Zoologisch – Direktor Severin Dressen erklärt
Technik macht Natur

Severin Dressen (32) ist Direktor des Zoos Zürich und kennt die wilden Geheimnisse seiner Bewohner.
Publiziert: 09.05.2021 um 10:51 Uhr
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Aktualisiert: 09.05.2021 um 11:21 Uhr
Severin Dressen

Die Luft ist heiss und feucht. Ich schwitze, und über meiner Maske beschlägt meine Brille. Es riecht nach Erde. Dicht gewachsene Pflanzen umgeben mich. In der Ferne höre ich einen Wasserfall rauschen und Vögel kreischen. Diese Beschreibung passt auf einen bestimmten Ort in unserem Zoo, den Masoala-Regenwald. Auf über einem Hektar können die Besucherinnen und Besucher hier einen naturgetreuen Nachbau des Regenwalds bestaunen.

Während sich unsere Gäste von den Tieren und Pflanzen begeistern lassen, bleibt den meisten von ihnen ein wichtiger Teil verborgen: die technische Meisterleistung, die sich dahinter befindet. Oder besser gesagt darunter. Denn unter dem Masoala-Regenwald befinden sich riesige Kellersysteme, die neben vielen anderen Sachen drei wichtige Aufgaben wahrnehmen: Sie bieten Raum für Lüftung, Heizung und Wasser.

Wer sich in die Kellerräume hinabwagt, kommt in eine andere Welt. War man gerade noch im madagassischen Regenwald, befindet man sich nun in langen Betontunneln. Man fühlt sich wie in den Bunkeranlagen des Zivilschutzes. Keine Geräusche dringen von der Oberfläche nach unten. Damit es den Tieren und Pflanzen im Regenwald gut geht, bedarf es grosser Anstrengungen. Besonders wichtig ist hierbei die Luft. Sie muss in Bewegung bleiben.

Zoo-Zürich-Direktor Severin Dressen über die Masoala-Halle: «Die für den Regenwald benötigte Wärme produzieren wir direkt vor Ort selbst, mit 40 Erdsonden, die 250 Meter tief in die Erde reichen.»
Foto: Zoo Zürich
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Bewegt sich die Luft zu wenig, könnten im warmen und feuchten Klima die Pflanzen anfangen zu schimmeln. Daher gibt es im Keller riesige Lüftungsanlagen, die ständig frische Luft in die Halle blasen und für eine Durchmischung sorgen. Im Winter wird diese Luft vorgewärmt, damit es im Regenwald schön warm bleibt. Im Sommer ist dagegen die grösste Herausforderung, die Wärme aus der gut isolierten Halle herauszubekommen, damit die Tiere und Pflanzen nicht überhitzen. Das ist ganz ähnlich, wie in unseren gut gedämmten modernen Wohnhäusern, wo heutzutage die Kühlung im Sommer schwieriger ist als die Heizung im Winter. Neben den Luftdüsen und grossen Fenstern im Dach hilft uns ein Beregnungssystem. Das versorgt nicht nur die Pflanzen mit Wasser, sondern kühlt auch die Luft.

All das verlangt nach einer guten Steuerung. Denn als Naturschutzzentrum wollen wir so wenig Energie wie möglich verbrauchen. Dank unserer tollen Technikerinnen und Techniker konnten wir hier in den letzten Jahren viel optimieren und Energie einsparen.

Die für den Regenwald benötigte Wärme produzieren wir direkt vor Ort selbst, mit 40 Erdsonden, die 250 Meter tief in die Erde reichen. Wenn es in Zürich regnet, fangen wir das Wasser in riesigen Tanks von insgesamt 1000 Kubikmetern auf und speichern es für das Jahr. So ein Tank ist in etwa so gross wie ein Schwimmbecken im Hallenbad. Das ist aber auch notwendig, denn im Sommer brauchen wir bis zu 1000 Badewannenfüllungen Wasser – pro Tag.

Wahrlich eine technische Meisterleistung also, die aber – durchaus mit Absicht – hinter der beeindruckenden Kulisse des Regenwalds verschwindet. Wenn Sie mehr darüber erfahren wollen: Wir bieten auch Spezialführungen zum Thema Technik an.


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