Zahlenspielereien zur Erbschaftsinitiative – weltweiter Vergleich der Vermögenden
So viel Geld brauchst du, um zum reichsten Prozent zu gehören

Die Jungsozialisten nehmen mit ihrer Initiative reiche Erben und Erbinnen ins Visier. Dabei stellt sich die Frage: Ab wann ist man eigentlich reich in der Schweiz? Wie steht die Schweiz im Vergleich der Superreichen da? Wir wagen einige Zahlenspielereien.
Publiziert: 30.07.2024 um 10:47 Uhr
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Aktualisiert: 05.09.2024 um 14:12 Uhr
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Marcel Speiser
Handelszeitung

Vermögen ab 50 Millionen Franken wollen die Schweizer Jungsozialisten künftig mit ihrer Erbschaftsinitiative zu 50 Prozent besteuern. Unter den Reichen sorgt das Vorhaben für rote Köpfe. Einige prominente Unternehmer haben bereits angekündigt, sie würden die Schweiz verlassen, sollte die Initiative angenommen werden.

Dass die Abwanderung keine leere Drohung ist, machen aktuelle Zahlen aus Grossbritannien deutlich, wo in der Politik derzeit ebenfalls über höhere Steuern für Reiche nachgedacht wird: Dieses Jahr dürften rund 9500 Vermögende oder rund 7 Prozent der Millionärspopulation aus Grossbritannien wegziehen, wie Zahlen von Henley & Partners zeigen. «Ein Tropfen der Unsicherheit reicht, und die Vermögenden reagieren», sagt Anwalt Ariel Sergio Davidoff von der Kanzlei Lindemann Law.

In der Schweiz gehört man ab 8,5 Millionen Dollar zum 1-Prozent-Club

Ohnehin bringt die Juso-Initiative die Frage auf, welche Personengruppen überhaupt als reich einzustufen sind. Ein gängiger Massstab ist dabei die Zugehörigkeit zum obersten Prozent der Vermögenden.

Nicky Hilton Rothschild: Die Hotelerbin gehört mit ihrem Banker-Ehemann James Rothschild und einem Vermögen von rund 1,5 Milliarden Dollar zum reichsten Prozent der amerikanischen Bevölkerung.
Foto: Gettyimages - Montage: Handelszeitung
Artikel aus der «Handelszeitung»

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Konkret: Ab welcher Schwelle besitzt man in der Schweiz mehr frei verfügbares Vermögen als 99 Prozent der Bevölkerung? Es sind rund 8,5 Millionen Dollar, wie folgende Grafik, basierend auf Daten des Immobiliendienstleisters Knight Frank, zeigt:

Erstaunlich dabei ist erstens, dass die Eintrittshürde in den 1-Prozent-Club nur im Steuerparadies Monaco und im reichen Kleinstaat Luxemburg höher liegt als in der Schweiz. In China gehört man bereits mit etwas mehr als 1 Million Dollar Vermögen zum reichsten Prozent.

Zweitens erstaunt, wie tief die Vermögensschwellen liegen. Natürlich sind 8,5 Millionen Dollar sehr viel Geld. Doch selbst wer sie hat, hat nicht ausgesorgt. In der Schweiz jedenfalls ist ein Leben in Luxus mit dieser Summe nur wenige Jahre möglich. Und grosse Sprünge auf dem Immobilienmarkt liegen damit ebenfalls nicht drin.

Als UHNWI (extrem Reich) gelten in der Schweiz bloss 14’700 Personen

Die Banken verwenden einen anderen Massstab zur Einteilung von Reichen und Superreichen. Als sogenanntes Ultra-high-net-worth Individual (UHNWI) gilt man bei den Privatbanken in der Regel ab einem Vermögen von 30 Millionen Dollar. Bereits weit unter der Schwelle, welche die Juso-Initiative als Besteuerungsgrenze zieht, gehört man bei den Vermögensverwaltern also bereits zu den VIP-Kundinnen und -Kunden.

Dichtestress herrscht in dieser Liga nicht. Gemäss Daten von Knight Frank gehörten in der Schweiz im vergangenen Jahr bloss 14'734 Personen zu dieser Vermögensgruppe. Und weltweit sind es keine 630'000 Individuen.

Auffällig dabei: In der Schweiz leben im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung viele Superreiche. Deutschland zum Beispiel hat rund zehnmal mehr Einwohnerinnen und Einwohner als die Schweiz. Dort ist die UHNWI-Population aber nur gut doppelt so gross wie in der Schweiz. Andersherum leben in Indien, dem bevölkerungsreichsten Land der Welt, weniger Superreiche als in der Schweiz.

Mit Abstand am meisten Superreiche leben in den USA und in China. Vielleicht sollten die Schweizer Jungsozialisten auswandern und ihre Initiative dort lancieren, wo sie richtig einschenkt?

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