Corona und die Psyche
Coronakrise macht Frauen unglücklicher als Männer

Glücksvorsprung der Frauen schmilzt in Pandemie zusammen: Die Corona-Pandemie hat Frauen laut einer Befragung unglücklicher als Männer gemacht.
Publiziert: 07.03.2022 um 17:46 Uhr

Hatten Frauen bis 65 Jahre bislang immer einen Glücksvorsprung vor den Männern, schmolz dieser in der Pandemie zusammen, wie eine am Montag veröffentlichte Studie der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg zum sogenannten SKL-Glücksaltas zeigt.

Insgesamt befragte das Institut für Demoskopie Allensbach seit Januar 2020 15.200 Deutsche, zuletzt im Dezember 2021 und Januar 2022 insgesamt 2075 Menschen. Vollzeit arbeitende Mütter mit Kindern verloren danach am meisten an Lebensglück, was angesichts der Belastung durch die Corona-Massnahmen laut Universität erwartbar war. Vollzeitmütter verlieren demnach auf einer Skala von null bis zehn 1,0 Punkte in der Pandemie - ihre Männer 0,4.

Negative Wirkung durch Homeschooling und Hausarbeit

Mütter sitzen laut Studie in der Multitaskingfalle, denn bei ihnen schlagen sowohl das Homeschooling als auch die vermehrte Hausarbeit und hier auch das Homeoffice negativ auf die Lebenszufriedenheit. Bei erwerbstätigen Müttern in Teilzeit sind die Glückseinbussen schwächer - sie verlieren 0,7 Punkte.

Isolation, Existenzängste, Perspektivlosigkeit: Corona ist eine psychische Belastung.

Auch weibliche Selbstständige büssten während der Pandemie deutlich mehr an Lebenszufriedenheit ein als männliche Selbstständige. Sie verlieren 0,8 Punkte, selbstständige Männer dagegen nur 0,4 Punkte. Eine wichtige Rolle spielen wirtschaftliche Sorgen: Die Corona-Massnahmen trafen besonders weiblich dominierte Branchen wie körpernahe Dienstleistungen, Floristen, Kitabetreiber, Einzelhandel oder das Reinigungsgewerbe.

Besonders junge Frauen sind unglücklicher

«Überraschend sind die grossen Glückseinbussen von jungen Frauen bis 25 Jahre», erklärte der wissenschaftliche Leiter der Studie, Bernd Raffelhüschen. Vor der Pandemie waren junge Frauen mit einem Glücksvorsprung von 0,2 Punkten zufriedener als junge Männer, jetzt sind sie unglücklicher. Während der Coronakrise verloren sie 0,6 Punkte, die jungen Männer aber nur 0,3 Punkte. Ähnlich sieht es bei Studentinnen und alleinlebenden jungen Frauen bis 35 Jahre aus. Als Hauptgründe ihrer Unzufriedenheit geben die Frauen Einsamkeit und Kontaktbeschränkungen an.

Ein Sonderfall sind die Rentnerinnen. Frauen über 65 Jahre waren schon vor Corona etwas unzufriedener mit ihrem Leben als gleichaltrige Rentner. In der Coronakrise vergrösserte sich dieser Abstand. Die älteren Frauen sind nunmehr 0,2 Punkte unzufriedener als Rentner. Der Glücksatlas wurde bis Ende 2021 von der Deutschen Post herausgegeben. Als neuer Partner ist seit 2022 die Süddeutsche Klassenlotterie (SKL) dabei. (AFP)

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