Blick-Leser berichten
«Wie sich manche Velofahrer verhalten, ist skandalös»

Viele Blick-Leserinnen und -Leser machten schon schlechte Erfahrungen mit Kamikaze-Velofahrern. Aber nicht nur das Verhalten der Bikerinnen, auch das lasche Vorgehen der Polizei und die zu tiefen Bussen ärgern viele. Doch auch Autofahrer seien keine Unschuldslämmer.
Publiziert: 05.06.2022 um 05:31 Uhr
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Aktualisiert: 05.06.2022 um 18:04 Uhr
Andreas Engel

Das rücksichtslose Verhalten mancher Velofahrer auf Schweizer Strassen ärgert auch viele Blick-Leserinnen und -Leser. Nach unserem Bericht Ende April, welche Bussen Velorowdys bei Verstössen drohen, gingen bei uns Dutzende Rückmeldungen über Ampelblocher, Trottoirraser und Kolonnen-Durchschlängler ein.

Besonders häufig wird über missachtete Vortritte am Fussgängerstreifen berichtet: «Die Autos links und rechts haben angehalten, um mich über die Strasse zu lassen. Plötzlich kommt wie aus dem Nichts ein Velofahrer neben den Autos angeschossen und fährt mich fast um», erzählt uns Leserin Barbara Oess. Sie findet: «Die Bussen sind für solche Velorowdys immer noch viel zu tief. Wie sollen sie so lernen, sich an die Verkehrsregeln zu halten?»

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Drastischer Strafen gefordert

Mit ihrer Meinung ist Barbara Oess nicht allein. Zahlreiche Leserinnen und Leser kritisieren, dass die Polizei nicht nur zu wenig gegen Velorowdys vorgehe, sondern auch die Höhe der Bussgelder zu niedrig sei. «Die Strafen für Velofahrer sind doch ein Witz», kommentiert Michael Eggenberger. «Fürs gleiche Vergehen zahlt man mit dem Auto teils das fünf- bis zehnfache.»

Das rücksichtslose Verhalten mancher Velofahrer auf Schweizer Strassen ärgert auch viele Blick-Leserinnen und -Leser.
Foto: Keystone
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Auch Leser Patrick Müller fordert drastischere Strafen für Kamikaze-Piloten: «Es ist schlichtweg skandalös, wie sich manche Velofahrer verhalten. Sie fahren bei Rot über die Ampel, rasen ungebremst übers Trottoir und ignorieren Fahrverbote. Statt diese Rowdys zu büssen, geht die Polizei aber lieber auf Autofahrer los – selbst beim geringsten Vergehen.»

Rasen trotz Fahrverbot

Doch nicht nur in der Stadt, auch auf dem Land kommt es offenbar immer wieder zu brenzligen Situationen zwischen Velofahrerinnen und Fussgängern. «Kürzlich wurde meine Vizsla-Hündin auf einem schmalen Wanderweg auf dem Horgenberg von einem rücksichtslosen E-Biker über den Haufen gefahren», schreibt Leser Walter Baumgartner. «Die Gemeindepolizei interessiert das aber überhaupt nicht, obwohl auf dem Wanderweg ein allgemeines Velo-Fahrverbot gilt. An schönen Wochenenden ist es dort besonders gefährlich.»

Ähnliche Erfahrungen hat auch Leser Dieter Haefeli gemacht, der öfters im Naherholungsgebiet Gheid bei Olten SO unterwegs ist. «Besonders Elektro- und Rennvelo-Fahrer sind häufig mit erheblich übersetzter Geschwindigkeit unterwegs, auch wenn sich viele Familien mit kleinen Kindern auf den Wegen aufhalten. Es ist der Wahnsinn!»

Gefährden sich und andere

Doch nicht nur Autofahrerinnen und Fussgänger kritisieren uns gegenüber das Verhalten mancher Bikerinnen und Biker. Auch Velofahrer beklagen sich über ihre zweirädrigen Kollegen: «Als Velofahrer habe ich vor allem Probleme mit anderen Velofahrern, die sich nicht an die Verkehrsregeln halten. Dass wirklich korrekt gefahren wird, beobachte ich äusserst selten», sagt Leser Anton Keller. Gerade das Fahren ohne Licht, das bei allen E-Bikes ab 1. April 2022 auch am Tag gebüsst wird, könne gefährlich werden, meint Leser und Velofahrer Roger Hafner: «Diese Lichtlosen gefährden besonders in der Übergangszeit im Herbst sich und andere.»

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Rücksichtslose Autofahrer

Aber nicht alle Velofahrenden wollen in den Rowdy-Topf geworfen werden und kontern die Kritik: «Das Velo-Bashing hier ist fast unerträglich», kommentiert Leser Marco Saxer. «Schweizer Städte sind leider der Horror für Velofahrer, wenn man sich die Fahrspur mit Lastwagen, Trams und Autos teilen muss. Da läuft es manchmal fast unter Notwehr, wenn man aufs Trottoir ausweicht.» Das denkt auch Robert Bergmann: «Wenn die Autofahrer nicht so rücksichtslos wären, würden Velos erst gar nicht aufs Trottoir ausweichen. Viele Fahrer machen das aus Selbstschutz.»

Von Erlebnissen der ganz unangenehmen Art berichtet uns Leser und Velofahrkursleiter Daniel Meier. Fast täglich würden ihn Autofahrende im Kreisel ausbremsen oder beim Linksabbiegen nicht in die Mitte der Fahrbahn einspuren lassen. Er werde teils sogar bewusst abgedrängt, mit Scheibenputzmittel vollgesprüht und ausgehupt. Auch der Mittelfinger würde ihm regelmässig gezeigt. «Unglaublich, aber wahr: Kürzlich hat sich ein Auto hinter mir positioniert, den Motor aufheulen lassen, ist auf mich zugerast und hat erst kurz hinter mir Halt gemacht», schildert uns Meier, der in der Stadt sowohl mit dem Velo, als auch mit dem Auto unterwegs ist. Er appelliert: «Also liebe Autofahrende, wenn ihr etwas mehr Rücksicht nehmen würdet, würde der Verkehr besser laufen und ihr wärt auch schneller am Ziel.»

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