Euro 2024, Gruppe B
Alle Spieler von Spanien im Porträt

Mit diesem Wissen kannst du glänzen: Wer den Saudi-Wechsel bereut, wer bei der Euro von Liverpool und Barça beobachtet wird und wer jede Formel-1-Strecke auswendig kennt. Lerne jeden EM-Spieler von Spanien besser kennen in den Kurzporträts.
Publiziert: 20.06.2024 um 20:52 Uhr
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Aktualisiert: 15.07.2024 um 00:04 Uhr
David Alvarez, Juan I. Irigoyen, Ladislao Monino, Jon Rivas, Rafael Pineda, Juan L. Cudeiro (El Pais) und Björn Lindroos

In Zusammenarbeit mit der englischen Zeitung «Guardian» und dem renommiertesten Fussballmedium jedes Teilnehmerlandes ist es Blick gelungen, zu jedem Spieler ein Porträt zu erstellen. Erfahre Hintergrundinformationen, persönliche Geschichten und vieles mehr. So bist du bestens vorbereitet auf jede Partie.

Unai Simon

11.06.1997 / Torhüter / Athletic Bilbao

Seit Luis Enrique Simon im November 2020 zum Stammgoalie befördert hat, haben ihn nur Verletzungen aus der Nationalmannschaft ferngehalten, und er war bei den letzten beiden grossen Turnieren erste Wahl. Obwohl er als einer der besten Torhüter der Welt gilt und in dieser Saison zum ersten Mal die meisten weissen Westen in La Liga hatte, hat er nie daran gedacht, Athletic Bilbao zu verlassen. «Es ist mir peinlich, dass ich diese Frage immer wieder beantworten muss», sagte er. «Ich werde in dieser Mannschaft bleiben, bis sie mich rausschmeissen.» Er ist eine der Schlüsselfiguren in der Umkleidekabine von Athletic, und obwohl er in der erfolgreichen Copa del Rey-Kampagne der Mannschaft nicht gespielt hat, war er der Erste, der seinen Ersatzmann Julen Agirrezabala vor dem entscheidenden Elfmeterschiessen im Finale unterstützte, und einer der glücklichsten Spieler, als die Mannschaft ihre erste grosse Trophäe seit 40 Jahren feierte.

Findet Spanien an der Euro zu alter Stärke zurück?
Foto: keystone-sda.ch
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David Raya

15.09.1995 / Torhüter / Arsenal

David Raya nahm einen ungewöhnlichen Weg in den Spitzenfussball. Im Alter von 19 Jahren spielte er in der fünften englischen Liga auf Leihbasis bei Southport von den Blackburn Rovers, zu denen er im Rahmen einer Art Austauschprogramm von Cornella gekommen war, nachdem der Transfer des Aussenverteidigers Hugo Fernandez nach Lancashire gescheitert war. Southport war von seinen Qualitäten überzeugt, hatte aber Probleme mit seiner Körpergrösse: «Der Trainer sagte mir, ich solle mich an die Decke hängen, um zu sehen, ob ich dann noch mehr wachse» erzählte er dem Journalisten Alvaro de Grado. Er verbrachte einige Spielzeiten auf der Bank der Rovers, bevor er nach dem Abstieg in die League One im Jahr 2017 deren erste Wahl wurde, und zwei Jahre später von Brentford verpflichtet wurde. Nach dem Aufstieg in die Premier League wurde er erstmals von Luis Enrique einberufen, der ihn David de Gea vorzog und mit ihm zur Weltmeisterschaft in Katar fuhr. Sein Aufstieg setzte sich auch in England fort, und im letzten Sommer kam er auf Leihbasis zu Arsenal, wo er sich mit Aaron Ramsdale, der in der vorangegangenen Saison zum besten Keeper der Premier League gewählt worden war, um die Nummer 1 streiten sollte. Es dauerte vier Spiele, bis er zur ersten Wahl von Mikel Arteta wurde.

