Zoologisch – Direktor Severin Dressen erklärt
Kuriere für unsere Tiere

Severin Dressen (32) ist Direktor des Zoo Zürich und kennt die wilden Geheimnisse seiner Bewohner.
Publiziert: 24.05.2021 um 14:48 Uhr
Severin Dressen

Es ist kurz nach 5 Uhr morgens. Der Sonnenaufgang steht noch bevor. Viele Tiere sind bereits oder nach wie vor wach, aber der Zoo ist noch menschenleer. Auch der Betriebshof liegt im Dunkeln – ausser unser Logistikzentrum. Hier beginnt der Tag spätestens um 5.30 Uhr.

Was bei uns «Logistik» heisst, nennen andere Zoos «Futtermeisterei», denn ein wichtiger Teil der Arbeit hier dreht sich ums Essen. Nicht für uns Menschen, sondern für unsere Tiere – von der Vogelspinne bis zum Elefanten. Rund 375 Tierarten leben bei uns – jede mit ihren eigenen Futterwünschen. Während Lieferservices bei uns Menschen durch Corona gerade einen Boom erleben, kennen unsere Tiere das schon lange.

Unser Logistikteam liefert das Futter täglich frisch und speditiv in alle Ecken des Zoos aus. Damit das an jedem Tag im Jahr gleichermassen gut klappt, muss das vierköpfige Team super funktionieren. Zum Glück tut es das auch, denn die Ansprüche unserer Schützlinge sind hoch. Im Logistikzentrum gibt es daher von allem etwas: Kühlräume für alle nur vorstellbaren Sorten von Obst und Gemüse, Silos voller Trockenfutter und bis zu Minus 20 Grad Celsius kalte Frosträume für Fleisch und Fisch.

Zoo-Zürich-Direktor Severin Dressen über die Futterorganisation im Zoo: «Rund 375 Tierarten leben bei uns – jede mit ihren eigenen Futterwünschen.»
Foto: Zoo Zürich
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Während also die meisten von uns noch schlafen, stellen unsere Logistiker das Futter für rund 5400 Tiere zusammen, verladen es auf ihre E-Autos und starten die Runde. Der Zoo ist immer noch leer und der Fahrweg altbekannt. So klappert der zooeigene Lieferservice in aller Ruhe alle Tieranlagen ab. Inzwischen sind auch unsere Tierpflegerinnen und Tierpfleger da. Sie nehmen das Futter in Empfang und bereiten es dann für unsere Tiere vor.

Zurück im Logistikzentrum ist es vorbei mit der morgendlichen Ruhe. Der Zoo erwacht, und mit ihm die Betriebsamkeit eines rund 450-köpfigen Unternehmens. Die Arbeit der Logistiker hört mit dem morgendlichen Lieferservice natürlich bei weitem nicht auf. In Scheunen lagern wir grosse Mengen Stroh und Heu. Auch diese müssen die Logistiker immer wieder kreuz und quer durch den Zoo zu den Tieren liefern. Weitere Lagerbestände für alles Erdenkliche liefert das Team ebenfalls aus. Ob ein gebrochener Besen, eine defekte Glühbirne oder kaputte Gummistiefel: Unsere Logistik hat und liefert es. Und dann kommen noch die Extrawünsche dazu: hier ein Medikament, das dringend vom Tierspital geholt werden, dort ein Dokument, das umgehend auf ein Amt gebracht werden muss. Und manchmal auch ein wichtiges Ersatzteil, das am Flughafen auf Abholung wartet. Routine kommt bei so etwas selten auf.

Doch alle Hektik hat irgendwann ein Ende. Am Nachmittag, wenn der Zoo noch voller Menschen ist, wird es ruhiger im Logistikzentrum. Das Team trifft die letzten Vorbereitungen für den nächsten Tag. Dann geht es nach Hause. Denn am nächsten Morgen kurz nach 5 Uhr ist es bereits wieder Zeit, die nächsten Futterlieferungen im Zoo auszufahren.

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