Zoodirektor Severin Dressen über die Zusammenarbeit mit anderen Zoos
Gemeinsam lässt sich mehr erreichen

Moderne Zoos in der Schweiz und Europa arbeiten eng zusammen, um Artenschutz, Bildung und Forschung zu fördern. Über 400 Zoos sind in der Europäischen Vereinigung von Zoos vereint. Zoodirektor Severin Dressen erklärt, wie die Zusammenarbeit funktioniert.
Publiziert: 11.09.2024 um 20:00 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2024 um 20:43 Uhr

Kurz zusammengefasst

  • Zoos fördern Artenschutz und Naturschutz durch Kooperation
  • EAZA vereint über 400 Zoos in Europa und Asien
  • Rund 1000 wissenschaftliche Publikationen jährlich mit Zoobeteiligung
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Severin DressenDirektor des Zoo Zürich

Moderne, wissenschaftlich geführte Zoos stehen für Artenschutz und Naturschutz, Bildung und Forschung. Solche Zoos stehen aber auch für Kooperation, national und international. Denn keines der vier Ziele, vielleicht mit Ausnahme der Bildung, lässt sich allein in einem einzelnen Zoo erreichen. Es braucht die Zusammenarbeit, sowohl in der Schweiz als auch ausserhalb der Landesgrenzen.

In Europa vereint die Europäische Vereinigung von Zoos und Aquarien (EAZA) diese Zoos. Über 400 sind es aktuell, die grosse Mehrheit in Europa, ein paar wenige im arabischen und zentralasiatischen Raum. Auch die renommierten Zoos von Singapur gehören dazu.

In der Schweiz sind wir zehn Mitglieder, grosse wie kleine Zoos, denn die Mitgliedschaft hat nichts mit Grösse zu tun, sondern mit Einstellung. Die Vision der EAZA lautet: «Progressive Zoos und Aquarien retten gemeinsam Arten.» Dies zeigt einmal mehr auf, dass der Schutz der Artenvielfalt nur gemeinsam funktioniert.

Im Rahmen des Erhaltungszuchtprogramms baut der Zoo Zürich Reservepopulationen auf. Etwa für den Impala ...
Foto: Zoo Zürich
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Nicht nur im Bereich der Erhaltungszuchtprogramme, wo inzwischen für knapp 500 Arten in gemeinsamer Zusammenarbeit Reservepopulationen aufgebaut werden. Sieben von ihnen werden im Zoo Zürich koordiniert. Auch Forschungsprojekte funktionieren in den meisten Fällen nur dann bzw. funktionieren deutlich besser, wenn das Projekt die Tiere verschiedener Zoos umfasst.

So können die Stichprobenmenge und die Vergleichbarkeit der Ergebnisse erhöht werden. Rund 1000 wissenschaftliche Publikationen mit Zoobeteiligung kommen so jährlich zustande. Auch im Naturschutz werden häufig gemeinsame Projekte betrieben oder unterstützt. So können die Mittel effizient und zielgerichtet eingesetzt werden.

Um Mitglied in der EAZA zu werden, gilt es höchste Anforderungen in unterschiedlichen Bereichen zu erfüllen: von Tierwohl über Tierhaltung, wissenschaftlichem und edukativem Arbeiten bis hin zu Sicherheits- und Nachhaltigkeitskonzepten. Die erwarteten Standards gehen in vielen Fällen weit über die nationalstaatlichen Mindestanforderungen hinaus.

Für Zoos, die sich auf diese Reise begeben wollen, gibt es eine Art Götti-Prinzip, bei dem über mehrere Jahre der potenzielle Kandidat von einem «erfahrenen» Zoo begleitet wird. Wenn die Entwicklung stimmt, kommt es zum sogenannten Screening.

Hier besucht eine Delegation der EAZA den jeweiligen Zoo und prüft die Arbeit über mehrere Tage auf Herz und Nieren – wobei buchstäblich in jedes Loch geschaut wird. Besteht man diese Überprüfung, bekommt man anschliessend die Mitgliedschaft verliehen. Ein solches Screening müssen auch alle bestehenden Mitgliederzoos alle fünf Jahre bestehen.

So wird sichergestellt, dass auch wir etablierten Zoos stetig an uns arbeiten und den hohen Qualitätsansprüchen unseres Dachverbands genügen. Denn nur dann können wir unsere wichtige Arbeit, unseren Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt, erfolgreich umsetzen.

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