Mit Strom auf Verbrecherjagd
Das langsamste Polizeiauto der Welt

Auf der griechischen Insel Chalki ist die Polizei jetzt mit 45 km/h unterwegs – im Elektrowürfel Ami. Die kleine Insel soll dank Citroën zum autarken grünen Selbstversorger werden.
Publiziert: 11.11.2021 um 18:32 Uhr
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Aktualisiert: 13.11.2021 um 12:34 Uhr
Wolfgang Gomoll

Manchmal hat der Elektrotrend – hierzulande ist aktuell jedes fünfte neue Auto rein elektrisch – unerwartete Auswirkungen: Weil jeder Autohersteller ein eigenes, unbeeinflusstes Versuchslabor für grüne Strom-Kreislaufwirtschaft sucht, ist derzeit Elektrifizieren von Inseln bei vielen Marken schwer in Mode.

Renault etwa ist seit 2019 auf Porto Santo (zählt zur portugiesischen Madeira-Gruppe), hat dort ein von fossilen Brennstoffen unabhängiges Stromnetz und 20 Zoes und elektrische Kangoos. Auch auf der französischen Belle-Île-en-Mer in der Bretagne oder auf Brasiliens Fernando-de-Noronha-Inseln laufen solche Projekte. Und VW hat jüngst die griechische Insel Astypalea elektrifiziert.

Mit 45 km/h zum Einsatz

Die Ordnungshüter der griechischen Insel Chalki könnten nun etwas neidisch auf die Kollegen des ebenfalls in der Ägäis gelegenen Astypalea oder gar auf Porto Santo schauen. Auf Astypalea werden Verbrecher im 160 km/h schnellen VW ID.4 gejagt, auf Porto Santo mit 140 km/h im Renault Zoe. Die Polizei auf Chalki ist dagegen neu mit maximal 45 km/h in einem Citroën Ami unterwegs.

Mit Vollstrom zum Einsatz: Auf der griechischen Insel Chalki fahren Küstenwache (l.) und Polizei jetzt Citroën Ami.
Foto: Citroën
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Denn in Chalki hat Citroën seine Elektrifizierungs-Zelte aufgeschlagen. Bei – ohne Touristen – 500 Menschen auf zehn Kilometer Länge und bis zu drei Kilometer Breite sind 45 km/h zu verschmerzen. Wichtiger ist hier, dass der Ami durch die extrem schmalen Gassen des Postkartenidylls in Weiss und Blau passt. Notfalls könnte man ihn dort als Verbrecher-Barriere nutzen.

Versuchsinsel für Grünstrom

Citroën will auf Chalki Sonne und Wind nutzen, um ein völlig autarkes grünes Energie- und Ladenetz aufzubauen. «Dieses Projekt wird das Leben weniger Menschen verändern, aber ist erst der Anfang. Indem wir Chalki dabei helfen, eine grüne Umgebung mit null Emissionen zu werden, zeigen wir, dass die Elektrifizierung ein wichtiger Faktor ist», so Citroën-Boss Vincent Cobée (52).

Damit die neuen Ladesäulen jemand nutzt, hat Citroën E-Autos gebracht. Die Gemeinde erhält ë-C4 und ë-SpaceTourer (Bus), die E-Werke einen ë-Jumpy (Transporter). Für Privatleute gibt es vier Jahre Gratisleasing. Und eben zwei Amis – für Polizei und Küstenwache. Verrückt? Egal, dank Klangfolge-Horn, Frontscheiben- und Dach-Blaulicht hat der Ami mit 45 km/h stets Vortritt.

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