Alejandro Remiro

24.03.1995 / Torhüter / Real Sociedad

Als Kepa Arrizabalaga seinen Platz im Team von Real Madrid verlor, war Andriy Lunin nicht der einzige Nutzniesser. Remiro wurde im November 2023 zum ersten Mal in die spanische Nationalmannschaft berufen, und er hat seinen Platz im Kader behalten und im März gegen Kolumbien zum ersten Mal gespielt. Seit er 2019 ablösefrei zu Real Sociedad wechselte, hat er sich mit einer Reihe starker Leistungen einen Platz bei La Roja verdient. Remiro spielt Schlagzeug und Klavier, nimmt an Müllsammelaktionen teil - «Es macht mich so wütend, wenn ich Müll auf dem Boden sehe» - und hat ein Programm zur Förderung positiver Elternschaft und zur emotionalen Unterstützung von Kindern, die im Baskenland Sport treiben, ins Leben gerufen. «Wir müssen den Jugendlichen mehr Hilfestellung in Sachen psychische Gesundheit geben», sagte er.

Jesus Navas

21.11.1985 / Verteidiger / Sevilla

Navas ist das einzige verbliebene Mitglied der spanischen Mannschaft, die 2010 die Weltmeisterschaft gewann, und spielt auch mit 38 Jahren noch auf hohem Niveau. Nach drei vierten Plätzen in Folge waren die Ergebnisse von Sevilla in den letzten beiden Spielzeiten nicht mehr so gut, aber Kapitän Navas ist nach wie vor herausragend. «Navas ist mein rechtes Auge und ein vorbildlicher Fussballer», sagte Luis de la Fuente, der spanische Nationaltrainer, im vergangenen November. Sein Vertrag bei Sevilla läuft im Sommer aus, und seine Zukunft ist noch ungewiss. Der Verein ist bereit, den Spieler entscheiden zu lassen, ob er noch ein Jahr weitermachen möchte, ein Recht, das er sich in den 21 Jahren seit seinem Debüt für den Verein im Jahr 2003 verdient hat. Nur durch vier Jahre bei Manchester CIty wurde die Zeit unterbrochen. Navas ist zu einem Symbol für Sevilla und den spanischen Fussball geworden. 2006 stand er mit den Andalusiern im Final des Uefa Cups übrigens Middlesbrough gegenüber. Bei den Engländern in der Verteidigung: ein gewisser Gareth Southgate. Die Euro 2024 wird nun das letztes grosse internationale Turnier für Navas sein.

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Dani Carvajal

11.01.1992 / Verteidiger / Real Madrid

In einem Beruf, der von Natur aus extrem ehrgeizige Persönlichkeiten anzieht, ist Carvajal einer der ehrgeizigstem. Er kann Niederlagen so schlecht verkraften, dass er eine Zeit lang aufhörte, Fifa zu spielen, weil es ihn so ärgerte, wenn er verlor. Diese Angst vor dem Verlieren zeigt sich in seinen Spielen und in der Art und Weise, wie er sich auf Spiele vorbereitet. Jahrelang wurde er von Muskelverletzungen geplagt, die ihn dazu zwangen, zwei Champions-League-Finals und mehrere internationale Turniere ausfallen zu lassen, aber er hat nie aufgehört zu kämpfen. «Jemand hat vielleicht ein Fluch auf mich geworfen, aber ich habe alles versucht», sagt er. Die Lösung, die er fand, bestand darin, seine Ernährung umzustellen, und er lebt jetzt glutenfrei, weizenfrei und nachtschattenfrei [was Lebensmittel wie Tomaten, Paprika, Auberginen und Kartoffeln einschliesst]. «Die Verletzungen waren ein Tunnel, aus dem es keinen Ausgang gab. Ich habe gut gegessen und auf mich geachtet, aber es hat sich nichts geändert», sagt er. «Ich habe einen Ernährungsberater um Hilfe gebeten, und von da an hat sich alles geändert. Ohne diese Nahrungsmittel, die zur Entzündung seiner Muskeln beitrugen, ist Carvajal im Aufwind. Er hat gerade seine beste Saison hinter sich, mit fünf Toren und sechs Assists für Real und einige weitere Assists für die Nationalmannschaft.

Dani Vivian

05.07.1999 / Verteidiger / Athletic Bilbao

Es gibt nicht viele Fussballer wie Vivian, ein 1,83 m grosser Innenverteidiger der alten Schule, der nicht nur über einen langen Atem, sondern vor allem über Charakter verfügt. Im Alter von 20 Jahren, als er auf Leihbasis für Mirandés in der zweiten spanischen Liga spielte, wurde er zum Kapitän ernannt. Nur Spieler, die über eine grosse Persönlichkeit verfügen, werden in so jungen Jahren mit solch wichtigen Aufgaben betraut. Er wurde schnell zu einer Führungspersönlichkeit in der Umkleidekabine. In Bilbao ist er jetzt wieder auf dem Vormarsch. «Ich glaube, ich muss es tun», erklärt er. «Ich fühle mich wohl. Es muss immer Spieler geben, die diese Rolle übernehmen, und mir gefällt das.» Er ist die tragende Säule einer Abwehr, die in der vergangenen Saison nur von Meister Real Madrid übertroffen wurde, was die wenigsten Gegentore in La Liga angeht. Jetzt, im Alter von 24 Jahren, wird er die Chance bekommen, auf der internationalen Bühne zu zeigen, was er drauf hat.

