Dafür lassen Berner sogar einen Elia-Deal platzen
YB mit einem klaren Njet zu Russland-Transfers

YB macht keine Deals mit russischen Klubs. Deshalb ist Meschack Elia immer noch in Bern. Doch wäre ein Transfer aufgrund der EU-Sanktionen überhaupt möglich? Offenbar schon. Beweist der FC Sion mit dem Mirantschuk-Zuzug.
Publiziert: 09.09.2024 um 12:47 Uhr
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Aktualisiert: 09.09.2024 um 15:33 Uhr
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Alain KunzReporter Fussball

Ob nun dieses Angebot genauso vorlag wie kolportiert, will Christoph Spycher, der VR-Delegierte Sport des Meisters, nicht konkret beantworten. Ende August hatte das Portal 4-4-2.ch von einer Offerte von FK Krasnodar an die Adresse von Meschack Elia (27) berichtet. Acht Millionen Euro Ablöse standen im Raum. Dazu für Elia ein Lohn beim russischen Klub von netto einer Million plus Prämien.

Elia will weg, aber es meldet sich nur Krasnodar

Es ist ein offenes Geheimnis, dass der kongolesische Nationalspieler bei YB seit dem Afrika-Cup Anfang Jahr nicht mehr ganz glücklich ist, weil er wegwill. Seit diesem Zeitpunkt waren allerdings auch seine Leistungen ungenügend. Zudem hat er seinen Stammplatz verloren, seit Patrick Rahmen auf einen Einmann-Sturm setzt.

Das Krasnodar-Angebot erfüllt jedenfalls die finanziellen Vorstellungen von YB. Also müsste der Transfer über die Bühne gehen können – müsste man meinen. Doch YB sagt: njet!

Klare Kante! YB mit dem VR-Delegieren Sport Christoph Spycher untersagt seinen Spielern Transfers nach Russland. Aus politischen Gründen.
Foto: keystone-sda.ch
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Die Berater sind von YB orientiert worden

Spycher zur Krasnodar-Offerte: «Das wollen wir nicht kommentieren.» Der Schweizer Meister stellt klar: Aktuell transferiert man keine Spieler nach Russland. «Wir haben nicht die Absicht, Spieler nach Russland zu verkaufen. Das haben wir allen Beratern auch so mitgeteilt.» Man habe Kenntnis davon, bestätigt Spielerberater Fabian von Matt.

Spycher führt weiter aus, er wolle nicht allzu politisch werden, aber man wolle die Sanktionen mittragen, auch aus Solidarität. «Wir hoffen primär, dass dieser Krieg und auch alle anderen Kriege enden, die für so viele Menschen derart viel Leid bedeuten.»

Die YB-Haltung teilen nicht alle

Das hofft auch Christoph Graf, Präsident der Vereinigung der Schweizer Spielerberater. Aber er hat zum Thema Russland-Deals eine ganz andere Haltung: «Anstelle von YB würde ich Elia sofort nach Russland verkaufen. Ich bin ein Verfechter der freien Marktwirtschaft, die ein Treiber der Friedensförderung ist.»

Graf befürchtet eine «übertriebene Politisierung des Sports» und meint weiter: «Wer hat die USA boykottiert, als sie den völkerrechtswidrigen Irak-Krieg startete? Ich bin auch Gegner der Todesstrafe, die es in den USA nach wie vor gibt. Dennoch boykottiere ich deswegen keine Produkte aus den USA.» Zudem ändere der Boykott von YB nichts am Ukraine-Krieg, so Grafs Meinung.

Learning aus dem Fall Ngamaleu

Die aktuelle Haltung von YB ist auch ein Learning aus dem Fall Moumi Ngamaleu. Dieser war im September 2022 zu Dinamo Moskau gewechselt. Schon damals hatte sich YB schwergetan, den «verdienten Spieler» (Spycher) ins Land des Kriegstreibers Putin ziehen zu lassen. Spycher hatte damals zur Frage nach der Moral gesagt: «Das ist eine sehr, sehr schwierige Frage, die wir intern ausführlich diskutiert haben, auch mit Moumi! Für uns steht aber der Spieler im Vordergrund. Und es war Moumis ausdrücklicher Wunsch, nach Moskau gehen zu dürfen.» Zudem werde der europäische Krieg in Afrika mit ganz anderen Augen gesehen.

PSG hat einen 20-Millionen-Goalie geholt – aus Russland!

Doch wäre ein Transfer nach Russland aufgrund der europäischen Sanktionen überhaupt möglich gewesen? Ganz grundsätzlich ist der Fussball nicht explizit mit EU-Sanktionen belegt worden. Davon zeugen auch die Wechsel von Matvej Safonow, der diesen Sommer für 20 Millionen Euro von Krasnodar zu PSG wechselte. Oder auch des Franzosen Wilson Isidor, der von Zenit St. Petersburg zu Premier-League-Klub Sunderland ausgeliehen wird, Kaufoption inklusive. Der Klub gehört Kyril Louis-Dreyfus, dem Sohn von Margarita Louis-Dreyfus, der starken Frau des 10 Milliarden schweren Dreyfus-Imperiums. Sie ist eine in Leningrad geborene Bogdanova ...

Allerdings sind das die Ausnahmen. Schaut man sich die Sommertransfers gerade von Tabellenführer Zenit an, stellt man fest: Es gibt Geschäfte mit Klubs aus Brasilien, Argentinien, Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten sowie Serbien. Also alles Länder, die Russland nicht sanktioniert haben.

Transfer nach Russland wäre umständlich

Ein Totalembargo seitens der EU (deren Sanktionen die Schweiz mitträgt) für Deals mit Russland gibt es nicht. Der Klub muss bloss darauf bedacht sein, dass bei den verschiedenen Elementen eines Transfers (Transfer- und Arbeitsvertrag, internationale Freigabe, Ablösezahlung etc.) keine kritischen Bezüge zum russischen Staat oder zu sanktionierten Personen bestehen. Da warten indes viele Fallstricke. «Das ist so», bestätigt von Matt, der Jurist ist. «Gerade aus der Schweiz heraus sind Transfers sehr, sehr schwer umzusetzen.»

In die Schweiz geht es offenbar einfacher. Das zeigt der FC Sion mit dem Zuzug des russischen Nationalspielers Anton Mirantschuk (28). Hat Präsident Christian Constantin keine ethischen Bedenken, einen Spieler aus dem Land des Kriegstreibers einzustellen? «Ich bin der Meinung, dass man Sport und Politik nicht vermischen soll.» Er hätte auch Elia nach Russland transferiert. YB hat es nicht.

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