Heizen mit Köpfchen
So wirds schneller warm im Auto

Wenig ist ungemütlicher als ein über Nacht parkiertes Auto bei Minusgraden. Die Versuchung ist gross, einfach die Heizung aufzudrehen. Fürs effiziente Heizen sollte man jedoch ein paar Dinge beachten.
Publiziert: 25.11.2023 um 14:00 Uhr
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Aktualisiert: 25.11.2023 um 14:02 Uhr
Andreas Faust

Eiskaltes Lenkrad, klamme Sitzbezüge, der Atem dampft: Ein kalter Fahrzeug-Innenraum nach einer Winternacht macht keine Freude. Der Reiz ist gross, einfach den Motor hochzujagen und die Heizung aufzudrehen, um im Warmen zur Arbeit zu fahren. Doch wer sein Auto jetzt falsch bedient, riskiert Schäden am Auto, verursacht mehr Emissionen, könnte eine Busse kassieren – und sitzt trotzdem noch im kalten Auto oder verkürzt massiv die Reichweite des E-Autos.

So gehts beim Verbrenner

Autos mit Benziner oder Diesel heizen mit Verbrenner-Abwärme. Also morgens Motor starten, dann zmörgele und später ins warme Auto? So nicht, weil verboten: Art. 34 der Schweizer Verkehrsregelnverordnung (VRV) untersagt das Laufenlassen des Motors im Stillstand. Kosten: 60 Franken Busse.

So gehts richtig, wenn das Auto draussen in der Winterkälte übernachtet hat:

Schön, so eine Winterlandschaft. Aber nicht, wenn man in einem eiskalten Auto unterwegs ist.
Foto: zVg
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  • Auch im Winter bitte ohne Jacke fahren, damit der Gurt gut sitzt. Aber: Ist es noch kalt, dann die Jacke (des Gurts wegen lieber aus Wolle als dick wattiert) erst noch anlassen und ...
  • ... nach dem Motorstart die Heizung noch nicht hochdrehen. Der Motor braucht Abwärme, um auf Betriebstemperatur zu kommen (Thermometer beachten). Wer gleich aufdreht und dem Motor mühsam erarbeitete Wärme nimmt, schadet ihm und sorgt für mehr Emissionen, weil die Verbrennung noch nicht optimal läuft.
  • Jetzt hochtourig fahren, damit es dem Motor schneller warm wird? Lass es bleiben – auch das schadet dem Motor. Deshalb killen bei Eiseskälte Kurzstrecken mitunter den Motor – da er keine Chance hat, auf Betriebstemperatur zu kommen. Vielleicht dann lieber den ÖV nehmen.
  • Gibt es eine Sitzheizung – einschalten!
  • Wenn Klimaanlage vorhanden, dann auf Defrosten stellen, damit die Scheiben innen frei sind. Besonders gut sind heizbare Frontscheiben, die auch vorn über Heizdrähte für klare Sicht sorgen – mal eine sinnvolle Option.
  • Ist der Motor nach einigen Kilometern warm, kann man die Temperatur hochdrehen, damit es kuschelig warm wird. Dann kurz anhalten und Jacke ausziehen, damit der Gurt perfekt sitzt.
  • Übrigens sind angezeigte 20 Grad nicht immer genau 20 Grad: Nach Wohlfühlen einstellen, nicht nach angezeigter Temperatur.
  • Wer immer draussen parkiert, kann die Anschaffung einer programmierbaren Standheizung fürs Auto erwägen, die vor Abfahrt vorheizt. Viele Diesel sind dafür schon vorbereitet. Aber: Die Geräte kosten (ab rund 800 Franken, aber auch mal das Doppelte) und brauchen Sprit.

Und so funktionierts im Elektroauto

Bei Kälte sinkt die Reichweite eines Stromers 20 bis 50 Prozent – nicht nur, aber auch, weil wir es innen warm haben wollen. So wird es im E-Auto angenehm:

  • Nachts möglichst drinnen parkieren – das erspart auch das Eiskratzen.
  • Vorprogrammiert oder per Smartphone-App lässt sich der Innenraum auf die Abfahrtszeit hin klimatisieren. Dafür nicht wertvollen Batteriestrom nehmen, sondern das Auto an Steckdose oder Wallbox hängen lassen.
  • Bei Abfahrt wie oben Jacke anlassen ...
  • ... und Sitzheizung einschalten. Den Körper direkt zu heizen ist viel effizienter als über die Umgebungsluft. Ausserdem läuft die Sitzheizung mit Niedrigspannung aus der 12-Volt-Batterie und hat so weniger Einfluss auf die Reichweite als die elektrische Luftheizung, mit der man ...
  • ... zurückhaltend umgehen sollte, denn sie reduziert die Reichweite massiv. Lieber weiter Sitz- und Lenkradheizung nutzen.
  • Sinnvoll: Wärmepumpe – serienmässig oder als Option. Sie heizt mit überschüssiger Abwärme aus Akku, Getriebe, Leistungselektronik und E-Motor.
  • Jacke ausziehen, wenn es warm genug ist. Trotzdem nicht auf T-Shirt-Temperatur einstellen, das kostet massiv Reichweite. Ausserdem braucht der Akku optimale Betriebstemperatur und wird dazu geheizt. Diese Wärme sollte man ihm nicht gleich wieder entziehen.
  • Nur Innenraumzonen heizen, in denen jemand sitzt. Klimaanlage entsprechend einstellen.
  • Auch im Stau hält ein E-Auto über Stunden warm – aber das kostet Reichweite. Deshalb immer mit möglichst voller Batterie losfahren. Nachteil der E-Mobilität? Nein – auch Sprit kann im Stau ausgehen.
  • Ja, man kann auch E-Autos mit Standheizungen für fossilen Sprit nachrüsten – aber das ist ja wohl nicht der Sinn der Sache.

Laternenparker ohne Lademöglichkeit haben im Winter natürlich schlechte Karten, ein Elektroauto effizient zu heizen. Vielleicht ist der Stromer dann noch nichts für dich. Denn wenig nervt mehr, als sich am Morgen frierend durch den Verkehr zu zittern.

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