Alejandro Grimaldo

20.09.1999 / Verteidiger / Bayer Leverkusen

Grimaldo durchlief die Jugendabteilung des FC Barcelona und war einst einer der vielversprechendsten Nachwuchsspieler. Im Alter von 20 Jahren wechselte er zu Benfica, weil Jordi Alba noch im besten Alter war und ihm beim Weg in die erste Mannschaft vor der Nase stand. In sieben Spielzeiten in Portugal etablierte er sich als einer der besten Linksverteidiger Europas, doch keiner der etablierten Klubs des Kontinents wollte ihn verpflichten. Stattdessen war es Xabi Alonsos Bayer Leverkusen, das im vergangenen Sommer ein Angebot für ihn abgab. «Er ist ein sehr athletischer Aussenverteidiger, mit grosser Qualität, taktisch hervorragend. Er ist gefährlich im Angriff und verfügt über viel Erfahrung und Können», sagte Leverkusens Geschäftsführer Simon Rolfes. Erst im November letzten Jahres gab er gegen Zypern sein Länderspieldebüt, doch seine Leistungen für Leverkusen - wo er 12 Tore und 19 Assists beisteuerte - sprechen eindeutig dafür, dass er die erste Wahl von Luis de la Fuente als Linksverteidiger sein wird.

Die Spielerporträts aller Teams

Marc Cucurella

22.07.1998 / Verteidiger / Chelsea

Der Marc Cucurella von Eibar, Getafe und Brighton ist nicht mehr derselbe Spieler, den wir jetzt bei Chelsea sehen. Der energischste Linksverteidiger, den Spanien in letzter Zeit hervorgebracht hat, scheint etwas unausgeglichen geworden zu sein. Dieselbe unbändige Energie, die ihn zu einem lukrativen Wechsel zum FC Chelsea bewogen hat, scheint ihm jetzt zu fehlen. Wie ein Assistenztrainer von Chelsea sagte: «Die 55 Millionen Pfund, die sie für ihn bezahlt haben, haben ihm nicht gutgetan.» Der Druck der hohen Ablösesumme, die Todd Boehly und Co. gezahlt haben, scheint Cucurella dazu zu bringen, diese in allem, was er tut, rechtfertigen zu wollen. Je mehr er sich bemüht, desto mehr Fehler scheint er zu machen. Wie einst Cesar Azpilicueta muss er aber nur ruhig bleiben, um seine besten Leistungen zeigen zu können. Kann ihm die EM-Nomination dabei helfen, sich mental zu erholen?

Robin Le Normand

11.11.1996 / Verteidiger / Real Sociedad

Le Normand wurde in der Bretagne geboren und spielte zunächst in Brest, bevor er 2016 nach Spanien wechselte. Er fühlt sich eher als Franzose, hat sich aber in Spanien gut eingelebt. «Ich mag den Rhythmus und die Lebensart hier viel mehr», sagt er. «Man kann jederzeit rausgehen und es ist immer etwas los. Ich komme aus einem Dorf. In Frankreich ist das anders. Hier haben die Geschäfte noch bis spät in die Nacht geöffnet, man kann mit Freunden noch etwas trinken gehen, und dann ist da noch die Hitze, das Essen...» Da es keine Anzeichen für eine Aufnahme in die französische Nationalmannschaft gab, beschloss er, das Angebot des spanischen Fussballverbands anzunehmen, das ihm die doppelte Staatsbürgerschaft und eine Berufung in die spanische Nationalmannschaft ermöglichen sollte. Er lebt in Astigarraga, einem Dorf in der Nähe von San Sebastian, das für seinen Apfelwein berühmt ist und das Sagardoetxea, das Apfelweinmuseum der Region, beherbergt - «Auch in der Bretagne lieben sie Apfelwein», sagt er - und spielt gerne Klavier und schläft: «Nur zwei Dinge am Tag sind nicht verhandelbar: Training und Siesta.» Mit Aymeric Laporte gibt es einen weiteren Franzosen in Spaniens Abwehr, aber wenn sie gemeinsam in der Nationalmannschaft spielen, sprechen sie kein Französisch: «Wir kommen auf Spanisch zurecht», sagt er.

