Abenteuer in Südafrika
Auf Du und Du mit Nashorn und Gnu

In Südafrika sieht man sie noch: die Big 5! Wer möchte, sogar hautnah. Wir sind vom Jeep gestiegen und durch die Wildnis gepirscht. Und standen plötzlich vor einer neugierigen Nashornmama.
Publiziert: 19.04.2018 um 12:03 Uhr
|
Aktualisiert: 13.09.2018 um 05:18 Uhr
Mit dem offenen Auto durch die Nationalparks
0:39
Safari in Südafrika:Mit dem offenen Auto durch die Nationalparks
Christian Bauer

Woran erkennt man ein Abenteuer? Genau: Daran, dass  man auf dem Weg zum Klo gefressen werden kann. 3 Uhr nachts in einem Zelt in der südafrikanischen Wildnis. Das Bier vom Vorabend fordert seinen Tribut. Aber das Örtchen ist gut 200 Meter entfernt – 200 Meter, auf denen bierdeckelgrosse Taranteln, Puff­ottern, die wie Gasflaschen zischen, und Löwen auf der Suche nach einem Snack herumlungern könnten. Ich scanne mit der Taschenlampe jeden Winkel und stampfe laut auf den Boden. Vielleicht vertreibt der Lärm die Viecher? Oder lockt es sie etwa an? Irgendwo heult ein Tier.

5.30 Uhr: Zeit zum Aufstehen. Wer in Afrika Tiere beobachten will, muss vor Sonnenaufgang raus. Ranger Westley hat schon das Lagerfeuer angeschürt und den Kaffeepot daraufgestellt. «Hast du heute Nacht den Löwen gehört?», fragt er, als sei das die normalste Sache der Welt. «Der war ganz nah.»

Fakten

Hauptstädte: Pretoria (Exekutive), Kapstadt (Legislative), Bloemfontein (Judikative)

Fläche: 1 219 912 km²

Einwohner: 54 Millionen (Stand 2014), 42 Einwohner pro km²

BIP pro Kopf 2016: US$ 5261 (94. Rang der Weltrangliste);

Schweiz: US$ 79 242 (2. Rang)

Währung: Rand

Unabhängigkeit: 31. Mai 1961 (vom Vereinigten Königreich)

Zeitzone: UTC+2

Amtssprachen: insgesamt 11 Amtssprachen, die häufigsten sind Afrikaans, Englisch, Süd-Ndebele, isiXhosa, isiZulu, Nord-Sotho, Sesotho, Setswana, Siswati, Tshivenda, Xitsonga

Staatsoberhaupt: Cyril Ramaphosa

Hauptstädte: Pretoria (Exekutive), Kapstadt (Legislative), Bloemfontein (Judikative)

Fläche: 1 219 912 km²

Einwohner: 54 Millionen (Stand 2014), 42 Einwohner pro km²

BIP pro Kopf 2016: US$ 5261 (94. Rang der Weltrangliste);

Schweiz: US$ 79 242 (2. Rang)

Währung: Rand

Unabhängigkeit: 31. Mai 1961 (vom Vereinigten Königreich)

Zeitzone: UTC+2

Amtssprachen: insgesamt 11 Amtssprachen, die häufigsten sind Afrikaans, Englisch, Süd-Ndebele, isiXhosa, isiZulu, Nord-Sotho, Sesotho, Setswana, Siswati, Tshivenda, Xitsonga

Staatsoberhaupt: Cyril Ramaphosa

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Für zwei Nächte habe ich die Sicherheit eines Hotelzimmers mit einem Zelt in Shamwari Game Reserve in der Nähe der Stadt Port Elizabeth eingetauscht. Während andere Gäste des privaten Wildtierreservats in ­Luxus-Lodges nächtigen, geht es beim «Explorer Camp» um afrikanische Basics: Lagerfeuer, Staubgeruch und den Geschmack von Adrenalin. Das Camp besteht aus nur vier Zelten, einzig geschützt durch einen dünnen Elektrodraht à la Kuhwiese. «Der hilft nur gegen Elefanten. Alles andere läuft drunter durch», so Westley.

