Mercedes enthüllt seinen neuen Cabrio-Sportler
Hier kommt der neue SL

Mercedes wird bis 2030 elektrisch – aber die Modell-Ikone SL bleibt noch beim V8-Benziner. Und in noch einem Punkt rollt die neue Generation des offenen Sportlers traditionell daher.
Publiziert: 28.10.2021 um 16:28 Uhr
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Aktualisiert: 28.10.2021 um 16:53 Uhr
Stefan Grundhoff

Flügeltürer, Pagode, Panzerwagen: Wenn ein Modell wie der Mercedes SL Spitznamen bekommt, hats für die Marke besondere Bedeutung. Das Sport-Cabrio war immer Gradmesser fürs Image des Stuttgarter Autobauers. «Hallo, wir sind wieder wer», proklamierte der legendäre Flügeltürer von 1954. «Wir können alles», so wirkte die Pagode von 1963 mit ihrem scheinbar falsch herum gewölbten Dach. «Wir machen einfach so weiter» schliesslich schien das Motto der Auflage von 1971, die 18 Jahre optisch fast unverändert verkauft wurde und der die Entwickler den Spitznamen Panzerwagen verpassten – so solide war sie.

Bloss mit der letzten Generation liefs nicht rund. Zu schwer, zu hüftsteif wirkte sie zumindest optisch, weil ihr Blechklappdach Platz im Heck brauchte. Immer wieder wurde sie verschoben, kam deutlich zu spät und war auch bei der Technologie kein Knaller. Ausserdem machte die Mercedes-Sporttochter AMG der Mutter mit ihren AMG-GTs hübsche Konkurrenz im eigenen Haus. Konsequenterweise wurde die Entwicklung des neuen SL deshalb an AMG vergeben. Weniger ob der Sportlichkeit, sondern weil der neue SL bald jenen AMG GT Roadster ersetzen soll, der seinem Vorgänger noch die Kunden klaute.

Alles neu aus Alu

Optisch orientiert er sich wohl deshalb stark am aktuellen AMG GT Roadster mit Vertikalkühlergrill und Leuchten im CLS-Design. Dabei wird Daimler nicht müde zu unterstreichen, dass der Wagen mit dem AMG GT ebenso wenig gemein hat wie mit dem bisherigen SL, denn er basiert auf einer komplett neu entwickelten Fahrzeugarchitektur mit selbsttragender Alu-Struktur. Hatte der ein oder andere Kunde erwartet, dass der neue Mercedes SL mit seiner Länge von 4,71 Metern nur noch rein elektrisch kommen würde, gab es bereits vor mehr als zwei Jahren Entwarnung. Nach wie so setzt der SL auf Benziner-Power – ohne elektrifizierte Vierzylinder, aber auch ohne den bulligen V12 aus Maybach oder S-Klasse.

Hier kommt der neue SL: Mercedes hat die neue Generation seines sportlichen Roadster frisch enthüllt.
Foto: Mercedes-Benz AG
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Immerhin: 2023 dürfte eine Plug-In-Variante die Palette ergänzen. Zum Marktstart rollt der Mercedes AMG SL zunächst in zwei V8-Versionen an den Start. Basismodell ist der bekannte Vierliter-V8-Doppelturbo als SL 55 mit 476 PS und 700 Newtonmetern maximalem Drehmoment, der den offenen Zweisitzer innert 3,9 Sekunden auf Tempo 100 beschleunigt und eine Spitze von 295 km/h schafft. Die stärkere Version SL 63 leistet 585 PS und 800 Newtonmeter und erreicht maximal 315 km/h – und beide sollen im Schnitt 11,8 Liter auf 100 Kilometern verbrauchen.

Endlich wieder Stoffdach

Serienmässig sind Hinterradlenkung, sechs Fahrprogramme, Allradantrieb und Neungangautomatik. Der kleine V8 kommt mit Stahlfederfahrwerk mit Alu-Stossdämpfern; im SL 63 wird eine hydraulische Wankstabilisierung verbaut, bei der aktive Hydraulikelemente die Karosseriebewegungen ausgleichen. Wahlweise gibts 19-, 20-, oder 21-Zoll-Pneus; die Fahrerassistenzsysteme sind auf dem Niveau von S- und E-Klasse.

Wenige Überraschungen bietet der knapp zwei Tonnen schwere SL im Innern. Obwohl als 2+2-Sitzer angeboten, dürften die Fondplätze wie beim Porsche 911 eher als Gepäckablage dienen. Es gibt bequeme klimatisierte Ledersitze, die sich vielfältig verstellen lassen, animierte Instrumente, Head-Up-Display und einen zentralen Multimediabildschirm, dessen Neigung sich elektrisch zwischen 12 und 32 Grad verstellen lässt – so blendets beim Offenfahren nicht, weil man ihn je nach Sonnenstand verstellen kann.

Vor allem aber kehrt der SL zurück zu seinen Wurzeln: Es gibt wieder ein elektrisches Stoffdach, dass sich in 15 Sekunden bis zu einer Geschwindigkeit von 60 km/h öffnen und schliessen lässt. Und endlich wieder ein graziles Heck ermöglicht. Bloss bleiben so auch nur zwischen 213 und 240 Liter Laderaum. Los gehts mit dem neuen SL im März 2022, wenn die Chipkrise dem keinen Strich durch die Rechnung macht. Die Schweizer Preise stehen aber noch nicht fest.

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