Aymeric Laporte

27.05.1994 / Verteidiger / Al-Nassr

Obwohl er in Agen geboren wurde, fünf Spielzeiten bei Manchester City verbrachte und jetzt in Saudi-Arabien spielt, fühlt sich Laporte wie ein gebürtiger Bilbaoer. Als sein Sohn geboren wurde, spielte er in England und nutzte eine Verletzung, um mit seiner Frau in die baskische Hauptstadt zu reisen und das Kind in einer Privatklinik mit Blick auf das Spielfeld von San Mames zur Welt zu bringen. Seine Frau lebt derzeit in Bilbao, weil sie beide wollen, dass ihre Kinder dort aufwachsen, und so ist es gut möglich, dass er nach Ablauf seines Vertrags zu Athletic zurückkehrt. Er scheint in dem Land, in dem er derzeit spielt, nicht sehr glücklich zu sein. «Es gibt viele Spieler, die unglücklich sind», sagt er. «Sie kümmern sich zwar um uns, aber nicht genug. In Europa zahlen sie dir ein gutes Gehalt, aber sie kümmern sich auch besser um dich. Seien wir ehrlich, viele von uns sind nicht nur wegen des Fussballs hierhergekommen. Was die Lebensqualität angeht, habe ich etwas anderes erwartet, denn hier verbringt man wegen des Verkehrs drei Stunden am Tag im Auto.» Trotz seines Exils zählt Spanien weiterhin auf ihn.

Nacho Fernandez

19.01.1990 / Verteidiger / Real Madrid

Zu Beginn der Saison dachte Nacho, dass seine erste Saison als Kapitän von Real Madrid auch seine letzte bei dem Verein sein würde, bei dem er seit seinem 11. Lebensjahr spielt. Im Laufe der Saison schienen seine Leistungen langsam zu sinken, vielleicht in Vorbereitung auf einen Wechsel zu einer weniger bedeutenden Mannschaft, aber als der Druck am grössten war, in den entscheidenden Momenten des Champions-League-Halbfinales gegen Bayern München, sah man wieder das Beste von Nacho, einem Spieler, der oft übersehen wird, aber immer zuverlässig ist. «In meinem Verständnis von Fussball gibt es zwei Arten von Verteidigern, optimistische Verteidiger und pessimistische Verteidiger», sagte Carlo Ancelotti. «Er ist ein pessimistischer Verteidiger, weil er immer denkt, dass etwas Schlimmes passieren könnte. Deshalb bleibt er 90 Minuten lang konzentriert.»

Rodri

22.06.1996 / Mittelfeld/ Manchester City

Rodri ist bereits einer der besten Mittelfeldspieler in Europa und hat gerade seine beste Saison hinter sich. Vielleicht gab es kein Sahnehäubchen wie beim historischen Tor der Citizens im Champions-League-Final der letzten Saison, aber seine Statistik zeigt erneut, dass er sich vom einfachen defensiven Mittelfeldspieler zu einem kompletteren Spieler entwickelt und sowohl seine Tore als auch seine Vorlagen im Vergleich zur letzten Saison verdoppelt hat. In der Nationalmannschaft ist er der unbestrittene Anführer der Gruppe und der Spieler, der den Glauben der Spanier verkörpert und aufrechterhält, dass sie zumindest die Runde der letzten Vier erreichen können. «Rodri ist der Beste. Auf seiner Position ist er der Beste», sagte Pep Guardiola kürzlich. «Er kann alles. Er hat die Qualität, das Spiel zu lesen, er hat die richtige Mentalität, er ist immer bereit. Rodri ist top, top. Andere Mannschaften haben keine Spieler wie ihn. Rodri ist in vielen Dingen sehr gut: Er hat Präsenz, körperliches Spiel, alles. Er ist sehr komplett. Er war eine unglaubliche Verpflichtung für City.»

