So lebt es sich ohne Zucker
«Süsses ist für viele eine Belohnung»

Die TV-Moderatorin Andrea Ballschuh (45) lebt fast komplett zuckerfrei, obwohl das Einkaufen kompliziert sein kann. Warum ihr das guttut, erklärt sie im Interview.
Publiziert: 04.04.2018 um 16:01 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2018 um 05:27 Uhr
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Christiane Binder

Ein Leben ohne Zucker hielt die deutsche TV-Moderatorin Andrea Ballschuh (u. a. «Leute heute», «Hallo Deutschland») lange für möglich, aber sinnlos. Bis der Arzt bei ihr besorgniserregende Leberwerte feststellte, obwohl sie kaum Alkohol trinkt. Sie liebte Süsses wie sonst nichts, dennoch begann sie, ihren Zuckerkonsum zu reduzieren. Mittlerweile lebt sie nahezu komplett zuckerfrei. Unterstützt von Gesundheitsexperten und Köchen fasst sie in ihrem Buch «Zucker is(s) nicht» (Kulmbach, 220 Seiten) zusammen, was sie in diesen zwei Jahren alles über Zucker und dessen Wirkung auf den Körper gelernt und erfahren hat. Das Buch enthält 75 Rezepte für Zucker-Abstinenzler.

TV-Moderatorin Andrea Ballschuh verzichtet jedes Jahr für 90 Tage auf Zucker.

Was ist so schlimm an Zucker?
Andrea Ballschuh:
Per se ist Zucker nicht schlecht. Für die WHO sind 25 Gramm pro Tag noch okay. Aber die Dosis macht das Gift. Wir konsumieren vier- bis fünfmal so viel.

Wie kamen Sie dazu, Ihren Zuckerkonsum zu reduzieren beziehungsweise ihm ganz abzuschwören?
Mein Arzt sagte, ich hätte eine Fettleber. Das haben normalerweise nur Alkoholiker. Doch ich trinke so gut wie gar keinen Alkohol. Aber ich liebe Süsses. Ich habe meinen Tag schon mit Nutella begonnen.

Sie beginnen jedes Jahr mit einem 90 Tage langen Zuckerentzug. Was bringt eine solche Radikalkur?
Es ist ein Training, den Körper schrittweise daran zu gewöhnen, mit weniger Zucker auszukommen. Am Anfang schummelt man noch ein wenig und nimmt statt Zucker Reissirup oder andere Ersatzstoffe. Aber nach einer Weile braucht man das nicht mehr. Das Verlangen schwindet.

Auch Laktose ist Zucker

Die Lebensmittelindustrie hat erkannt, dass die Verbraucher gegenüber Zucker sensibel geworden sind. Da Zucker aber ein Geschmacksträger ist und Fertiggerichte gut schmecken sollen, nennen sie ihn auf der Zutatenliste anders, um den gerade bei Fertiggerichten oft hohen Zuckergehalt zu verschleiern. Hinter Glukose oder Fruktose (Fruchtzucker) verbergen sich zum Beispiel Einfachzucker, die nur aus einem Zuckermolekül bestehen. Zweifachzucker, wie der Haushaltszucker, verbirgt sich hinter dem Begriff «Saccharose». Milchzucker ist «Laktose» und Malzzucker «Maltose». Unter dem Begriff »Zucker» ist in der Nährwerttabelle der gesamte im Lebensmittel enthaltene Zucker zusammengefasst angegeben. Stark zuckerhaltig sind «gesunde» Lebensmittel wie Fertigmüesli, Fitnessriegel oder Fruchtjoghurts.

Die Lebensmittelindustrie hat erkannt, dass die Verbraucher gegenüber Zucker sensibel geworden sind. Da Zucker aber ein Geschmacksträger ist und Fertiggerichte gut schmecken sollen, nennen sie ihn auf der Zutatenliste anders, um den gerade bei Fertiggerichten oft hohen Zuckergehalt zu verschleiern. Hinter Glukose oder Fruktose (Fruchtzucker) verbergen sich zum Beispiel Einfachzucker, die nur aus einem Zuckermolekül bestehen. Zweifachzucker, wie der Haushaltszucker, verbirgt sich hinter dem Begriff «Saccharose». Milchzucker ist «Laktose» und Malzzucker «Maltose». Unter dem Begriff »Zucker» ist in der Nährwerttabelle der gesamte im Lebensmittel enthaltene Zucker zusammengefasst angegeben. Stark zuckerhaltig sind «gesunde» Lebensmittel wie Fertigmüesli, Fitnessriegel oder Fruchtjoghurts.

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Wie zieht man das im Alltag durch?
Zunächst einmal dauert das Einkaufen länger. Man steht im Laden und checkt jedes Lebensmittel auf seinen Zuckergehalt und ist geschockt. Das steht ja nicht Zucker drauf, sondern Malzextrakt oder Dextrose, aber es ist in fast allem zu viel davon drin. Fertiggerichte gehen gar nicht, in Pizza, Wurst, Gemüsebrühe, Saucen und Dressings, im angeblichen Fitnessjoghurt, im Brot – überall ist Zucker drin. Übrigens auch in fertig gekauften Smoothies.

Woher kommt denn unsere Lust auf Süsses?
Man wird schon als Kind konditioniert. Süsses bedeutet für viele eine Belohnung. Es setzt Glückshormone frei.

Ohne Zucker auszukommen ist Training.
Foto: Thinkstock

Fachleute behaupten, Zucker reize die Suchtzentren im Gehirn, wie Heroin oder Alkohol. Darf man dann nach den 90 Tagen nie wieder Schokolade essen, um einen Rückfall zu vermeiden?
Das ist beim Zucker anders. Das Verlangen schwindet. Sie können ohne weiteres bei Oma den Apfelkuchen essen, da passiert nichts.

Darf man Honig essen?
Ja. Aber man muss wissen, da ist auch Zucker drin.

Ist brauner Zucker gesünder?

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In Obst ist auch eine Menge Zucker. Aber angeblich soll man täglich mehrmals Obst oder Gemüse essen. Kommt da nicht zu viel zusammen?
Fructose ist Zucker, das stimmt. Aber es reicht ja, mehrmals am Tag jeweils eine Handvoll davon essen. Und in Gemüse ist ja kaum Zucker.

Was gibts bei Ihnen während der Zucker-Challenge?
Morgens gekochte Haferflocken mit Zimt, Ingwer, Kardamom oder Piment. Und Beerenobst – das hat den geringsten Zuckergehalt. Mittags Hühnchen mit Reis, den Salat nur mit Essig und Öl angemacht. Zwischendurch einen selbst gemachten Smoothie mit Spinat und Banane oder ich esse einfach eine Portion Nüsse und Mandeln. Abends einen Broccolisalat. Ich habe mir extra einen Thermomix angeschafft, da geht das ganz leicht. 

Wie wirkt sich der Zuckerentzug bei Ihnen aus?
Ich habe keine Blähungen mehr, eine bessere Haut, das Nachmittagstief bleibt aus, ich habe mehr Energie. Meine Leber- und Cholesterinwerte sind vorbildlich.

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