Mercedes SL im Blick-Test
Der V8 gibt sein Abschiedskonzert

Die Legende ist zurück nach einem Jahr Pause: Neu von Mercedes-AMG entwickelt, rollt der Roadster SL mit Stoffverdeck und Allrad endlich zu uns. Der Blick-Test zeigt, wie sehr er gefehlt hat.
Publiziert: 06.10.2022 um 05:05 Uhr
|
Aktualisiert: 13.11.2022 um 13:36 Uhr
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Martin A. BartholdiRedaktor Auto & Mobilität

Vor der Fahrt

«Der wirkt aber klein», ist unser erster Eindruck. Und man muss weit zurück schauen: So scharf und schnittig wie der neue sah lange kein Mercedes SL aus. Besonders das Heck wirkt endlich weniger wuchtig als bei den Vorgängern. Aber es muss ja auch kein sperriges Klappdach mehr nach dem Öffnen verstecken, sondern nur noch ein platzsparendes Stoffverdeck. Umso überraschter sind wir beim Zahlenvergleich: Der neue SL ist länger und breiter als der Vorgänger.

Auf der Strasse

Dem Handling und Fahrspass schadet das in keinster Weise. Auf den Schweizer Pässen Grimsel, Furka und Oberalp wedelt er mit seinem heckbetonten Allradantrieb flink um die Kurven. Mit 800 Newtonmetern (Nm) maximalem Drehmoment schon ab 2500 Umdrehungen zieht er flott aus der Kurve. Seine zupackenden Bremsen überzeugen ebenso wie die satte Fahrstabilität. Die Handschrift der Mercedes-Sporttochter AMG ist überall spürbar – und trotzdem kommt der Komfort dank unterschiedlicher Fahrmodi nicht zu kurz. Dieser Roadster ist schlicht geil!

Das war super

Das liegt zu einem grossen Teil auch am tollen Sound. Es ist erfrischend, dass Mercedes sich nicht um die politische Korrektheit kümmert und den V8-Biturbo seine 585 PS (430 kW) praktisch ungefiltert seine Kraft hinausposaunen lässt. Braucht man nicht zwingend, aber macht leider auch Spass. Ein symphonisches Konzert zum Abschied vom fetten V8, bevor das Elektro-Surren die Strassen-Charts dominiert.

Beim neuen Mercedes SL hatte die hauseigene Sporttochter AMG erstmals die Federführung.
Foto: Mercedes-Benz Schweiz
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Mercedes-AMG SL 63 4Matic+

Antrieb 4.0-V8-Biturbobenziner, 585 PS (430 kW), 800 Nm@2500/min, 9-Gang-Automat, Allrad
Fahrleistungen 0–100 km/h 3,6 s, Spitze 315 km/h
Masse L/B/H 4,71/2,10/1,35 m, Leergewicht 1970 kg, Kofferraum 213 l
Umwelt WLTP/Test 13,2/12,1 l/100 km = 298/273 g/km CO₂, Energie G
Preise Ab 234'900 Fr., Testwagen plus Optionen 265'765 Fr., Basis (SL 55 4Matic+, 476 PS) ab 200'100 Fr.

Antrieb 4.0-V8-Biturbobenziner, 585 PS (430 kW), 800 Nm@2500/min, 9-Gang-Automat, Allrad
Fahrleistungen 0–100 km/h 3,6 s, Spitze 315 km/h
Masse L/B/H 4,71/2,10/1,35 m, Leergewicht 1970 kg, Kofferraum 213 l
Umwelt WLTP/Test 13,2/12,1 l/100 km = 298/273 g/km CO₂, Energie G
Preise Ab 234'900 Fr., Testwagen plus Optionen 265'765 Fr., Basis (SL 55 4Matic+, 476 PS) ab 200'100 Fr.

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Das war schwach

Im Innenraum fehlt etwas der letzte Feinschliff. Im Grossen und Ganzen stimmen Materialauswahl und Verarbeitung, aber die Liebe zum Detail vermissen wir etwas. Beispiel: Die Tastenleiste unter dem coolen und klappbaren Touchscreen. Auf ganzer Länge besteht sie aus eher einfachem Kunststoff, wo wir beim Anfassen besseres erwarten würden – besonders bei einem Preis von über einer Viertelmillion Franken. Aber zugegeben, das ist schon Jammern auf hohem Niveau.

Das bleibt

Die gewöhnungsbedürftige Bedienung des Verdecks über einen Slider im Touchscreen werden wir sicher nicht so schnell vergessen – oder künftig öfter sehen, denn sie könnte die Cabrio-Zukunft sein. Und ja, der neue SL ist teuer, aber er ist eben auch ein Traumauto! Er betört mit scharfem Design, heftigen Fahrleistungen und Komfort. Und er ist eine Art Fluchtwagen, um dem Alltag zu entkommen. Das wichtigste ist auf einmal nur die nächste Kurve.

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