Lauernde Gefahren sorgen für Adrenalin

Zum Abenteuerfeeling gehören auch die «Walking Safaris». Während man klassischerweise mit einem offenen Jeep durch die Landschaft ­zuckelt, pirschen wir zu Fuss vorbei an Gnus, Löwen und Co. Dafür gelten freilich strenge Regeln. Das Wichtigste: nicht rennen. Wer rennt, ist Futter.

Gemütlich im Zelt übernachten

Vorne marschieren unsere zwei Ranger Westley und John mit geladenen Gewehren, dahinter traben wir fünf Gäste im Gänsemarsch. Gesprochen wird nicht: Die Ranger müssen auf die kleinsten Geräusche achten. «Löwen, die unter einem Busch liegen, warnen uns mit einem Knurren, und wir können einen Bogen machen. Wenn wir sie nicht hören, kann es schnell gefährlich werden», so John.

In den Townships tut sich was

Reisen nach Südafrika sind auch deshalb so beliebt, weil man als Tourist nicht zu sehr aus seiner gewohnten Kultur ausbrechen muss: Die beliebtesten Spots des Landes,zu der die Region um Kapstadt gehört, sind durch die weisse Geschichte des Landes geprägt. Hier fühlt man sich wie in Europa mit einem Schuss Exotik. Die Weingüter ­tragen denn auch solche Namen wie «Provence» oder «Languedoc».

Doch wer Südafrika bereist, sollte sich auch mit dem Leben der schwarzen Mehrheit befassen. Bis in das Jahr 1994 bestand das System der Apartheid mit allen hässlichen Folgen einer Rassentrennung. So wurden die Schwarzen gezwungen in sogenannten «Townships» zu leben. Auch noch 24 Jahre später herrscht in vielen Townships grosse Armut. Wer vom Flughafen in Kapstadt kommt, fährt kilometerlang an Wellblechsiedlungen vorbei. Doch es tut sich was: Viele Initiativen fördern soziale Projekte und unterstützen Start-ups. So ein Entrepreneur ist Tony Elvin. Der ehemalige Manager bei Starkoch Jamie Oliver ist von London in das Township Langa gezogen, um zukunftsweisende Projekte zu pushen. Dazu gehört auch der Aufbau einer touristischen Infrastruktur: Einige Familien bieten nun Gästezimmer bei Airbnb an. «Wir sind überzeugt, dass das Zentrum Kapstadts sich bald von der bekannten Downtown in die Townships verlagern wird», so Elvin. Ein Besuch im Township empfiehlt sich mit einem Guide.

Nicht aus Fragen der Sicherheit, sondern weil Erklärungen hilfreich sind. Der Fair­trade-Reiseveranstalter «Coffee Beans ­Routes» bietet verschiedene Touren an.

mauritius images

Reisen nach Südafrika sind auch deshalb so beliebt, weil man als Tourist nicht zu sehr aus seiner gewohnten Kultur ausbrechen muss: Die beliebtesten Spots des Landes,zu der die Region um Kapstadt gehört, sind durch die weisse Geschichte des Landes geprägt. Hier fühlt man sich wie in Europa mit einem Schuss Exotik. Die Weingüter ­tragen denn auch solche Namen wie «Provence» oder «Languedoc».

