Vom Blaumachen und Blaumännern
Warum eigentlich nennt man Betrunkene «blau»?

Wieso sagt man eigentlich, Betrunkene seien blau? Und: Ist das dasselbe Blau wie beim Blaumachen und bei den Blaumännern?
Publiziert: 19.01.2022 um 11:15 Uhr
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Aktualisiert: 23.01.2022 um 11:11 Uhr
Timothy Pfannkuchen

Ist man besoffen, ist man bekanntlich «blau». Am Steuer wird man dann zum Blaufahrer – aber warum eigentlich steht die Farbe Blau dafür betrunken zu sein? Und ist es derselbe Grund wie bei «Blaumachen» und «Blaumann»? Es gibt verschiedene Theorien. Wir zählen hier die populärsten und wahrscheinlichsten auf.

Färbt man Stoffe blau, nutzt man seit mindestens 6000 Jahren das Farbpigment Indigo. Heute wird es synthetisch hergestellt. Früher stammte es in vielen Teilen der Welt aus der Indigopflanze. Doch im grossen Stil nach Europa exportiert und dadurch günstig wurde das «echte» Indigo erst im 17. Jahrhundert. Vorher hat man Indigo in Europa daher aus Färberwaid, einer Strauchpflanze, gewonnen.

Färber mussten fleissig trinken

Nur reicht es bei Färberwaid nicht aus, beispielsweise zu färbende Wolle in einen Sud aus Wasser und Färberwaid einzulegen: Das Indigo des Färberwaid ist nicht wasserlöslich. Wohl aber löst es sich in Harnstoff – und viel besser noch, falls der mit Alkohol angereichert ist. Das hiess für Färber: Man trank zum Blaufärben erst alkoholische Getränke wie Bier (Alkohol war teuer, also zu begehrt, um ihn direkt in den Sud zu kippen), war «blau» und urinierte dann in den Bottich mit Färberwaid.

Alkoholisierte Menschen nennt man «blau» – aber warum wird die Farbe Blau im Zusammenhang mit dem Betrunkensein verwendet?
Foto: Getty Images
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Und was ist mit «Blaumachen»? Damit der im Urin-Alkohol-Färberwaid-Gemisch gefärbte Stoff dann blau wurde, musste er an der Luft trocknen. Die beschwipsten Färber hängten die Stoffe auf und taten – eben nichts. Denn sie machten jetzt im Wortsinne ja gerade blau, mussten also eh auf das Trocknen der Stoffe warten.

Blaumänner dasselbe in Grün?

Nur indirekt zu tun hat dies mit der Arbeitskleidung – dem «Blaumann». Weil die Kleiderordnungen früher andere Farben nur dem Adel oder Klerus zuordneten und Mischfarben wie Grün teurer waren, setzte sich das dank des Färberwaid günstige Blau als Alltagsfarbe und für Arbeitsbekleidung durch. Und weil einst meist Männer die Arbeiterkleidung trugen, wurde das Heer der Werktätigen zu Blaumännern.

Apropos Redewendungen mit Farben: Spricht man davon, etwas sei «Dasselbe in Grün», geht dies auf einen Opel von 1924 zurück – warum, das erklären wir hier.

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