versorgt, gibt es in der Schweiz auch sehr viele kleinere Gasversorger. Die meisten befinden sich im Besitz von Städten und Gemeinden.

Laut Daten des Preisüberwachers liegen die durchschnittlichen Kosten in der Schweiz derzeit bei rund 16,22 Rappen die Kilowattstunde für ein Mehrfamilienhaus mit einem durchschnittlichen Jahresverbrauch von 100'000 Kilowattstunden. Die Preise für dieselbe Verbrauchskategorie schwanken regional allerdings massiv.

Das reicht von extrem tiefen Preisen bei 7 Rappen die Kilowattstunde zu Höchstpreisen bei gut 25 Rappen. Besonders teuer ist Gas zum Heizen unter anderem in den Kantonen Jura und Solothurn, besonders günstig dagegen in Graubünden oder in Genf.

105 Franken pro 100 Liter Heizöl

Ein ähnliches Bild wie beim Gas zeigt sich preislich auch beim Heizöl. Im Unterschied zum Gas wird der Heizöltank jedoch meist nur einmal jährlich befüllt, oft im Herbst. Derzeit zahlt ein Hausbesitzer mit einer Ölheizung rund 105 Franken pro 100 Liter bei einem üblichen Bestellvolumen.

Im Oktober 2022 waren es noch rund 60 Franken mehr. Und im Februar 2022 – nach dem Einmarsch der russischen Truppen in der Ukraine – waren zeitweise auch schon fast 200 Franken pro 100 Liter fällig. Der Heizölpreis ist also wieder deutlich zurückgekommen, aber ebenfalls noch nicht auf den früheren tiefen Niveaus. Im Sommer 2021 wurden klar weniger als 90 Franken gezahlt, im Sommer 2020 sogar unter 70 Franken.

Starke regionale Gefälle

Ganz anders die Lage beim Strom: Nachdem die Kosten für die Haushalte Anfang Jahr im Durchschnitt um 27 Prozent in die Höhe geschossen sind, steigen sie ersten Schätzungen der Branche zufolge ab 2024 um weitere 12 Prozent. Dazu muss man wissen: Die Stromtarife für Haushalte können die Energieversorger lediglich einmal im Jahr, nämlich zum Jahreswechsel, anpassen. Bei den Stromtarifen gab es – per 1. Januar 2023 – respektive gibt es daher noch Aufholbedarf. Auch sind die Marktpreise für Strom weniger deutlich zurückgekommen als diejenigen für Erdgas.

Und auch bei der Stromversorgung gilt in der Schweiz: Es gibt regional starke Gefälle. So gab es in diesem Jahr Gebiete, wo sich die Kosten sogar mehr als verdoppelt haben. Der Berner Netzbetreiber Licht- und Kraftgenossenschaft Richigen verlangt seit Anfang 2023 etwa 175 Prozent mehr. Demgegenüber blieben die Tarife der BKW mehr oder weniger stabil, weil sie ihre Haushalte aus der Stromproduktion mit ihren eigenen Kraftwerken versorgt - und damit unabhängig vom Marktpreis. (pbe/SDA)

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