Transparenz der Benzinpreise wird aussagekräftiger
Kommt der TCS-Benzinpreisradar dank Comparis jetzt zum Fliegen?

Auf dem Benzinpreisradar des Touring Club Schweiz (TCS) werden täglich 20'000 Preise neu eingespeist. Durch eine Kooperation mit dem Vergleichsportal Comparis soll dieser Wert noch verbessert werden. Braucht es die staatliche Lösung überhaupt noch?
Publiziert: 28.02.2023 um 00:10 Uhr
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Jean-Claude RaemyRedaktor Wirtschaft

Hier haben sich zwei gefunden: Der Touring Club Schweiz (TCS) und Comparis spannen für den Vergleich von Benzin- und Dieselpreisen zusammen. Über eine Schnittstelle übernimmt der Onlinevergleichsdienst die Datengrundlage des TCS-«Benzinpreisradars». Dieses Vergleichstool bietet der Touring Club in seiner App und auf seiner Website seit über drei Monaten kostenlos an. Dank des Deals kann Comparis die TCS-Daten in eine eigene Preisvergleichsplattform integrieren. Durch die Zusammenarbeit versprechen sich die beiden Partner eine noch breitere Datengrundlage, wie es in einer Mitteilung heisst.

In einer ersten Phase können zwar weiterhin nur die User der TCS-Plattform die Preise an Tankstellen schweizweit registrieren. Schon in wenigen Wochen sollen aber auch Comparis-User dazu beitragen, die Preise schweizweit zu melden oder zu bestätigen, erklärt Paul Kummer (58), Verwaltungsrat der Comparis-Gruppe, gegenüber Blick. Eine Schätzung zum Potenzial an zusätzlichen Nutzern des Benzinpreisvergleichs will Kummer nicht abgeben: «Wir erwarten aber schon bald monatliche Besucherzahlen im siebenstelligen Bereich.»

Beide Seiten wollen profitieren

TCS-Generaldirektor Jürg Wittwer (52) freut sich, dass der Benzinpreisradar bald auf einer breiten Nutzerbasis steht: «Comparis ist die bekannteste Preisvergleichsplattform der Schweiz. Dank der Zusammenarbeit können wir noch mehr User für den Benzinpreisradar gewinnen.» Umgekehrt müsse Comparis nicht den gesamten Datenstamm selber aufbauen.

Zum Verwechseln ähnlich wie jenes von Partner TCS: So sieht das Benzinpreisvergleichstool von Comparis aus.
Foto: comparis.ch
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Wittwer wie auch Kummer bestätigen, dass Comparis auf den TCS zuging. «Comparis kann so in kürzester Zeit eine Lücke im Angebot schliessen», sagt Kummer. Comparis hatte bislang kein Tool für Benzinpreisvergleiche auf seiner Plattform, obwohl man dort Informationen über die Fahrzeugfinanzierung, -versicherung und den An- und Verkauf von Autos findet. Wittwer spricht darum von einer Win-win-Situation.

Fast lückenlose Abdeckung

Laut dem TCS verzeichnete der im November lancierte Benzinpreisradar in den ersten drei Monaten über 3,5 Millionen Zugriffe. Insgesamt haben sich mehr als 23'000 Mitwirkende auf der Plattform registriert und 340'000 einmalige Zugriffe getätigt. Täglich aktualisieren die Nutzerinnen und Nutzer mehr als 20'000 Preisdaten – im Dezember waren es noch 8500.

Die Abdeckung liegt laut Wittwer bei 98 Prozent aller Tankstellen. Über 3600 Tankstellen zeigen nun mindestens einen Preis an. Für weniger als 70 Tankstellen wird bisher noch kein Preis angezeigt.

Ursprünglich wollte der TCS 3300 Tankstellen der Schweiz abbilden, fügte aber noch fast 500 unabhängige Tankstellen in der Übersichtskarte hinzu.

Datenqualität ist sehr wichtig

Das Preisvergleichstool wird mit Angaben von Usern gefüttert. Damit will der TCS mehr Transparenz schaffen und das Portemonnaie der Schweizer Bevölkerung angesichts der Teuerung entlasten. Mit Comparis wird es künftig deutlich mehr Preisangaben geben.

Das ist wichtig. Denn der Benzinpreisradar stiess auch auf Kritik. Die Mineralölgesellschaften zeigten sich skeptisch über dessen Nutzen. Und obwohl das Parlament im Dezember einen Vorstoss für die Schaffung einer staatlichen Plattform zum Vergleich von Treibstoffpreisen annahm, gab es viele Fragen von Politikern hinsichtlich der Daten. Auch der Bundesrat selber sah ursprünglich keinen Bedarf für eine solche Plattform.

Preisüberwacher Stefan Meierhans (54) hatte seinerseits schon im März 2022 ein Benzin-Preisvergleichstool gefordert. Und zwar einen staatlichen Preisrechner nach österreichischem Vorbild, wo nur die tiefsten Preise angegeben werden. «Man will ja nicht primär Eni und Migrol das Abgleichen der Preise vereinfachen», so Meierhans.

Deshalb habe es von politischer Seite Vorbehalte gegenüber Beinzinpreisvergleichsangeboten nach Art des TCS gegeben. Grundsätzlich begrüsst er die Initiative des TCS und das Zusammenspannen mit Comparis. Für den langfristigen Erfolg des Benzinpreisradars sei aber «entscheidend, dass Aktualität und Vollständigkeit über Zeit nachhaltig gewährleistet sind».

Das Preisvergleichstool in Österreich habe über eine längere Zeitdauer hinweg effektiv zu einer Senkung des durchschnittlichen Benzinpreises geführt. Diesen Effekt erhofft sich Meierhans auch in der Schweiz, selbst wenn das Tool nicht mit jenem von TCS und Comparis vergleichbar ist.

Benzinpreisradar bestätigt hohe Differenzen

Die Treibstoffpreise in der Schweiz sind in den vergangenen drei Monaten wieder klar gesunken und haben sich deutlich unterhalb der 2-Franken-Grenze festgesetzt. Laut dem Benzinpreisradar kostet der Liter Bleifrei 95 heute in der Schweiz zwischen 1.60 Franken bei einer Tankstelle im grenznahen Thayngen SH und 1.90 Franken bei einer Tankstelle am San Bernardino im Tessin.

Der Benzinpreis orientiert sich am Rohölpreis, am Standort der Tankstelle und an der Kalkulation des Tankstellenbetreibers. Hat der Benzinpreisradar zu einer Senkung des Benzinpreises beigetragen? TCS-Chef Wittwer sagt: «Wir hatten bisher nicht genug Zeit, um einen Preisrückgang statistisch feststellen zu können.» Dank des Benzinpreisradars hatten Konsumenten laut Wittwer jedoch die Möglichkeit, bei jeder Tankfüllung Geld zu sparen.

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