Hagelflieger sollte Wolken «impfen»
Versicherer Baloise stoppt umstrittenes Projekt

Die Baloise-Versicherung wollte Hagel mit einem speziellen Flugzeug verhindern. Der Versuch ist nach sechs Jahren gescheitert. Der Erfolg konnte wissenschaftlich nicht nachgewiesen werden. Die Cessna hob 30- bis 40-mal pro Jahr ab. Jetzt bleibt sie für immer am Boden.
Publiziert: 05.10.2024 um 10:34 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2024 um 10:57 Uhr

Kurz zusammengefasst

  • Baloise beendet Hagelflieger-Projekt wegen mangelnden Erfolgs
  • Piloten impften Wolken mit Silberiodid gegen Hagel
  • Hagelschäden in der Landwirtschaft 2023: 30,8 Millionen Franken
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
Der Hagelflieger von Baloise mit seinen Impfkanonen auf dem Flugplatz Birrfeld.
Foto: PD
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Es war eine wahrlich kühne Idee! Der Versicherungskonzern Baloise versuchte seit 2018 mit einem Hagelflieger, Hagel zu verhindern. Die Basler wollten ein klein wenig Petrus spielen. Der Einsatz der Cessna – eine legendäre einmotorige 182T Skylane – erfolgte ab dem Flugplatz Birrfeld AG. Nun wird das Projekt abgebrochen, da der Erfolg des Hagelflugzeugs nicht eindeutig nachgewiesen werden konnte, wie SRF berichtet.

Die Piloten arbeiteten eng mit dem Wetterdienst zusammen und wurden jeweils spätestens am Mittag informiert, ob ein Einsatz nötig war. Bei potenziellen Gewitterwolken mit Hagelrisiko wurde die Cessna mithilfe von Radardaten zur richtigen Stelle geleitet. Dort angekommen, «impften» die Piloten die Wolken mit Silberiodid-Partikeln, um grössere Hagelkörner zu verhindern.

Lokales und komplexes Phänomen

Doch kann man wirklich das Wetter mit chemischen Mitteln beeinflussen? Meteorologe Simon Eschle erklärt gegenüber SRF: «Totaler Humbug ist es nicht. Im Labor funktioniert das, in der Praxis aber eher nicht.» Das Problem liege darin, dass es wissenschaftlich kaum nachweisbar sei, ob solche Methoden tatsächlich wirken. Hagel sei sehr lokal und komplex, weshalb es kaum feststellbar sei, ob die Behandlung der Wolken etwas gebracht habe oder ob es sowieso nicht gehagelt hätte.

Nach sechs Jahren wird der Versuch abgebrochen. Der Hagelflieger war im Auftrag der Baloise-Versicherung und in Zusammenarbeit mit der ETH Zürich unterwegs. Er flog vom Zürcher Weinland entlang des Juras bis zum Bodensee, nach Montreux über Thun bis zum Zürichsee – je nachdem, wo gerade starker Hagel prognostiziert war. Insgesamt hob die Cessna 30- bis 40-mal pro Jahr ab. Was das Experiment die Versicherung gekostet hat, behält die Versicherung lieber für sich.

In der Schweiz nehmen Hagelschäden wegen der Klimaerwärmung zu. Allein die jährlichen Schäden an Gebäuden liegen in der Schweiz durchschnittlich bei fast 100 Millionen Franken, mit steigender Tendenz. In der Landwirtschaft verursachte Hagel im Jahr 2023 Schäden von 30,8 Millionen Franken. Insgesamt wurden 5900 Schäden an versicherten Kulturen gemeldet.

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Blick benutzt künstliche Intelligenz als Helferin bei der Redaktionsarbeit, etwa beim Aufspüren verschiedener Quellen oder beim Erstellen von Zusammenfassungen von Texten. Blick befolgt beim Einsatz von KI strenge Regeln. So hat immer der Mensch das letzte Wort. Mehr Infos gibts hier.

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