In chinesischer Fabrik von Barbie-Konzern
Arbeiterinnen werden von Kollegen sexuell belästigt

Mit seinen Barbie-Puppen verdient der US-Konzern Mattel Millionen – auf dem Rücken der Arbeitnehmer, wie eine Undercover-Recherche ergeben hat. Die Rede ist von einer «Kultur der sexuellen Belästigung» – und von Überstunden en masse.
Publiziert: 04.10.2024 um 17:59 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2024 um 23:06 Uhr

Kurz zusammengefasst

  • Aktivistin deckt Missstände in Mattel-Fabrik auf
  • Sexuelle Belästigung und unzureichende Sicherheitsmassnahmen dokumentiert
  • Arbeiter leisten bis zu 110 Überstunden im Monat
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
In einer Fabrik des US-Spielzeugherstellers sollen Arbeiterinnen sexuell belästigt werden.
Foto: China Labour Watch
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Wir alle verschenken unseren Kleinen Spielzeug made in China. Meist bemerken wir das gar nicht. Oder nehmen es mit einem Schulterzucken zur Kenntnis. Unter welchen Bedingungen die Puppen, Modellautos oder Stofftiere hergestellt werden, interessiert nur die wenigsten. Das könnte sich nun ändern. In Fabrik des US-Spielzeugkonzerns Mattel in der chinesischen Provinz Guangdong wurden gravierende Missstände aufgedeckt, wie die «Süddeutsche» berichtet. Eine Aktivistin, die im Auftrag der Organisation China Labour Watch (CLW) zwei Wochen lang undercover recherchierte, dokumentiert erschreckende Zustände.

Die Arbeitsbedingungen in der Spielzeugindustrie Chinas haben sich in den letzten Jahren zwar verbessert, doch es gibt nach wie vor gravierende Missstände. Die Aktivistin beschreibt den Alltag in der Fabrik als «deprimierend und eintönig». Viele Arbeiter kommen aus anderen Landesteilen und leben in Schlafsälen auf dem Werksgelände. Für einen Lohn von 280 Euro im Monat. Weil der so tief ist, sind die Arbeiter gezwungen, Überstunden zu machen. Sie arbeiten Monat für Monat bis zu 110 Stunden zu viel, obwohl das chinesische Arbeitsrecht nur 36 Überstunden erlaubt.

Arbeiter schweigen aus Angst

Weiter berichtet sie von einer «Kultur der sexuellen Belästigung». So haben die männlichen Kollegen leichten Zugang zu den Frauenschlafsälen. Während der Arbeit sind die Arbeiterinnen Pfiffen und «sexualisierten Blicken» ausgesetzt.

Die Sicherheitsbedingungen in der Fabrik sind laut dem Bericht ebenfalls mangelhaft. Arbeiter hantieren mit Gefahrstoffen, ohne die nötige Aufklärung oder Schutzkleidung. Es kommt regelmässig zu schweren Unfällen. Zwar gibt es eine Gewerkschaft und eine Beschwerde-Hotline, doch sind sich die Arbeiter über deren Rolle nicht im Klaren. Und getrauen sich nicht, auf Missstände hinzuweisen. Aus Angst, den Job zu verlieren.

Mattel reagiert auf die Vorwürfe und verspricht eine unabhängige Untersuchung der Arbeitsbedingungen. In einer Erklärung des Unternehmens heisst es: «Wir nehmen diese Vorwürfe sehr ernst, und es wird eine weitere gründliche, unabhängige Untersuchung durchgeführt, damit wir unseren Mitarbeitern weiterhin ein sicheres und gesundes Arbeitsumfeld bieten können.»

Arbeiter trinken zu wenig

Diese Probleme sind jedoch längst nicht nur auf Mattel beschränkt, sondern weit verbreitet in der Branche. Chinesische Fabriken stellen mehr als zwei Drittel der weltweit verkauften Spielwaren her. Schwache staatliche Kontrollen und ein enormer Konkurrenzdruck unter den Firmen tragen zu diesen Bedingungen bei.

Die Aktivistin berichtete, dass Angestellte Beschimpfungen durch die Vorgesetzten ausgesetzt sind, wenn die Produktionsziele – zwei Spielzeuge pro Minute – nicht erreicht werden. Der grosse Druck führt dazu, dass viele Arbeiter nur wenig trinken und während der Pausen weiterarbeiten, um die Produktionsziele zu erreichen.

Immerhin: Es gibt laut der «Süddeutschen» auch positive Entwicklungen. So haben Fabriken begonnen, ihre Arbeitsbedingungen zu verbessern und unabhängige Kontrollen durchzuführen. Ein Beispiel dafür ist die Fabrik Suqian Yimei Textile Products, ein Zulieferer der bayerischen Kuscheltiermarke Heunec. Die Fabrik ist sauber und hell, und die Arbeiter erhalten faire Löhne und Sozialleistungen.

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Blick benutzt künstliche Intelligenz als Helferin bei der Redaktionsarbeit, etwa beim Aufspüren verschiedener Quellen oder beim Erstellen von Zusammenfassungen von Texten. Blick befolgt beim Einsatz von KI strenge Regeln. So hat immer der Mensch das letzte Wort. Mehr Infos gibts hier.

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