Martin Zubimendi

02.02.1999 / Mittelfeld / Real Sociedad

Martin Zubimendi ist seit Jahren eine Art Ampel im Mittelfeld von Real Sociedad: Wenn er auf Rot schaltet, halten sich seine Mitspieler zurück, wenn er auf Gelb schaltet, gehen sie vorsichtig vor, und wenn er auf Grün schaltet, ist alles in Ordnung. Aus diesem Grund wurde der Mittelfeldspieler aus San Sebastian immer wieder umworben, vor allem vom FC Barcelona, der bis vor kurzem mit Sergio Busquets einen Spieler in der Abwehr hatte, der laut Zubimendi den Spielern auf seiner Position «sehr geschadet» hat, «weil er Dinge tat, die der Rest von uns nicht tat, und wir mussten lernen, sie zu tun». Zubimendi war einst Balljunge im Anoeta, dem Stadion von Real Sociedad, war aber so verzaubert vom Spielgeschehen, dass Claudio Bravo ihm den Ball aus den Händen reissen musste. Heute sieht er den Fussball wie ein Schachspiel, das er übrigens mit Unai Simon im Trainingslager der Nationalmannschaft spielt. Normalerweise gewinnt der Torhüter von Athletic, denn, so Zubimendi, «er übt mehr als ich».

Mikel Merino

22.06.1996 / Mittelfeld / Real Sociedad

Merino ist das Schweizer Taschenmesser unter den Mittelfeldspielern. Einer, der für eine Vielzahl von Aufgaben eingesetzt werden kann. Egal, ob man jemanden braucht, der einen exquisiten Assist liefert, einen Pass des Gegners abfängt, sich durch jeden durchkämpft, der ihm in die Quere kommt, oder eine Flanke wie ein Mittelstürmer einköpft - er ist der richtige Mann. Fussball liegt in der Familie: Sein Vater spielte für Osasuna und Celta Vigo, und obwohl seine Mutter ihm verbot, seinem Sohn einen Fussball zu schenken, verlangten es die Gene des Kindes. «Ich habe sie anderen Kindern auf der Strasse geklaut», sagt er, und das tut er auch heute noch. Nach seinen Anfängen bei Osasuna wurde Merino im Teenageralter von Borussia Dortmund angeworben, wechselte dann unter Rafa Benitez zu Newcastle, bevor er 2018 ins Baskenland zog. Er ist ein grosser Fan der Formel 1, und zwar so sehr, dass er einen Simulator besitzt - «nur einen billigen» -, auf dem er seine Fahrübungen macht. «Ich kenne fast alle Rennstrecken vom Spielen am Simulator», sagt er. «Ich verfolge die Formel 1, seit ich ein Kind war. Ich brauche ein paar Runden, um mir eine Strecke einzuprägen.» Er hat auch ein Gerät für die Pressotherapie, das seine Gliedmassen massiert, um Giftstoffe zu entfernen, dass er nach den Spielen als Teil seiner Entspannungsroutine benutzt. «Es fällt mir schwer zu schlafen, weil wir vor dem Spiel Koffein zu uns nehmen», sagt er. «Wenn ich nach Hause komme, esse ich so viel zu Abend, wie in meinen Körper passt, trinke viel Wasser und lege meine Beine in die Pressotherapiemaschine. Dann nehme ich eine Schlaftablette.»

Fabian Ruiz

03.04.1996 / Mittelfeld / PSG

In seiner zweiten Saison bei PSG hat Fabian Ruiz die Vorhersagen widerlegt, dass er nach der Ankunft von Luis Enrique, dem Trainer, der ihn zuerst in die Nationalmannschaft berufen und nach der Euro 2020 wieder vergessen hat, nur noch auf der Ersatzbank sitzen würde. Er war zwar kein unbestrittener Stammspieler, aber er hat häufig gespielt, vor allem in der Champions League, wo er in allen K.-o.-Spielen in der Startelf stand. Seine Leistungen bei den Parisern haben dazu beigetragen, dass er in die spanische Nationalmannschaft unter Luis de la Fuente zurückgekehrt ist, der an seine Fähigkeiten glaubt, seit Ruiz einer seiner Schlüsselspieler in der U21 war. Ruiz wuchs in Los Palacios, 30 km von Sevilla entfernt, auf und wurde im Alter von acht Jahren von Real Betis verpflichtet. Als seine Eltern dem Verein mitteilten, dass sie es sich nicht mehr leisten könnten, den kleinen Fabian jeden Tag zum Training zu bringen, verschafften sie seiner Mutter Chari einen Job als Reinigungskraft. Sie blieb in diesem Beruf, bis ihr Sohn 2018 nach Napoli wechselte.

