Hier verkündet Bundesrat Berset seinen Rücktritt
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Überraschende Medienkonferenz:Hier verkündet Bundesrat Berset seinen Rücktritt

Uno, WHO oder Verwaltungsrat?
Was Berset nach dem Rücktritt machen könnte

Mit 51 Jahren beendet Berset seine Amtszeit – zu früh für eine Rente (auch wenn er die bekäme). Doch dem Noch-Gesundheitsminister stehen verschiedene Türen offen. Allerdings nicht alle gleich weit.
Publiziert: 22.06.2023 um 20:34 Uhr
Alain Berset nimmt den Hut und tritt Ende 2023 als Bundesrat zurück.
Foto: keystone-sda.ch
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Tobias BruggmannRedaktor Politik

Am 1. Januar 2024 hat Alain Berset (51) frei. Zum ersten Mal seit fast 12 Jahren. Ein Bundesrat ist schliesslich immer im Amt. Und dann? Auch wenn er dank stattlichem Ruhegeld ruhen könnte – Berset ist zu jung, um zeitlebens im Liegestuhl zu liegen. Doch welche Jobs bieten sich an für einen alt Bundesrat?

Berset fühlt sich wohl auf dem internationalen Parkett, spricht mehrere Sprachen und gilt als gut vernetzt. Seine Präsidialjahre nutzte er für viele Reisen. Mit dem Vorsitz des Uno-Sicherheitsrats erlangten die Schweiz und ihr Präsident in den vergangenen Monaten viel Sichtbarkeit. Nutzt Berset das Rampenlicht und sucht sich einen Job bei den Vereinten Nationen?

Oder vielleicht bei der Weltgesundheitsorganisation WHO? Berset steht als Gesundheitsminister viel mit ihr in Kontakt und suche die Nähe zur Organisation, berichtete zuletzt «20 Minuten». Insider trauen ihm demnach sogar den Chefsessel zu. Allerdings wurde der amtierende Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus (58) erst vor einem Jahr für eine zweite Amtszeit bestätigt.

Schlechte Chancen für Schweizer

Klar ist aber auch: Berset ist nicht der einzige mit internationalen Ambitionen. Doch tatsächlich in die Uno zu kommen, ist für Schweizer nicht ganz einfach. «Auch als Bundesrat ist man da eine kleine Nummer», sagt ein Insider zu Blick.

Zieht es Berset ins internationale Geschäft? (Hier mit UN-Botschafterin Pascale Baeriswyl)
Foto: keystone-sda.ch

Einer, der es geschafft hat, war alt Bundesrat Adolf Ogi (80): Der damalige Generalsekretär Kofi Annan (80) holte ihn 2001 als Sonderberater für Sport im Dienst für Entwicklung und Frieden. Doch das war die Freundschaft der beiden Männer.

Zieht es ihn in den Sport?

Doch es gibt noch weitere Optionen. Auch ein Kultur- oder Sportverband könnte den ehemaligen Westschweizer Junioren-Meister im 800-Meter-Lauf, Jazzpianisten und Filmfan reizen. Oder der Sozialdemokrat heuert bei einem Hilfswerk an. Bei der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften tritt gerade Präsident Francesco Rocca zurück.

Noch nicht viele Bundesräte sind jung aus dem Amt ausgeschieden. Ruth Metzler (59) wurde 2003 abgewählt, als sie gerade mal 39 Jahre alt war. Doris Leuthard (60) beendete ihre Politik-Karriere 2018 mit 55. Beide arbeiteten danach unter anderem in der Privatwirtschaft, sassen in Verwaltungsräten. Metzler arbeitete beim Pharmakonzern Novartis, Leuthard sitzt unter anderem in den höchsten Gremien von Coop und Stadler Rail.

Auszeit wahrscheinlich

Auch für Berset sind Verwaltungsratsmandate nicht ausgeschlossen. Ein Engagement im nationalen Gesundheitsbereich oder in der lukrativen Pharmabranche könnte ihm jedoch den Vorwurf der Begünstigung einbringen. Darum könnte es auch in Richtung Beratung gehen.

Und Berset selbst? An der Medienkonferenz am Mittwoch betonte er, noch keine Strategie für die Zeit danach zu haben. «Vielleicht mache ich Yoga», witzelte er. Tatsächlich scheint eine längere Auszeit die wahrscheinlichste Option. Das bestätigte Berset auch in einem Interview mit «La Liberté»: Wahrscheinlich müsse er etwas Abstand gewinnen. Aber: «Ich habe auch Lust, etwas anderes zu tun.»

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