Genesis greift Audi, BMW, Tesla und Co. an
Jetzt kommen die Mega-Hyundais

Anfang nächsten Jahres ist die Schonzeit für Audi, BMW, Mercedes und Co. vorbei: Dann soll Hyundais Edeltochter Genesis in der Luxusliga den Europäern das Leben schwerer machen. Los gehts in Deutschland – und in der Schweiz.
Publiziert: 17.04.2020 um 01:21 Uhr
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Aktualisiert: 05.05.2021 um 16:19 Uhr
Stefan Grundhoff und Timothy Pfannkuchen

Schon ab 2008 war der Genesis das Topmodell von Hyundai. Zurecht: Wir staunten 2014 im Test über die Limousine und wunderten uns, dass nur das Coupé bei uns offiziell zu haben war. Es folgte derselbe Schritt wie bei AMG (Mercedes), Cupra (Seat) oder Polestar (Volvo): Aus dem bisherigen Tochter-Label wurde 2015 eine eigene Marke mit eigenen Modellen. In Asien und den USA läuft sie längst prächtig.

Doch in Europa geht Genesis vorsichtiger zu Werke und startet erst Ende dieses bis Anfang nächsten Jahres. Warum? Die alte Welt ist der schwierigste Markt.

Lexus kämpft, Infiniti gab auf

Beispiel Lexus: Stolze 30 Jahre ist der Europa-Start her – aber bis heute tut sich die anderenorts fest etablierte Toyota-Tochter in Europa schwer. Nissan-Tochter lnfiniti versuchte es ab 2008 vom Europa-Quartier in Rolle VD aus. In den USA ein Jemand, hierzulande ein Niemand: Dieses Jahr beendet Nissan das Abenteuer. Kein Wunder, denn schon die Preisgestaltung ist eine Wissenschaft für sich: Zu billig ist in der Luxusklasse tödlich fürs Image, zu teuer aber natürlich auch.

Mit zwei Modellen startet Hyundai-Edeltochter Genesis Anfang 2021 in Deutschland – und in die Schweiz: Dem G80, ...
Foto: zVg
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So oder so werden alle Nobel-Deutschen (Audi-VW sowie BMW und Mercedes), aber auch andere Edelmarken (wie Jaguar-Land-Rover oder Volvo samt Polestar) ein kritisches Auge darauf werfen, wie es Genesis ergeht. In weniger traditionsverhafteten Ländern wie den USA ist Genesis längst ein harter Gegner. Ausgerechnet in den anspruchsvollsten Märkten, in Deutschland und der Schweiz, startet Genesis jetzt ins Europa-Abenteuer.

Genesis mit neuen Modellen

Deshalb liess sich Genesis mit Europa Zeit, bis die neuesten Modelle da sind. Denn schon das Pricing ist sehr heikel: Fraglos wird ein Genesis ausstattungsbereinigt attraktiv werden. Zu billig gehts nicht, sonst nimmt ihn niemand als Luxus ernst.

Anfang 2021 startet der SUV Genesis GV80 gegen Audi Q7, BMW X5, Mercedes GLE und VW Touareg. Parallel kommt der G80 (hier alle Infos zum neuen Modell), der sich als Nachfolger des damals gelungenen G70 in der Oberklasse einsortiert. Also eine Limousine à la Audi A6, BMW 5er und Mercedes E-Klasse. Mal schauen, denn die Bedingungen sind heikel: Infiniti erwischte einst die Finanzkrise, Genesis wird mit den noch unabsehbaren Nachwehen der Corona-Krise kämpfen. Das Geld sitzt weniger locker und der Mut, statt Etabliertem mal Neues zu kaufen, sinkt.

Angstgegner der Etablierten

Doch wie die Entwicklung von Hyundai in 30 Jahren in der Schweiz zeigt, ist der Konzern heute nicht umsonst der hinter Toyota und Volkswagen drittgrösste Autoriese der Erde: Hyundai-Kia ist ein Angstgegner der Etablierten, denn er überlässt nichts dem Zufall. Fehler der Konkurrenz will Genesis nicht wiederholen. Wie Hyundai mit in Europa für Europa entwickelten Autos setzt Genesis auf Europäer. Der eben abgelöste Markenchef kam von Lamborghini, Chefdesigner Luc Donckerwolke (54) wie Designvorstand Peter Schreyer (67) waren zuvor ebenfalls im VW-Konzern und Chefentwickler Alfred Biermann (62) bei BMW.

Und in einem Punkt fährt Genesis wohl bald voraus: Hyundai ist seit Jahren mit E-Autos unterwegs und hat längst, wovon zum Beispiel VW bisher nur redet – einen kleinen Elektro-SUV mit viel Reichweite zum fairen Preis (Kona Electric). Oder das neben dem Toyota Mirai einzige Serien-Brennstoffzellen-Auto Nexo. Das könnte ab Ende 2021 helfen: Dann soll Genesis mit Strom auch gegen Tesla anfahren.

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