9 Fakten zum seltenen Rohstoff
Die Wahrheit über Kobalt

Seit E-Autos boomen, steht der Rohstoff Kobalt in der Kritik. Vor allem der Abbau in Afrika ruft Umweltschützer und Menschenrechtsaktivisten auf den Plan. Doch wie heikel ist Kobalt wirklich? Und wo wird es eingesetzt? Wir klären auf.
Publiziert: 04.02.2024 um 00:33 Uhr
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Aktualisiert: 05.02.2024 um 14:43 Uhr
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Andreas EngelRedaktor Auto & Mobilität
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Was ist Kobalt und wo kommt es vor?

Kobalt (auch Cobalt) ist ein chemisches Element des Periodensystems mit dem Elementsymbol Co und der Ordnungszahl 27. Es ist ein magnetisches, leitfähiges und äusserst seltenes Metall. In der Natur kommt es immer in Verbindung mit anderen Metallen wie Nickel, Kupfer, Silber, Eisen oder Uran vor. Die weltweiten Kobalt-Vorkommen werden auf nur 25 Millionen Tonnen geschätzt. Die wichtigsten Lagerstätten befinden sich in der Demokratischen Republik Kongo und in Sambia in Zentralafrika. Es wird aber auch in Kanada, Australien, Marokko, Kuba, Russland und den USA abgebaut.

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Wie teuer ist Kobalt?

Der Preis für eine Tonne Kobalt schwankte in den vergangenen Jahren extrem – wie bei vielen anderen seltenen Metallen auch. Lag er Anfang 2017 bei rund 22'000 Dollar (19'000 Franken) pro Tonne, kletterte er innerhalb nur eines Jahres auf ein Allzeithoch von über 95'000 Dollar! 2023 kostete eine Tonne Kobalt durchschnittlich 34'149 Dollar – fast 30'000 Dollar weniger als noch 2022. Grund für den Preissturz: Während der Pandemie explodierte die Nachfrage nach Smartphones, Tablets und Laptops. Doch je mehr Freiheit die Menschen zurückgewannen, desto weniger Zeit verbrachten sie am Bildschirm – der Bedarf an Unterhaltungselektronik und somit an Kobalt fiel. Auch die boomende E-Mobilität konnte das nicht kompensieren, weil viele Hersteller immer kleinere Mengen des Rohstoffs benötigen. Gleichzeitig bleibt das Angebot von Kobalt hoch.

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Wo kommt Kobalt zum Einsatz?

Für die Herstellung von Lithium-Ionen-Akkus (auch interessant: Wie schädlich ist Lithium wirklich?), die seit Anfang der 90er-Jahre in batteriebetriebenen Elektrogeräten aller Art zum Einsatz kommen – egal ob Bluetooth-Box, Akku-Schrauber oder E-Auto. Kobalt wird in den Akkus als Kobaltoxid an den Pluspolen verbaut und ermöglicht eine kompaktere Bauweise, eine bessere Leitfähigkeit und eine höhere Energiedichte als andere Materialien. Zudem verhindert es, dass sich die Batteriezellen bei starker Wärmeentwicklung verformen oder schmelzen.

Umweltschützer und Menschenrechtsaktivisten kritisieren den Kobalt-Abbau in der Demokratischen Republik Kongo, wo die grössten Vorkommen des seltenen Rohstoffs liegen.
Foto: Anadolu Agency via Getty Images
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Wie viel Kobalt braucht ein E-Auto?

Auch wenn die ersten Elektrogeräte mit Lithium-Ionen-Akkus bereits Anfang der 1990er-Jahre auf den Markt kamen, rückte der Kobalt-Bedarf erst mit dem Aufkommen der E-Mobilität rund 25 Jahre später in den öffentlichen Fokus. Aufgrund des hohen Rohstoffpreises wurde schon früh nach Alternativen gesucht: Heute ersetzen Nickel und Mangan einen grossen Teil des Kobalts in E-Auto-Akkus. Bei aktuellen Lithium-NMC-Autobatterien (Nickel-Mangan-Cobalt) besteht die Kathode aus weniger als drei Prozent Kobaltoxid. Die Menge des eingesetzten Kobalts hängt zudem stark von der Grösse des Akkus ab: In einer 50-kWh-Batterie stecken rund fünf Kilo Kobalt. Manche Batterietypen wie die günstigeren Litihum-Eisen-Phosphat-Akkus (LFP) kommen ganz ohne Kobalt aus.

