Erste Fahrt im neuen Peugeot 308
Frankreichs neuer Europameister

Auffälliges Design, hochwertiges Interieur und gleich zwei Plug-in-Hybride mit bis zu 225 PS: Peugeots frisch enthüllter Kompaktkombi 308 SW setzt gleich mehrere Ausrufezeichen. Nur in einem Punkt bleibt er zu dezent.
Publiziert: 22.06.2021 um 17:50 Uhr
|
Aktualisiert: 22.06.2021 um 20:32 Uhr
Andreas Faust

Das ist doch mal ehrlich. Sonst schwadronieren Marketingstrategen von jung-dynamischen Pärli und urbanen Singles, die ihr neues Modell kaufen sollen. «Im Schnitt 51 Jahre alt, 78 Prozent sind viel unterwegs, 83 Prozent männlich, leben zu 85 Prozent als Paar und 30 Prozent haben Kinder», sagt Projektmanagerin Agnès Tesson-Faget über die typischen Käufer einer Peugeot 308. Und damit seien die sogar noch jünger als die der Konkurrenzmodelle. Von wegen «urbane Singles».

Und trotz SUV-Boom: Die Kompaktklasse macht in Europa noch immer gut ein Viertel aller Neuwagen aus. Der Nachfolger von Peugeots kompaktem 308 als «Auto des Jahres»-Gewinner von 2014 kommt dabei als Schrägheck – startet im Oktober – und als frisch enthüllter und sehr eigenständiger Kombi Anfang 2022. Ausgewölbte Radhäuser und senkrechte Front wie beim normalen Fünftürer, aber die Klappe im wuchtigen Heck wird eigenständig verknautscht. Und der Kombi namens SW wird fast sechs Zentimeter länger und kratzt beinahe schon am nächsthöheren Segment mit 608 bis 1634 Liter Ladevolumen.

Kein Elektro, aber Teilzeit-Stromer

Für die Auskenner: Sechs flache LEDs in den Rückleuten gibts normalerweise, angewinkelte für die beiden Plug-in-Hybride (PHEV). Gleich zwei? Ja, weils den 308 definitiv nicht als reinen Stromer geben wird. Der 308 ist auch Flottenauto, und bei letzteren brauchts noch Diesel und tiefe Anschaffungskosten – beides läge nicht drin mit einer elektrotauglichen Plattform, sagt Tesson-Faget.

Frisch enthüllt: Nach dem im Mai präsentierten Schrägheck-Modell zeigt Peugeot jetzt auch die Kombiversion des 308 namens SW.
Foto: Zvg
1/20

Also bleibts bei zwei Dreizylinder-Benzinern, einem Turbodiesel und zwei Teilzeit-Stromern. Geschaltet wird manuell in sechs oder automatisch in acht Gängen, Allrad fällt zugunsten von Frontantrieb aus. Und was ist mit dem 300-PS-PHEV mit elektrischer Hinterachse, der bei Mutterkonzern Stellantis im Regal läge? Tesson-Faget schüttelt halbherzig den Kopf und murmelt was von «später muss es ja auch noch was Neues geben».

Blick durfte schon mit Prototypen auf Testrunde: Als manueller 130-PS-Benziner fegt der 308 leichtfüssig um die Ecken und wirkt im Vergleich viel agiler als mit Automat. Der ebenfalls 130 PS starke Turbodiesel gibt den Gleiter, ist spürbar schwerer und kratzt nicht ganz so flott die Kurve. Tester-Liebling: tatsächlich die Plug-in-Hybride.

Peugeot 308 SW

Antrieb Benziner 110 PS (81 kW) oder 130 PS (96 kW), Diesel 130 PS (96 kW), Plug-in-Hybrid PHEV 180 PS (133 kW) oder 225 PS (165 kW), manuelles Sechsgang-Getriebe oder Achtstufen-Automat, Frontantrieb
Masse L/B/H 4,64/1,86/1,44 m, 1300–1659 kg, Laderaum 608–1634 l (PHEV 548–1574 l), Tank 52 l

Antrieb Benziner 110 PS (81 kW) oder 130 PS (96 kW), Diesel 130 PS (96 kW), Plug-in-Hybrid PHEV 180 PS (133 kW) oder 225 PS (165 kW), manuelles Sechsgang-Getriebe oder Achtstufen-Automat, Frontantrieb
Masse L/B/H 4,64/1,86/1,44 m, 1300–1659 kg, Laderaum 608–1634 l (PHEV 548–1574 l), Tank 52 l

Mehr

Dabei spannt ein 110-PS-Elektromotor mit einem 1,6-Liter Turbo mit 150 oder 180 PS zusammen – macht je nach Version 180 oder 225 PS Systemleistung. Rein elektrisch schiebt der E-Motor den 308 rund 60 Kilometer voran; seine 12,4 Kilowattstunden fassende Batterie steckt im Kellergeschoss des Kofferraums und kappt dessen Kapazität um 60 Liter. Laden lässt sie sich an der Steckdose in sieben Stunden oder per Wallbox innert knapp zwei.

Beim Interieur auf Kritik reagiert

Batterie hinten, E-Motor vorne im Getriebe – so wirkt der 308 viel ausbalancierter, hat dank Elektroboost aus tiefen Touren Kraft, aber bleibt leise – meist übertönen die Pneus den Antrieb. Technische und Verbrauchsdaten rückt Peugeot noch nicht heraus, aber richtig sparsam wird so ein PHEV natürlich nur, wenn man diszipliniert nachlädt und Alltagstouren rein elektrisch zurücklegt.

Komplett umgekrempelt wurde das Interieur. «Da hats beim Vorgänger Kritik gehagelt», sagt Tesson-Faget: Touchscreen zu klein, Navi zu langsam, uralte Bedienung. Instrumente und Infotainment stecken daher jetzt in je 10 Zoll messenden Monitoren. Erstere in den höheren Versionen in 3D-Animation, unter letzterem zeigt ein Mini-Touchscreen sechs Tasten, die man selbst mit Funktionen belegen kann – vom Lieblings-Radiosender bis zur Büroadresse fürs Navi. Immerhin ein wenig Klima und die Lautstärke kann man per Knopf regeln.

Spezielles Cockpit, gute Verarbeitung

Geblieben ist das Cockpit mit Mini-Lenkrad und Instrumenten drüber. Umstritten – wir findens cool. Platzangebot ohne Fehl und Tadel, bequeme Sitze, volle Smartphone-Einbindung – passt. Den grössten Fortschritt hat Peugeot aber bei der Verarbeitung hingelegt – die ist über Klassenniveau.

Weil die Marke sich nach der Stellantis-Fusion gerade neu zwischen 13 Schwestermarken einsortieren muss, gibts beim 308 als erstem Modell auch ein neues Logo: Löwe, logisch, in Retro und zweidimensional, damit es auch im Web proper aussieht. Bloss auf der Strasse spiegelt es derart die Umgebung wieder, dass man nahezu gar nichts vom brüllenden Wappentier erkennen kann.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?