Pedri

25.11.2002 / Mittelfeld / Barcelona

Pedri ist das Gesicht der Werbekampagne von Adidas in Spanien im Vorfeld der Europameisterschaft. In vielerlei Hinsicht waren die letzten Saisons für Pedri aber schwer. Seit seinem Durchbruch in der Saison 2020/21, als Xavi schwärmte: «Iniesta ist das grösste Talent, das ich je im spanischen Fussball gesehen habe, und Pedri steht ihm in nichts nach», wird der 21-Jährige von Verletzungen geplagt. In der Saison 20/21 bestritt er 73 Spiele für Barcelona und die Nationalmannschaft. In den drei Spielzeiten danach hat er 75 Spiele verpasst, die meisten davon aufgrund von Muskelverletzungen. Von der letzten kehrte er im April zurück, gerade rechtzeitig zum Champions-League-Viertelfinal gegen Paris St-Germain, und hatte nach dem Ausscheiden von Barça aus der Königsklasse nur ein Ziel vor Augen: Deutschland 2024. Er ist das Gesicht von Adidas und die Zukunft der Mannschaft von Luis de la Fuente.

Fermin Lopez

21.05.2001 / Mittelfeld / Barcelona

In La Masia, Barcelonas berühmter Akademie, hatten nur wenige Vertrauen in Fermín López. Sie glaubten nicht, dass er den richtigen Körperbau und die nötigen Fähigkeiten besass. In der vergangenen Saison ging er auf Leihbasis nach Linares in die dritte spanische Liga, wo er in 37 Ligaspielen 12 Tore schoss. Nach seiner Rückkehr sollte er für Barça Atlétic, ebenfalls in der dritten Liga, spielen, aber Xavi wurde während einer USA-Tour in der Vorbereitung auf ihn aufmerksam und seine Zukunft änderte sich schlagartig. Am Ende spielte er nur noch einmal für die Reservemannschaft und stand bis auf ein einziges Spiel in der Liga und im Poka immerl in der Startelf des FC Barcelona. «Ich bin begeistert von ihm», sagte Xavi im Oktober. «Er wird noch viele Jahre in dieser Mannschaft spielen, und das sage ich nicht einfach so. Seine Mentalität ist wahnsinnig. Er hört immer zu, denkt immer nach. Wenn man ihm etwas sagt, setzt er es um.»

Alex Baena

20.07.2001 / Mittelfeld / Villareal

Baena wird oft mit Santi Cazorla verglichen. Beide Spieler verliessen als Teenager ihre Heimat und schlossen sich Villarreal an; beide wurden zu Mittelfeldspielern, die mehr für ihre Intelligenz als für ihre sportlichen Fähigkeiten bekannt sind. Wie der ehemalige Arsenal-Spieler Cazorla weiss Baena schon, was er tut, bevor er den Ball erhält - und trifft in der Regel die richtige Entscheidung. Er ist auch ein Kämpfer auf dem Platz. Er muss nur noch etwas reifer werden und merken, dass er sowohl für die Mitspieler als auch für die Fans ein Vorbild sein muss.

Ayoze Perez

29.07.1993 / Stürmer / Betis Sevilla

Perez hat bewiesen, dass es nie zu spät ist. Er wurde im Alter von 30 Jahren zum ersten Mal für die Nationalmannschaft nominiert. Nach einem Jahrzehnt in England, zunächst bei Newcastle und dann bei Leicester, hat der Stürmer von Betis in Spanien eine grossartige zweite Karriere hingelegt. Er hat Tore geschossen, aber vor allem sein schnelles Zusammenspiel hat die Gegner aus dem Gleichgewicht gebracht und geholfen, sein Team für die Europa Conference League zu qualifizieren. Er ist ein sehr vielseitiger Spieler, der auf beiden Flügeln, als Mittelstürmer oder als Mittelfeldspieler spielen kann. «Dies ist seine Chance, und er wird sie nutzen», sagte Luis de la Fuente, nachdem er ihn in seinen Kader berufen hatte. Für einen Spieler, dessen 54 Tore in England frühere spanische Trainer nie davon überzeugt haben, ihn zu nominieren, ist es der Lohn dafür, dass er immer an sich geglaubt hat. «Ich hätte nie gedacht, dass ich zur Europameisterschaft fahren könnte», sagte er.

