Fallzahlen im Sinkflug
Die Affenpocken verschwinden aus der Schweiz

Vor zweieinhalb Monaten erklärte die Weltgesundheitsorganisation WHO den Affenpocken-Ausbruch als Notlage von internationaler Tragweite. Nun scheint das Virus allmählich zu verschwinden: Die Fallzahlen sinken stark.
Publiziert: 05.10.2022 um 10:51 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2022 um 11:31 Uhr
Fabian Babic

Nach über zwei Jahren im Kampf gegen Corona liess ein anderes Virus die Welt aufhorchen: die Affenpocken. Die Zahl der Infektionen stieg ab Mai 2022 rapide an. Den Ausbruch dieses Virus erklärte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) am 23. Juli 2022 zur «Notlage von internationaler Tragweite». Nun scheint aber Entspannung einzukehren: Seit Anfang September flachen die täglichen Neuinfektionen in der Schweiz ab.

International verhält sich der Trend ähnlich: Gemäss WHO-Daten erreichten die Fallzahlen Mitte August einen Höhepunkt. Seither sinken sie stark. So lag der globale 7-Tage-Schnitt am 12. August noch bei 1075 Infektionen. Bis Ende September hat sich die Zahl mehr als halbiert und lag bei 479.

BAG glaubt, Männer halten Verhaltensregeln ein

Sind diese Zahlen repräsentativ oder kann es sein, dass vermehrt Fälle nicht registriert werden? «Wir gehen nicht davon aus, dass die Dunkelziffer gestiegen ist», schreibt das BAG auf Blick-Anfrage und verweist auf den internationalen Trend.

In der Schweiz sind bislang 516 Affenpocken-Infektionen registriert worden.
Foto: Shutterstock
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Wieso aber sinken die Fallzahlen? Das BAG mutmasst: «Wir gehen davon aus, dass die am stärksten gefährdeten Bevölkerungsgruppen die Verhaltensempfehlungen befolgen und damit weitere Ansteckungen verhindert haben.»

Die zurzeit am stärksten betroffene Bevölkerungsgruppe sind Männer, die Sex mit Männern haben, heisst es auf der Website des BAG. Unter den bislang 516 Infizierten befinden sich vier Frauen. Bei zwei weiteren Fällen ist das Geschlecht unbekannt.

Trotz der sinkenden Fallzahlen, so versichert das BAG, werde die Priorität, mit der sich das Amt mit den Affenpocken befasst, nicht reduziert. Aktuell steht unter anderem die Beschaffung eines Impfstoffs im Vordergrund. Ende August hat der Bundesrat den Beschluss gefällt.

Geliefert wurde bis anhin aber noch nichts. «Das BAG befindet sich derzeit in Vertragsverhandlungen mit dem Hersteller des Impfstoffs», schreibt das Amt auf Anfrage.

Zürich zählt die meisten Infektionen

Ein Blick auf die BAG-Zahlen zeigt: Zwischen den einzelnen Regionen bestehen grosse Unterschiede. In den urbanen Zentren ereigneten sich die meisten registrierten Infektionen. So leben von den bislang 516 Infizierten 209 im Kanton Zürich. Im Verhältnis zu ihrer Bevölkerung zählen aber zwei Kantone mehr Infizierte: Basel-Stadt (30) und Genf (72). Nah dran ist auch der Kanton Waadt, wo sich bislang 80 Menschen mit dem Affenpocken-Virus angesteckt haben.

Auf der anderen Seite gibt es Kantone ohne eine einzige laborbestätigte Infektion. Dabei handelt es sich um Appenzell-Innerrhoden, Jura, Glarus und Obwalden. Die beiden anderen Urschweizer Kantone, Nidwalden und Uri, haben je eine Infektion zu verzeichnen. Dasselbe gilt für Appenzell-Ausserrhoden.

Weltweit 68'000 Ansteckungen seit Mai

Der erste Affenpocken-Fall in der Schweiz ist am 19. Mai 2022 aufgetreten. Eine ausserordentliche Gefahr für die breite Bevölkerung bestehe auch jetzt nicht. «Für die Gesamtbevölkerung gehen wir aktuell von einem geringen Risiko aus», schreibt das BAG.

Für die Übertragung brauche es in der Regel wirklich engen Personenkontakt. In den meisten Fällen stecken sich die Leute beim Sex an. In Einzelfällen seien Tanzveranstaltungen als möglicher Übertragungsweg angegeben worden.

Natürliche Wirte der Affenpocken sind Nagetiere – vor allem in West- und Zentral-Afrika. Sie übertrugen das Virus auf den Menschen. Bis Mai 2022 gab es in Afrika nur vereinzelte Fälle oder kleinere Ausbrüche. Seitdem das Virus aber weltweit grassiert, stellte die WHO bis Ende September rund 68'000 Infektionen fest.

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