Christian Bauer unterwegs in die Antarktis
Ein Treffen am Ende der Welt

Die Antarktis – gigantische Eisberge, Pinguine und Killerwale. Ein Abenteuerland der Superlative. Reisejournalist Christian Bauer ist unterwegs in das Südpolargebiet und berichtet hier von seinen Erlebnissen. Heute trifft er die letzte Menschenseele am Ende der Welt.
Publiziert: 12.12.2016 um 16:18 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 17:35 Uhr
Christian Bauer
Christian BauerReise-Journalist

Victor Arriagada hat für den Anlass seine beste Uniform angezogen: 350 Hobby-Entdecker überfallen seine Einsamkeit. Amtlich steht er am Strand und begrüsst jeden Eindringling mit Handschlag. Ein ernster Moment.

Zu Besuch am Kap Hoorn

Victor Arriagada ist der Wächter des südlichsten Leuchtturms der Welt - und die letzte Menschenseele vor der Antarktis, 900 Kilometer Richtung Süden. Seit nunmehr einem Jahr lebt der 26-jährige Marineoffizier alleine mit Frau und Kindern auf Kap Hoorn, dem berühmtesten Felsensplitter der Weltmeere.

Herrscher über Kap Hoorn: Victor Arriagada.
Foto: Christian Bauer
Die Hobby-Entdecker machen sich bereit für den Landgang.
Foto: Christian Bauer

Alle Schiffe, die nicht durch die weiter nördlich gelegene Magellanstrasse passten, mussten einst um die Miniinsel am Ende Südamerikas kreuzen - mit teilweisse verheerenden Folgen: Die Gewässer um Kap Hoorn sind eine mordende Bestie. Knochenbrecher-Stürme, haushohe Wellen und die stärkste Meeresströmung der Weltmeere brachten einst 800 Schiffe zum Kentern und rissen etwa 10'000 Matrosen in den Tod. Der Wind schafft es hier manchmal auf unglaubliche 265 Stundenkilometer.

Im Vergleich dazu ist der Sturm, der unser Expeditions-Schiff MS Midnatsol auf den Wellen tanzen lässt, ein Witz. «Die Bedingungen für eine Anlandung sind heute perfekt», schwärmt Expeditionsleiter Tudor Morgan. Ein Glückstag für uns, nicht immer können Schiffe hier einen Zwischenstopp einlegen.

Ein ganz spezieller Selfie-Ort

Viel mehr als das gibt es auf Kap Hoorn nicht zu sehen.
Foto: Christian Bauer

Das karge Inselchen ist ein Seefahrermythos. Da macht es auch nichts, dass es objektiv wenig zu sehen gibt: ein Leuchtturm, Arriagadas Wohnhaus, eine Holzkapelle und das abstrakte Monument eines Albatros - Denkmal für die ertrunkenen Seeleute. Und DER Selfie-Hotspot südlich des 50. Breitengrads – auch wenn sich nur wenige Menschen hierher verirren. Die Anreise per Schiff ist lang und beschwerlich.

Hier zu stehen, wo bedeutende Seefahrergeschichte geschrieben wurde, hat etwas Feierliches. Passenderweise bricht die Sonne durch die Wolkendecke und verwandelt diese Weltschmerz-Landschaft ausnahmsweise in einen lieblichen Landstrich, den man auch in Irland finden würde.

«Solche schönen Tage haben wir hier selten», freut sich Arriagada. Ob er sich auch über unseren Besuch freue? «Ja natürlich», bekräftigt er pflichtbewusst. Man mag das kaum glauben, denn der wortkarge Eremit sucht die Einsamkeit.

«Fehlt Ihnen nichts?» «Nein. Ich lebe doch am schönsten Ort der Welt.» Ob er das auch sagt, wenn ein Kap-Hoorn-Orkan an seinem Häuschen rüttelt?

Hinweis: Die Reise wird ermöglicht durch «Glur Reisen».

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