Nico Williams

12.07.2002 / Stürmer / Athletic Bilbao

Das jüngste Mitglied der Williams-Familie ist eines der Juwelen des spanischen Fussballs. Trotz seines jungen Alters ist er ein fester und unverzichtbarer Bestandteil von Athletic Bilbao, und viele Vereine in ganz Europa sind heiss auf ihn. Als Athletic in dieser Saison die Copa del Rey gewann, wurde Williams als Mann des Spiels ausgezeichnet, und er bildet mit seinem neun Jahre älteren Bruder Inaki eine explosive Sturmreihe. Ihre Mutter Maria war mit Inaki schwanger, als sie und ihr Vater Felix aus Ghana aufbrachen und barfuss durch die Sahara liefen, um in Spanien ein besseres Leben zu finden. Inaki hat sich entschieden, Ghanas Nationalmannschaft zu vertreten, und sagt, er werde die Europameisterschaft «mit Popcorn und viel Spass» angehen. «Bei aller brüderlichen Liebe - ich bin sehr stolz darauf, zu sehen, wie er sich entwickelt, wie er ein Mann wird und wie er triumphiert», sagte Inaki. Streiten sie sich auch manchmal, wie in dieser Saison im Spiel gegen Alaves, dann ist es zur offensichtlichen Freude ihrer Mannschaftskameraden. «Wir sind schon unser ganzes Leben lang so. Wenn ich diese Art von Streit nicht mit meinem Bruder habe, mit wem soll ich sie dann haben?»

Ferran Torres

29.02.2000 / Stürmer / Barcelona

Torres vermied den Druck, unter seinem Schwiegervater Luis Enrique für die Nationalmannschaft zu spielen, hatte aber keine andere Wahl, als sich mit dem Druck auseinanderzusetzen, den der 55 Millionen Euro teure Wechsel von ManCity zum FC Barcelona mit sich brachte. Mateu Alemany, der ehemalige Barça-Fussballdirektor, nannte ihn «mein Junge», als er mit seinem Pendant bei City, Txiki Begiristain, verhandelte. Der Stürmer selbst zieht es vor, als «der Hai» bezeichnet zu werden. «Zu der Zeit als ich kam war ich nicht bereit für den Druck. Er kam ganz plötzlich auf mich zu. Es ist, als ob man in eine Spirale gerät, und ich merkte, dass ich in einem Fass ohne Boden steckte», sagte er. Nach einer Begegnung mit einem MMA-Star im letzten Sommer ist er inzwischen zum «unverwüstlichen Ferran» geworden: «Ich fuhr in die USA in den Urlaub und traf Ilia Topuria und sein Gefolge, und ich sah, wie sie ihn in dem Glauben liessen, er sei der Beste, wie sie ihn bedingungslos unterstützten. Ich sah das Selbstvertrauen, das er hatte. Ich ging als ein Ferran auf diese Reise und kam als ein anderer zurück.»

Joselu

27.03.1990 / Stürmer / Real Madrid

Im Mai 2022 war Joselu mit Alaves gerade in die zweite Liga abgestiegen und reiste nach Paris, um den Champions-League-Final im Trikot von Real Madrid zu sehen, wie jeder andere Fan auch. Er wollte die Mannschaft unterstützen, in deren Jugendakademie er ausgebildet wurde und für die sein Schwager Dani Carvajal spielt - ihre Frauen sind Zwillinge. Ein Jahr später stieg er mit Espanyol wieder ab. Ein weiteres Jahr später führte er Real mit zwei Toren im Halbfinale ins Champions-League-Final, nachdem er in der 80. Minute von der Bank gekommen war. «Meine Träume sind nicht so schön wie der heutige Tag», sagte er. In letzter Zeit hatte er einige gute Träume: Er kam spät zur Nationalmannschaft, debütierte wenige Tage vor seinem 33. Geburtstag und schoss gegen Norwegen zwei Tore innert weniger Minuten von der Bank aus.

Alvaro Morata

23.10.1992 / Stürmer / Atlético Madrid

Zur Hälfte der Saison hatte Morata bereits 19 Tore für seinen Verein erzielt und schien auf dem Höhepunkt seiner Kräfte zu sein, doch seine Form liess nach und er erreichte seinen Tiefpunkt im Rückspiel des Champions-League-Viertelfinals gegen Borussia Dortmund, als er in der ersten Minute ein Eins-gegen-Eins verpasste. Er wurde zur Halbzeit ausgewechselt. Einige Tage später erkrankte Morata an einer seltenen Viruserkrankung namens Trigeminusneuralgie, die starke Schmerzen in den Gesichtsmuskeln verursacht. In den letzten Wochen der Saison gab es Tage, an denen er wegen der Schmerzen nicht einmal mit seinen Mannschaftskameraden trainieren konnte. Er konnte auch nicht Golf spielen, ein Sport, von dem er sagt, er entspanne ihn und helfe ihm, dem Druck zu entkommen und die schlechten Gefühle hinter sich zu lassen. Er fürchtete sich um seinen Platz im spanischen Kader für die Euro, aber Luis de la Fuente gab ihm trotz der schwierigen Rückrunde eine Garantie für das Turnier in Deutschland.