Doch wer Südafrika bereist, sollte sich auch mit dem Leben der schwarzen Mehrheit befassen. Bis in das Jahr 1994 bestand das System der Apartheid mit allen hässlichen Folgen einer Rassentrennung. So wurden die Schwarzen gezwungen in sogenannten «Townships» zu leben. Auch noch 24 Jahre später herrscht in vielen Townships grosse Armut. Wer vom Flughafen in Kapstadt kommt, fährt kilometerlang an Wellblechsiedlungen vorbei. Doch es tut sich was: Viele Initiativen fördern soziale Projekte und unterstützen Start-ups. So ein Entrepreneur ist Tony Elvin. Der ehemalige Manager bei Starkoch Jamie Oliver ist von London in das Township Langa gezogen, um zukunftsweisende Projekte zu pushen. Dazu gehört auch der Aufbau einer touristischen Infrastruktur: Einige Familien bieten nun Gästezimmer bei Airbnb an. «Wir sind überzeugt, dass das Zentrum Kapstadts sich bald von der bekannten Downtown in die Townships verlagern wird», so Elvin. Ein Besuch im Township empfiehlt sich mit einem Guide.

Nicht aus Fragen der Sicherheit, sondern weil Erklärungen hilfreich sind. Der Fair­trade-Reiseveranstalter «Coffee Beans ­Routes» bietet verschiedene Touren an.

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Tier-Reservate als Besuchermagnete

Wildtier-Safaris sind DER Publikumsmagnet in Südafrika. In keinem anderen afrikanischen Land ist die Safari-Infrastruktur so gut ausgebaut wie hier. Nebst dem bekannten Kruger-Nationalpark im Osten des Landes existieren etwa 1000 private Reser­vate, in denen man die Big 5 (Büffel, Löwe, Elefant, Nashorn und Leopard) aus der Nähe beobachten kann. Doch wo Geld zu verdienen ist, gibt es auch Scharlatane: Nicht jedes Reservat ist so tierfreundlich, wie es den Anschein hat.

In Südafrika sieht man sie noch, und zwar hautnah.

Ein rühmliches Beispiel ist das private Shamwari Game Reserve. Vor 25 Jahren entstand das Schutzgebiet aus dem Wunsch, Farmland in der Provinz Eastern Cape wieder in seinen ursprünglichen Zustand zurückzuversetzen. Das Ergebnis ist ein Gebiet so gross wie der Kanton Appenzell Ausserrhoden, in dem nebst den Big 5 auch Giraffen, Nilpferde oder Antilopen eine Heimat gefunden haben.

20 Gründe, auf Safari zu gehen

Wüsten, Regenwälder, Löwen und der Blick vom höchsten Berg des Kontinents. Unsere Tipps für unvergessliche Erlebnisse in Afrikas Wildnis garantieren Gänsehaut.

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Thinkstock, ZVG

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Reisen wie zu Hause

Doch nicht nur die Tierwelt macht Südafrika zur meistbesuchten Destination des schwarzen Kontinents (im Jahr 2017 kamen 60 000 Schweizer): Das Land am Kap ist «Afrika für Einsteiger». Hier reist es sich so einfach wie zu Hause – und Abenteuer findet man trotzdem zuhauf.

An meinem letzten Tag gehe ich mit Westley und John alleine auf Pirsch. Wir wollen Nashörner aus nächster Nähe beobachten. Wir marschieren über eine offene Fläche, vorbei anZebras und Eland-Antilopen, die uns verwundert anglotzen. In der Ferne grasen Elefanten, Giraffen stolzieren wie Wesen aus der Dino-Zeit durch die Landschaft. Ich fühle mich wie in einer Doku von «National Geographic». Und ziemlich verletzlich.

Bei einer Walking Safari fühlt man sich eins mit der Natur.

Zwischen Todesangst und Lagerfeuer-Idylle

Denn plötzlich tauchen neben uns vier Breitmaulnashörner auf: zwei Mütter mit ihren Jungen. Wir sind viel zu nahe dran. Wir kauern auf dem ­Boden, doch die Leitkuh hat uns entdeckt. Sie reckt ihr Horn, spitzt die Ohren und kommt auf uns zu. «Die ist viel zu neugierig. Das ist nicht gut», sagt John. Wir schleichen hinter einen Busch, doch der Schutz trügt. Der Angstschweiss nimmt zu. Doch die Nashornmama dreht ab – ihr Glück. Wenn es zum Äussersten kommt, bleibt nur der Abschuss. Nashörner rennen schneller als der Sprinter Usain Bolt, da hätte man keine Chance.

