Assistent ISA wird Pflicht
Diesen Monat kommt die EU-Tempobremse fürs Auto

Ab 6. Juli 2022 werden Neuwagen selbst auf den Tacho schauen. Und uns einbremsen, wenn wir schneller als erlaubt fahren. Blick beantwortet sieben drängende Fragen zum Tempoassistenten ISA.
Publiziert: 01.07.2022 um 11:00 Uhr
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Aktualisiert: 01.07.2022 um 16:26 Uhr
Wolfgang Gomoll

Noch ist das autonome Fahren weit entfernt – und damit die Vision vom Verkehr ohne Unfälle, Verletzte oder gar tödlich Verunglückte. Auf dem Weg dorthin setzt die Europäische Union (EU) aber heute schon auf technische Massnahmen für die Einhaltung von Tempolimiten – und damit die Vermeidung von Raserunfällen. Aber die Schweiz ist doch kein EU-Mitglied? Nein – aber auch unsere Autos sind mit EU-Typengenehmigung unterwegs. Und damit treffen neue EU-Regeln auch uns.

Zum 6. Juli 2022 tritt die Verordnung (EU) 2019/2144 in Kraft, nach der neue Fahrzeugtypen mit einem sogenannten intelligenten Geschwindigkeitsassistenzsystem (ISA) ausgestattet werden müssen. Und was bedeutet das für Autofahrerinnen und -fahrer? Blick hat sieben Antworten.

Worum geht es?
Die Verordnung (EU) 2019/2144 soll die Zahl der Verkehrstoten- und -verletzten wegen von Unfällen mit zu hoher Geschwindigkeit deutlich reduzieren. In Deutschland ist knapp die Hälfte der Verkehrsunfälle auf zu hohes Tempo zurückzuführen; in der Schweiz ist es die häufigste Unfallursache neben Unaufmerksamkeit zum Beispiel wegen des Smartphones. Deswegen wird das intelligente Geschwindigkeitsassistenzsystem (ISA) eingeführt. Es soll die Zahl solcher Unfälle um zehn bis 20 Prozent verringern können.

Ab 6. Juli 2022 müssen neu genehmigte Fahrzeugtypen mit einem intelligenten Geschwindigkeitsassistenzsystem (ISA) ausgestattet werden.
Foto: Daimler AG
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Was ist ISA?
Der Intelligent Speed Assistance (ISA) vernetzt als Assistenzsystem den adaptiven Tempomaten mit Radar und die Kamera-basierte Verkehrszeichenerkennung mit dem Navigationssystem. Diese Technik haben bereits viele moderne Autos an Bord. Mittels dieser Sensor-Fusion soll das Auto Geschwindigkeitsbegrenzungen erkennen, den Fahrer darauf hinweisen und gegebenenfalls das Tempo reduzieren.

Wie funktioniert ISA?
Der ISA agiert wie ein adaptiver Tempomat. Erkennt das System ein Tempolimit per Verkehrszeichen, wird der Fahrer akustisch, optisch (etwa durch ein blinkendes Symbol im Kombiinstrument) oder haptisch über erhöhten Gegendruck des Gaspedals darauf hingewiesen. Die EU-Kommission erlaubt gar ein Reduzieren der Motorleistung oder sachte Bremseingriffe. Aber auch solche Eingriffe kennen Autofahrer bereits, wenn sie in Autos mit modernen Assistenzsystemen unterwegs sind.

Wie greift ISA ein?
Der ISA ist ein Assistent – nicht mehr und nicht weniger. Das bedeutet, dass der Fahrer stets die vollständige Kontrolle über sein Fahrzeug hat und deswegen das System mit einem Druck auf das Gaspedal überstimmen kann. So wie das heute schon bei jedem Tempomat der Fall ist. Alles andere wäre auch gefährlich. Ausserdem kann der Fahrer ISA problemlos abschalten. Allerdings muss das System beim Starten des Vehikels automatisch wieder aktiviert sein.

Wer hat die ISA-Daten?
Eine Blackbox ist an Bord. Aber alle, die Angst vor dem gläsernen Autofahrer haben, können entspannen. Es wird keine Strafzettel wegen überhöhter Geschwindigkeit hageln, weil die Polizei den Datenspeicher auslesen kann. Vielmehr sollen lediglich die Sekunden vor und nach einem Unfall gespeichert werden – anonymisiert in einem geschlossenen System, ähnlich der Black Box beim Flugzeug. Die Daten werden nur an die Unfallforschung und nicht an Versicherungen weitergegeben.

Auch diese Assistenten werden 2022 Pflicht

Notbremsassistent: Erkennt eigenständig Gefahren vor dem Auto und bremst selbsttätig ab. Bereits in den allermeisten Fahrzeugen bis ins Kleinwagen-Segment vorhanden.

Notfall-Spurhalteassistent: Lenkt aggressiv gegen, wenn das Auto von der Spur abzukommen droht. Gibts schon selbst bei einigen günstigeren Modellen.

Vorbereitung für Alkohol-Wegfahrsperre: Gemeint ist lediglich eine Schnittstelle, um gegebenenfalls eine Wegfahrsperre einzubauen, die das Fahrzeug nur freigibt, wenn vorab kein Alkohol im Atem gemessen wird.

Müdigkeitserkennung: Warnt, wenn die Lenkbewegungen auf Müdigkeit schliessen lassen, und fordert zur Pause auf. Ebenfalls bei vielen Fahrzeugen schon serienmässig.

Notbremsassistent: Erkennt eigenständig Gefahren vor dem Auto und bremst selbsttätig ab. Bereits in den allermeisten Fahrzeugen bis ins Kleinwagen-Segment vorhanden.

Notfall-Spurhalteassistent: Lenkt aggressiv gegen, wenn das Auto von der Spur abzukommen droht. Gibts schon selbst bei einigen günstigeren Modellen.

Vorbereitung für Alkohol-Wegfahrsperre: Gemeint ist lediglich eine Schnittstelle, um gegebenenfalls eine Wegfahrsperre einzubauen, die das Fahrzeug nur freigibt, wenn vorab kein Alkohol im Atem gemessen wird.

Müdigkeitserkennung: Warnt, wenn die Lenkbewegungen auf Müdigkeit schliessen lassen, und fordert zur Pause auf. Ebenfalls bei vielen Fahrzeugen schon serienmässig.

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Ab wann ist ISA vorgeschrieben?
Die EU-Kommission hat einen klaren Zeitplan zur Einführung der Tempobremse vorgelegt. Ab dem 6. Juli 2022 müssen alle neu zu genehmigenden Fahrzeugtypen mit dem ISA ausgestattet sein. Betroffen sind alle PWs, Lastwagen, Transporter und Busse. Ab dem 7. Juli 2024 ist das System dann in allen verkauften Neufahrzeugen vorgeschrieben.

Wer zahlt ISA?
In den ersten sieben Jahren ist das System kostenlos. Danach bleibt es dem Hersteller überlassen, ob er für das ISA-System eine Gebühr aufruft. Das dürfte allerdings kaum passieren: Die für ISA nötige Technik wird bis dahin schon serienmässig an Bord sein, weil man sie auch fürs autonome Fahren braucht.

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