Lamine Yamal

13.07.2007 / Stürmer / Barcelona

Lamine Yamal war die Sensation der Saison, sowohl für Barcelona als auch in Spanien. Der junge Stürmer hat das ganze Land in seinen Bann gezogen und Rekorde gebrochen. «Er wurde mit einem besonderen Talent geboren», sagte Sergi Roberto, der Kapitän des FC Barcelona. «Er macht den Unterschied, er wird eine neue Ära einleiten», sagte Xavi. Der Sohn einer guineischen Mutter und eines marokkanischen Vaters hat den Sprung vom FC Barcelona in die spanische Nationalmannschaft geschafft und dabei einen weiteren Rekord gebrochen: Mit 16 Jahren und 57 Tagen ist er der jüngste Spieler und Torschütze in der spanischen Nationalmannschaft. «Er ist ein unglaubliches Talent», sagte Xavi. «Wie er arbeitet, wie er kämpft, wie er der Mannschaft hilft. Er hat keine Obergrenze. Er wird nicht müde. Wir haben etwas Besonderes vor uns.»

Dani Olmo

07.05.1998 / Stürmer / RB Leipzig

«Fussball wird mit dem Ball am Fuss gewonnen», sagt Dani Olmo, von dem Luis de la Fuente erwartet, dass er bei der Europameisterschaft einer der Schlüsselspieler Spaniens sein wird. Der Nationaltrainer hatte schon immer ein Auge auf Olmo geworfen, auch nachdem er im Alter von 17 Jahren von Barcelona zu Dinamo Zagreb wechselte: Der spanische Trainer, der damals die U19-Mannschaft betreute, bot ihn immer wieder auf. Seine Vielseitigkeit ist der Schlüssel: De la Fuente kann ihn als Flügelspieler auf beiden Seiten, als zentralen Spielmacher, als Mittelfeldspieler oder als falsche Neun einsetzen. Sein Vater Miquel, der Trainer ist, hat ihn so ausgebildet, dass er auf all diesen Positionen spielen kann. Sowohl der FC Barcelona als auch Liverpool sollen ihn bei der Europameisterschaft genaustens beobachten, um ihn im Sommer vielleicht von Leipzig zu kaufen.

Mikel Oyarzabal

21.04.1997 / Stürmer / Real Sociedad

Im März 2022 zog sich Mikel Oyarzabal im Training eine Kreuzbandverletzung zu, die ihn bis Ende des Jahres ausser Gefecht setzte. Einige Fans von Real Sociedad fragten sich, ob er jemals wieder zu seiner alten Form zurückfinden würde. In dieser Saison hat er die Antwort gegeben. Obwohl der Verein mehrere Stürmer verpflichtet hat, um seine Abwesenheit zu überbrücken und ihn zu ersetzen, ist Oyarzabal wieder der wichtigste Spieler im Angriff. «Der Arzt, der mich operiert hat, sagte mir, dass ich in acht Monaten wieder auf dem Platz stehen würde, aber dass ich zwei Jahre brauchen würde, um mich komplett zu erholen», so Oyarzabal, der sich selbst nicht zu sehr unter Druck setzte. Das tat auch sein Trainer Imanol Alguacil nicht, und so hat er sich nach und nach wieder auf den Weg zu seiner Bestform und in die Nationalmannschaft gekämpft. «Mikel ist für uns ein Symbol für die Verbundenheit mit unserem Volk und unserem Land», sagt Roberto Olabe, der Sportchef seines Vereins. «Er hat auch die andere Seite des Fussballs gezeigt, die bittere Seite, die Schwierigkeit einer schweren Verletzung. Er hat uns eine Lektion in Sachen Motivation, Gelassenheit und Konzentration auf die Rückkehr zum Sport erteilt. Wir sind stolz darauf, dass Mikel uns in der Welt repräsentiert».

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