Jetzt spricht die gefeuerte Trainerin Dineva
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Nach Quäl-Vorwürfen
Jetzt spricht die gefeuerte Trainerin Dineva

Nach Quäl-Vorwürfen von Ex-Athletinnen der Rhythmischen Gymnastik wurde Nati-Cheftrainerin Iliana Dineva gefeuert. Jetzt spricht sie erstmals ausführlich über die Vorwürfe. Sie ist sich keiner Schuld bewusst.
Publiziert: 07.07.2020 um 01:15 Uhr
Iliana Dineva wehrt sich gegen die Vorwürfe von ehemaligen Athletinnen.
Foto: BENJAMIN SOLAND
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Emanuel Gisi

BLICK: Iliana Dineva, mit welcher Begründung wurden Sie freigestellt?
Iliana Dineva: Wegen dem BLICK-Artikel vor zwei Wochen, in dem schwere Vorwürfe gegen mich erhoben wurden. Ich wurde vom STV ins Büro bestellt. Ich habe gefragt, ob es erst noch eine Untersuchung gebe. Man hat mir gesagt, das sei eine Entscheidung, die an diesem Dienstag kurzfristig getroffen worden sei.

Gehen wir die Vorwürfe gegen Sie durch: Die ehemalige Nati-Kaderathletin Lisa Rusconi sagte der «NZZ am Sonntag», Sie hätten sie über Monate hinweg in Mobbing-Manier ignoriert. Wie haben Sie diese Situation erlebt?
Als ich neu zur Cheftrainerin gemacht wurde, war Lisa Rusconi verletzt, sie hatte lange Zeit nicht richtig trainiert. Wir wollten sie nicht forcieren, sondern langsam wieder integrieren. Wir hatten das mit ihr besprochen. Ich denke, ihre Rolle war klar.

Wie oft haben Sie mit Rusconi kommuniziert in diesen Tagen?
Jeden Tag im Training.

Sie sagt etwas anderes. Können Sie die Mobbing-Vorwürfe nachvollziehen?
Nein. Ich habe aber gelesen, dass sie es anders wahrgenommen hat. Ich kann mir vorstellen, dass sie frustriert war.

Mit Jasmin Frieden wirft Ihnen eine andere Ex-Athletin vor, sie als «fette Kuh» beschimpft zu haben. Was sagen Sie dazu?
Das habe ich mir nie erlaubt. Das Thema Gewicht ist sehr sensibel in der Rhythmischen Gymnastik.

Ein weiteres heikles Thema: Kollektivstrafen. Wenn eine einen Fehler gemacht hat, mussten alle mehr und länger trainieren.
Das war nicht der Fall.

Ein weiterer Vorwurf: Sie hätten Verletzungen nicht akzeptiert und in mehreren Fällen zu Athletinnen gesagt, das sei alles nur Schauspiel.
Ich habe immer zuerst mit dem Medical Center gesprochen. Wir bekommen die ganzen Informationen immer nur, wenn die Mädchen einverstanden sind. Wir haben uns vom Arzt sagen lassen, was wir tun dürfen und was nicht.

Sie sollen eine angeschlagene Athletin bei einem Leistungstest dermassen hart rangenommen haben, dass sie sich danach schwerer verletzte.
Der STV hat mit mir darüber gesprochen. Laut einem internen Bericht habe ich mir nichts zuschulden kommen lassen.

Das Bundesamt für Sport (Baspo) hat der Rhythmischen Gymnastik im Februar 2019 wegen ethischer Verfehlungen das Gastrecht entzogen. Wer hat mit Ihnen darüber gesprochen?
Niemand.

Das Baspo bezieht sich auf unterschiedliche Auffassungen im Bereich Athletenbetreuung und Trainingsgestaltung.
Felix Stingelin, Chef Spitzensport beim STV, hat mich informiert, dass wir im Moment nicht mehr willkommen sind in Magglingen. Mehr hat man mir nicht gesagt.

Hat Sie der Verband dazu befragt?
Nein. Man hat mir einfach gesagt, dass wir nicht mehr in Magglingen trainieren dürfen. Aber in der Zeit waren wir sowieso die meiste Zeit in Lyss.

Hat es Sie überrascht, dass das Gastrecht des STV erloschen ist?
Ja, ehrlich gesagt.

Hat Stingelin mit Ihnen genaue Massnahmen vereinbart? Hat er von Ihnen eine Verhaltensänderung verlangt?
2019? Nein. Ich kann mich an nichts erinnern.

Und davor? Es gab 2018 einen Neustart in der Rhythmischen Gymnastik. Wurde damals über Änderungen Ihres Verhaltens oder Ihrer Trainingsmethodik gesprochen?
Ich hatte mit Felix Stingelin ein Gespräch. Er hat von mir verlangt, dass ich meine Kommunikation mit den Mädchen verbessern müsse. Mein Ton sei nicht so, wie man sich das vorstelle.

Hat man Ihnen sonst von STV-Seite jemals vorgeworfen, nicht korrekt gearbeitet zu haben?
Nein. Es gab nur diesen Kritikpunkt. Ich habe erklärt, dass ich bereit sei, mich verbessern zu wollen. Manchmal merkt man ja auch nicht, wenn man jemanden verletzt. Gerade, wenn es in einer Halle etwas lauter ist.

Es gibt Vorwürfe vom Bundesamt für Sport, von Ex-Athletinnen, vom Regionalen Leistungszentrum in Biel. Sie sagen, das habe alles nichts mit Ihnen zu tun?
Ich verstehe nicht, woher die Vorwürfe kommen. Ganz ehrlich. Ich war vor zwei Wochen ehrlich schockiert. Ich habe das nicht erwartet.

Sagen Sie, die Funktionäre und die Athletinnen, die sie kritisieren, lügen?
Das kann ich nicht sagen. Jede Person erlebt gewisse Dinge anders.

Haben Sie vom STV je eine Rückmeldung bekommen, eine Situation nicht korrekt gehandhabt zu haben?
Abgesehen vom Thema Kommunikation? Nein.

Es gibt nun eine externe Untersuchung. Glauben Sie, dass Sie entlastet werden?
Ich habe das Gefühl, ich habe alles richtig gemacht. Mindestens habe ich es versucht. Das war immer mein Ziel. Wenn das nicht so war, hätte man mir früher sagen müssen, was nicht in Ordnung ist.

Wären Sie gerne wieder Nati-Cheftrainerin?
Ja.

Haben Sie das Gefühl, dass Spitzensport-Chef Stingelin und Geschäftsführer Hediger Sie geopfert haben, um sich selber zu retten?
Das kann ich nicht sagen.

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