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Wo wird Kobalt noch eingesetzt?

Was Kritiker der E-Mobilität unterschlagen: Nur rund zehn Prozent des weltweit geförderten Kobalts wird für E-Autos genutzt. Über 35 Prozent werden für die Unterhaltungselektronik benötigt. Weil es dort auf eine hohe Energiedichte bei geringem Platzbedarf ankommt, bestehen die Kathoden immer noch zum Grossteil aus Kobaltoxid. Die andere Hälfte des geförderten Kobalts braucht es für die Chemieindustrie und für metallische Verbindungen – auch in Verbrennungsmotoren. Als Bestandteil von hochfesten Legierungen ist es zum Beispiel in Kurbelwellen und Zylinderköpfen zu finden, bei Dieselmotoren in den Katalysatoren.

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Ist der Kobalt-Abbau gefährlich?

Die grössten weltweit zugänglichen Mengen – zwischen 70 und 90 Prozent – lagern unterirdisch in der Provinz Katanga im Südosten der Demokratischen Republik Kongo. Dort hat Bergbau schon seit Jahrhunderten Tradition, weil in der Erde auch andere wertvolle Rohstoffe wie Kupfer oder Uran lagern. Zehntausende Menschen arbeiten dort für internationale Grosskonzerne, welche die gleichen Arbeitsstandards und die gleiche Lieferkettentransparenz einhalten müssen wie etwa die in Kanada oder Australien. Die Abnehmer, auch Autokonzerne, müssen dafür sorgen, dass Menschenrechte und Umweltstandards eingehalten werden. Giftig ist Kobalt im Trinkwasser oder in der Nahrung, wenn es einen bestimmten Grenzwert überschreitet. Andere Metalle, wie etwa Blei, weisen allerdings eine viel höhere Giftigkeit auf.

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Wird beim Kobalt-Abbau Kinderarbeit gefördert?

Bilder von Kindern in dunklen Schächten, die teils mit blossen Händen das Kobalt aus der Erde holen, haben den Rohstoff in Verruf gebracht. Tatsächlich verdienen viele Familien auf diese Weise ihren Lebensunterhalt: Sie graben eigene Stollen und schicken nicht selten ihre Kinder hinunter, um die Erzbrocken zutage zu fördern. Diese Abbaumethoden werden vom Staat kaum verfolgt. Auch, weil die Menge des so geförderten Kobalts verschwindend klein ist. Trotzdem verzichten bereits viele Autohersteller auf Kobalt aus dem Kongo, weil sie nicht mit Kinderarbeit in Zusammenhang gebracht werden wollen.

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Ist Kobalt wirklich blau?

Der Farbton Kobaltblau ist weltweit bekannt. Schon die alten Chinesen und Perser nutzten Kobalt zur Blaufärbung von Porzellan, Glas oder Ton. Die blaue Farbe stammt allerdings aus Kobalt-Salzen oder Kobalt-Aluminium-Mischoxid. Denn in der Natur sind Kobaltbrocken dunkel glänzend und metallisch grau. Das in Akkus verwendete Oxid-Pulver ist tiefschwarz.

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Was hat Kobalt mit Kobolden zu tun?

Kobalt leitet sich vom lateinischen Cobaltum ab – was übersetzt Kobold bedeutet. Der Name entstand, weil die Kobalterze im Mittelalter häufig mit wertvollen Silber- oder Kupfererzen verwechselt wurden. Sie liessen sich aber nicht verarbeiten und gaben beim Erhitzen üble Gerüche ab. Es hiess deshalb, Kobolde hätten das kostbare Silber aufgefressen und wertlosere, silberfarbene Erze ausgeschieden.


 

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