Beim Explorer Camp sind intensive Erlebnisse garantiert. Hier nächtigen nur sechs Gäste.

Am Lagerfeuer brüsten wir uns abends mit den abenteuerlichen Tierbegegnungen. Und irgendwo heult ­erneut ein Tier. Viel zu nah.

Garden Route

Die «Garden Route», ein 700 Kilometer langer Roadtrip von Kapstadt bis nach Port Elizabeth, ist die beliebteste Destination für Touristen. Die Strassen und Infrastruktur sind so gut, dass man den Trip leicht mit dem eigenen Mietwagen unternehmen kann. Vorbei geht es am berühmten Weinland, an Kolonial-Charme-Städtchen und faszinierenden Landschaften. An mehreren Spots trifft man sogar auf eines der herzigsten Tierchen des Landes:

Die Brillenpinguine sind die einzigen noch frei lebenden in Afrika. Tierischer Highlight sind für viele allerdings die Wale, die hier vom Frühling bis Herbst an der Küste ihre Jungen aufziehen. Nirgendwo auf der Welt kann man Wale so gut vom Land aus beobachten wie im «De Hoop Nature Reserve» beim Kap Agulhas (übrigens der südlichste PunktAfrikas!). In dem Schutzgebiet mit der typischen Kap-Flora leben zudem Antilopen, Zebras, Strausse und Leoparden. Geschlafen wird in ehemaligen Bauern-Cottages, die das Gefühl von anno dazumal vermitteln. Ideal zum Ausspannen für ein paar Tage. Mehr Infos:

www.dehoopcollection.com

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Die «Garden Route», ein 700 Kilometer langer Roadtrip von Kapstadt bis nach Port Elizabeth, ist die beliebteste Destination für Touristen. Die Strassen und Infrastruktur sind so gut, dass man den Trip leicht mit dem eigenen Mietwagen unternehmen kann. Vorbei geht es am berühmten Weinland, an Kolonial-Charme-Städtchen und faszinierenden Landschaften. An mehreren Spots trifft man sogar auf eines der herzigsten Tierchen des Landes:

Die Brillenpinguine sind die einzigen noch frei lebenden in Afrika. Tierischer Highlight sind für viele allerdings die Wale, die hier vom Frühling bis Herbst an der Küste ihre Jungen aufziehen. Nirgendwo auf der Welt kann man Wale so gut vom Land aus beobachten wie im «De Hoop Nature Reserve» beim Kap Agulhas (übrigens der südlichste PunktAfrikas!). In dem Schutzgebiet mit der typischen Kap-Flora leben zudem Antilopen, Zebras, Strausse und Leoparden. Geschlafen wird in ehemaligen Bauern-Cottages, die das Gefühl von anno dazumal vermitteln. Ideal zum Ausspannen für ein paar Tage. Mehr Infos:

www.dehoopcollection.com

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Informationen

Buchen: Das beschriebene Erlebnis sowie viele weitere Rund- und Spezialreisen in Südafrika können z. B. bei Knecht Reisen gebucht werden. www.knecht-reisen.ch

Hinkommen: Edelweiss Air fliegt mehrmals wöchentlich von Zürich direkt nach Kapstadt. www.flyedelweiss.com

Einreise: Zur Einreise benötigt man lediglich einen gültigen Reisepass.

Geld: Bargeld kann problemlos mit der EC-Karte abgehoben werden. Kreditkarten werden überall akzeptiert.

Gesundheit: Für den Bereich um Kapstadt und die Garden Route sind keine besonderen Impfungen obligatorisch. Auch eine Malariaprophylaxe ist hier nicht notwendig (in anderen Regionen ist dies allerdings der Fall). Daher sollte man etwa sechs Wochen zuvor seinen Hausarzt konsultieren, vielleicht sind Auffrischungen nötig. www.safetravel.ch

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